Umwelt:Ein Fest für das Klima

Lesezeit: 3 min

Für die jungen Besucherinnen und Besucher gibt es kleine Pflanztöpfchen. (Foto: Leonhard Simon)

In Germering informieren die Umweltschützer verschiedener Organisationen über ihre Arbeit. An manchen Ständen herrscht großer Besucherandrang

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Zuerst fällt wohl jedem Besucher des Germeringer Klimafestes auf dem Stadthallenplatz der einladend dekorierte Stand der "Omas for Future" auf. "Klima retten jetzt" prangt auf einem selbst gestalteten Transparent und darunter "schnelle Energiewende". Dann noch ein Plakat "Freiwillig Tempo 100" und entsprechende Aufkleber dazu. Ingeborg Köstner steht am Stand und der ist zwei Stunden nach der Eröffnung der Veranstaltung im Gegensatz zu einigen anderen gut besucht. "Wir wollen hartnäckig Bewusstsein schaffen", sagt Köstner. Mit ihren sieben Mitstreiterinnen versammelt sie sich jeden Freitag zu einer Klimawache mit ihrem Banner an der Stadthalle. "Das machen wir seit zwei Jahren", so Köstner und man spürt, wie sie hinter der Sache steht.

Es ist das zweite Klimafest in Germering und viel hat sich in Sachen Klimawende nicht getan. Das wissen auch die Grünen. Die haben sich an einem kleinen Bistrotisch versammelt. Sophie Schuhmacher, die Sprecherin der Germeringer Grünen, greift das Thema Tempo 100 auf. "Das wäre so einfach umzusetzen", sagt sie - und würde bis auf einige Schilder nichts kosten. Dann redet sie von Enttäuschung über die Politik der Bundesregierung, an der ihre Partei beteiligt ist. Auch zum Klimafest kämen vorrangig die Leute, die sich sowieso schon engagieren. Müsste man nicht radikaler vorgehen und es wie die "Letzte Generation" macht? "Wie erreicht man mehr?", sei die entscheidende Frage, so Schuhmacher. "Da bin ich mir nicht sicher." Die Wärmepumpendebatte jedenfalls sei nicht hilfreich gewesen. "Die Menschen lassen sich verunsichern", mischt sich Sebastian Lederer ein. "Sie prüfen keine Quelle", bedauert der Bundessprecher des Vereins der Handwerker-Grünen.

Am Stand der evangelischen Jugend bekommen die Gäste frische Limonade. (Foto: Leonhard Simon)

Nicht ganz so politisch geht es am Nachbarstand des Carl-Spitzweg-Gymnasiums zu. Der dortige Umweltkurs, ein Wahlkurs, mit Lehrer Markus Seidl zeigt einige Experimente. Da werden zum Beispiel Strohhalme auf Belastung und Nachhaltigkeit getestet. "Strohhalme aus Holz und Papier zersetzen sich in der Erde nach etwa vier Wochen", hat David Blaut aus der zehnten Klasse herausgefunden. Die immer noch typischen Strohhalme aus Plastik zersetzen sich gar nicht. "Seit einigen Jahren sind Einweg-Plastikstrohhalme verboten", erklärt Bio- und Chemiestudienrat Seidl, "Mehrweg-Plastikstrohhalme gibt es immer noch." Aus Umweltgesichtspunkten offenbar ein fauler Kompromiss. Im Hintergrund spielt die Stadtkapelle passend dazu "Money, Money, Money" von ABBA.

Auch Pfarrer Michael Lorenz hört das und schmunzelt. Er ist einer der Initiatoren von "Germering for Future" gewesen. Vor zwei Jahren hat sich die Initiative als Verein gegründet. "Bündnis Zukunft Germering" nennt er sich. Pfarrer Lorenz von der Bonhoeffer-Kirche ist ihr Vorsitzender. "Wir brauchen mehr Mitstreiter", wünscht er sich. Auch ihm geht es in Sachen Klimawende viel zu langsam. "Wie die Wärmewende zerredet wird, frustriert mich", sagt Lorenz. "Die Wärmewende müssen wir hinkriegen", appelliert er an die "Große Politik". Radikaler werden in den Aktionen? "Was die 'Letzte Generation' macht, klingt zu negativ und kommt nicht gut an", zeigt sich Lorenz überzeugt. Viele Leute würden dann sagen, jetzt sind das alles Spinner, die sich fürs Klima einsetzen. Ganz entschieden wendet er sich aber dagegen, dass man die Klimakleber jetzt kriminalisiert. "Das ist Blödsinn", bekräftigt Lorenz.

Auch die CSU ist mit einem Stand beim Klimafest vertreten. (Foto: Leonhard Simon)

Die CSU ist auch da und hat etwa 150 kleine Blumentöpfe aufgebaut. Jeder, der das Glücksrad dreht, kann eine Kresse, Kornblume oder Zitronenmelisse mit nachhause nehmen. Die Partei hat einen Flyer ausgelegt, der für "Klima und Regionalität" wirbt. Adressen von örtlichen Lebensmittelerzeugern sind darin zu finden, daneben liegt die CSU-Broschüre "Bayerns Erfolgsbilanz Erneuerbare Energien". Da ist viel von Wasserkraft und Photovoltaik die Rede, wo Bayern durchaus vorne dran ist. Doch der Balken "Wind an Land" ist in der Grafik so schmal, dass er kaum zu erkennen ist. Die Bürgerenergiegenossenschaft "Sonnensegler" am Stand dahinter würde gerne Windräder und Photovoltaikanlagen bauen, wenn man sie ließe. Alles gehe sehr langsam voran, zu langsam. Da muss man den langen Atem der 70-jährigen Ingeborg Köstner von den "Omas for Future" haben, die sich für ihre drei Enkelkinder ins Zeug legt, die das 22. Jahrhundert mit einiger Sicherheit noch erleben werden. Wenn das Klima es dann noch gestattet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusArtenschutz
:Kükenstube auf dem Kamin

In Kottgeisering zieht ein Weißstorchpaar seit Jahren Junge groß. Diesmal sind es sogar vier. Auch in einem Horst hoch über der Brauerei Maisach gibt es Nachwuchs - zum ersten Mal.

Von Heike A. Batzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: