Kolpingsfamilie:"Das ist keine Kasperlband"

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Karlheinz Frey hat die Cuba-Boarischen für die Kolpingsfamilie ins Olchinger Festzelt geholt. (Foto: oh)

Karlheinz Frey über die finanziellen Risiken des Cuba-Boarischen-Engagements

Interview von Stefan Salger, Olching

Die Kolpingsfamilie Olching hat sich schon einen Namen gemacht mit Veranstaltungen wie dem Starkbierfest und diversen Konzerten. Aber dass sie jüngst die Cuba-Boarischen ins Volksfestzelt geholt haben, das war eine echte Premiere. Karlheinz Frey,60, über Unwägbarkeiten, Starallüren und künftige Projekte:

SZ: Die Cuba-Boarischen genießen einen exzellenten Ruf, sind aber auch nicht ganz billig. Wie kamen Sie darauf, sie zu engagieren und wie viele Mitglieder haben sich um die Veranstaltung gekümmert?

Karlheinz Frey: Im Februar 2014 haben meine Frau und ich die Cuba-Boarischen in der Germeringer Stadthalle gesehen. Wir waren absolut begeistert. Und nachdem die Kolpingsfamilie Olching schon Erfahrung bei der Organisation von Großveranstaltungen hat, zu denen teils mehr als 800 Besucher kommen, habe ich das damals in einer Vorstandssitzung angesprochen. Ich habe dann Peter Rutz, den Manager der Cuba-Boarischen angerufen. Der hat erst mal geflachst, wo Olching denn eigentlich liege? Ich habe ihm geantwortet: Olching sei das heimliche kulturelle Zentrum des Landkreises. Für 2016 hat es dann geklappt. Etwa zehn Kollegen von der Kolpingsfamilie haben bei Vorbereitung und Umsetzung geholfen. Wir haben sehr viel in die Werbung investiert, Plakate und bauzaungroße Banner an strategischen Standorten und den umliegenden S-Bahnstationen platziert und wurden von örtlichen Firmen finanziell unterstützt.

Gagen solcher Bands bewegen sich für gewöhnlich im fünfstelligen Bereich. Hatten Sie nicht Bedenken, dass an einem Montag zu wenige Besucher kommen und Sie auf einem Teil der Kosten sitzenbleiben ?

Tja, ich erinnere mich genau an den Satz eines Vorstandskollegen, als wir die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt haben: 'Wahrscheinlich ist das unser finanzieller Ruin'. Ich war aber überzeugt, das kann nicht schief gehen, die Cuba-Boarischen sind keine Kasperlband, die nur Covermusik abreitet, sondern das sind Musiker aus Leidenschaft, die stilistisch echt etwas Neues in die Welt gesetzt haben. Und sie sind ein Publikumsmagnet, das hat sich ja auch bei Auftritten in Germering und Fürstenfeldbruck gezeigt. Aber es ist schon richtig, dass man trotzdem mal darüber grübelt, ob es denn noch andere Risiken gibt. Zum Beispiel wenn die Amper über die Ufer geht und das Zelt wegschwemmt, so was hatten wir ja fast schon mal. Oder wenn's die neu installierten FI-Schutzschalter auf dem neu sanierten Volksfestplatz während des Konzertes raushaut oder sich ein paar Holzköpfe wegen der Platzwahl in die Haare kriegen. Da war ich schon zeitweise mit hohem Blutdruck unterwegs . Aber es ging ja alles gut und wir hatten mehr als 900 Besucher. Was vom Eintritt übrig bleibt, wird für die Erhaltung des Kolpingheimes und für soziale Aktivitäten investiert. Eine der wichtigsten Aktivitäten ist die Unterstützung des Olchinger Ehrenbürgers und Trägers des Bundesverdienstkreuzes, Pfarrer Josef Aicher, der im Kongo als Seelsorger und Entwicklungshelfer arbeitet. Aktuell planen wir hier den Aufbau einer Krankenstation in der Gemeinde vom Aicher Sepp.

Manchmal hört man die wildesten Geschichten über die Marotten von Musikern und deren Ansprüche. Wie war das bei den Cuba-Boarischen?

Es gibt in der Tat Künstler, bei denen dreht es einem schon beim Lesen der Bühnenanweisung den Magen um. Aber die Cuba-Boarischen sind wirklich geerdete, bodenständige Leute. Wir hatten vor, während und auch nach dem Konzert im Aufenthaltsbereich der Künstler viel Spaß. Die Musiker und Techniker haben auch selbst noch bis halb zwei in der Früh gemeinsam abgebaut. Und das, obwohl sie an dem Abend den siebten Tag hintereinander auf der Bühne gestanden sind.

Und wie war das mit der kubanischen Gastband Nueva Imagen - wie hat da die Verständigung geklappt?

Das ging ganz gut mit Englisch, Deutsch, Italospanisch und mit Händen und Füßen. Und die Cuba-Boarischen haben bei Bedarf auch geholfen, die sprechen ja zwischenzeitlich recht gut Spanisch. Während der Pause kam übrigens Carlos Valdivia Paz zu mir. Er hatte beim Abendessen nach dem Soundcheck ein Hendl gegessen und ist da auf den Geschmack gekommen. Er fragte, ob ich ihm noch ein weiteres Hendl organisieren könne,- in a cover-, er würde es sehr gerne seiner Freundin mitbringen, denn sie mag sooooo gerne Hühnchen.

Gibt es bereits ein nächstes großes Projekt?

Ja, erst wird es einige Aktivitäten geben, die wir aus eigener Kraft stemmen werden, also ohne bezahlte Fremdkünstler. Im Herbst steht traditionell das Kolpingtheater auf der Agenda, im März 2017 findet das Starkbierfest statt, für das bereits Ende 2016 die ersten Brainstormings zum Programm stattfinden werden. Im Dezember 2016 wollten wir eigentlich Ludwig Thomas Heilige Nacht mit Enrico de Paruta nach Olching holen, dies war leider aus terminlichen und organisatorischen Gründen nicht umsetzbar, so dass wir uns kurzerhand entschlossen haben, die Heilige Nacht aus eigenen Kräften zu inszenieren. Ansonsten denken wir schon daran, 2017 oder 2018 eine Veranstaltung, ähnlich wie mit den Cuba-Boarischen umzusetzen. Es gibt auch schon Ideen. Diese sind aber noch etwas unscharf, und bevor wir uns aus dem Fenster lehnen, müssen vereinsintern, aber auch mit der Stadt Olching, noch einige Details besprochen werden.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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