Kommentar:Auf die Qualität kommt es an

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Die Landesausstellung in Fürstenfeldbruck zu veranstalten, wäre wünschenswert. Aber das Thema sollte lokalen Bezug haben

Von Peter Bierl

Prinzipiell ist es eine gute Idee der CSU, die bayerische Landesausstellung nach Fürstenfeld holen zu wollen. Es wäre eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, wie man so schön sagt. Das Haus der bayerischen Geschichte bekäme mit dem ehemaligen Hauskloster der Wittelsbacher, dem barocken Prunkbau, ein fantastisches Ambiente, mindestens bayernweit würde für die Stadt Fürstenfeldbruck positiv geworben, und das Museum bekäme ein paar dringend notwendige Sanierungen, die sonst an der finanziell klammen Kommune scheitern oder zumindest auf die lange Bank geschoben würden. Während die Kosten sozialisiert werden, indem sie der Steuerzahler trägt, dürften die Gewerbetreibenden hoffen, dass bei um die 130 000 Besuchern einiges bei Gastronomie und Einzelhandel hängen bleibt.

Dennoch sollten Kommunalpolitiker und Museumsleitung sorgfältig abwägen. Wie verkraftet die Klosteranlage insgesamt und das Museum im Besonderen diese zusätzlich Masse an Gästen? Wie wird der Verkehr bewältigt? Immerhin kommen bereits jetzt zu Messen und Konzerten um die 300 000 Menschen jährlich ins Veranstaltungsforum, während das Museum im Vorjahr etwas mehr als 10 000 Besucher registrierte. Welche Investitionen übernimmt das Haus der bayerischen Geschichte und welche würden an der Stadt hängen bleiben?

Ein Kriterium muss sein, dass die Ausstellung einen lokalen Bezug hat, aufklärt und zum Nachdenken anregt, nicht bloß Tourismusevent mit digitalem Schnickschnack wird. Voriges Jahr wurde dem "Mythos Bayern" gehuldigt, anstatt sich mit Novemberrevolution und Räterepublik zu beschäftigen. Beachtlich, wie die Gründung des Freistaates vor 100 Jahren zugunsten des Märchenkönigs ignoriert wurde.

Als Kulisse für irgendeinen Wittelsbacher Duodezfürsten wäre Fürstenfeld zu schade. Denn das Stadtmuseum hat bereits viele Aspekte der Klostergeschichte in vorbildlicher Weise abgehandelt, etwa den Wirtschaftsbetrieb der Zisterzienser, die Säkularisation, die barocken Gartenanlagen oder aktuell die Polizeischule während des Nationalsozialismus. Die Mitarbeiterinnen haben damit qualitative Maßstäbe gesetzt, die nicht unterschritten werden dürfen.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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