Kommentar:Absurde Argumente

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Eine Tierauffangstation macht dicht. Grotesk ist, dass die Politik ausgerechnet damit beweisen will, dass man den Verein dringend braucht

Von Heike A. Batzer

Wer einen Geldbeutel auf der Straße findet, gibt ihn als ehrenwerter Bürger normalerweise beim Fundamt von Stadt oder Gemeinde ab. Wer ein Tier findet, muss es auch aufs Fundamt bringen. Das klingt komisch und ist es auch. Aber es ist gesetzliche Vorgabe und vom Bundesverwaltungsgericht kürzlich bestätigt worden. Die Kommunen sind zuständig für die Aufnahme und Versorgung von Fundtieren. Weil sich das in Rathäusern in der Regel schlecht organisieren lässt, greifen Städte und Gemeinden gerne auf die Dienste von Tierschutzvereinen zurück, die ihnen diese Arbeit abnehmen.

Die Tierschutzvereine dafür finanziell angemessen zu unterstützen, wie sie dies bei Sportvereinen oder auf dem Gebiet der Kulturförderung tun, wollen Städte und Gemeinden aber nicht. Der Tierschutz hat keine ausreichende Lobby. Von Gesetz und Rechtsprechung kommt keine Hilfe und die Kommunen ducken sich einfach weg und ignorieren das Problem. Stattdessen reden sie sich raus, es gebe doch gar nicht so viele Fundtiere. Es ist geradezu grotesk: Den Tierfreunden Brucker Land, die nun vor dem Aus stehen, wurde ihr selbstloser Einsatz für die Tiere quasi zum Verhängnis. Sie kümmerten sich unbürokratisch um Tiere in Not - sieben Tage in der Woche -, weil es gelebter Realität entspricht, dass, wer ein Tier findet, es zu den Tierschützern bringt. Das sind die ehrenamtlichen Fachleute, die wissen, was mit diesem Tier zu tun ist.

Durch ihr Nichtagieren nehmen die Kommunen in Kauf, dass die Tierfreunde Brucker Land ihr Tierheim schließen müssen, das jährlich zwischen 300 und 400 Kleintieren ein vorübergehendes Zuhause gegeben hat. Dass die Kommunen umdenken werden, wenn es das Tierheim nicht mehr gibt und die Fundtiere in den Rathäusern landen, wie Maisachs Bürgermeister Hans Seidl hofft, macht die Sache noch bizarrer. Man lässt einen Verein zugrunde gehen, um damit zu beweisen, dass man ihn eigentlich bräuchte. Was für eine absurde Argumentation! Sie ist weder im Sinne des Tierwohls noch der ehrenamtlichen Helfer, die den Verein jahrelang mit Leben gefüllt haben.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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