Klassik:Vielfalt in Besetzung und Stil

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Insgesamt sind 16 Künstler nach Puchheim gekommen, die in verschiedenen Besetzungen spielen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Gelungener Kammermusikabend im Puc

Von KLAUS MOHR, Puchheim

Wie ein Schaufenster der Kammermusik sind die Abende mit den Musikern aus dem Staatstheater am Gärtnerplatz, die jeweils am Montag im Puchheimer Kulturzentrum stattfinden: Verschiedene Ensembles musizieren da oft ausgefallene Werke bekannter und weniger bekannter Komponisten. Das Publikum schätzt in steigendem Maß diese Konzerte an einem Wochentag, der traditionell eher wenige solche Veranstaltungen bereithält. Diesmal erklangen vier Werke für drei bis sechs Musiker unter dem Motto "Träume und Streiche". Insgesamt waren 16 Künstler nach Puchheim gekommen, wodurch die Abwechslung alleine schon zum Programm wurde.

Das einzige, kurz vor seinem Tod entstandene Streichquartett in C-Dur aus dem Jahr 1920 von Engelbert Humperdinck eröffnete den Abend. Der Komponist verleugnet in diesem Werk den romantischen Gestus nicht, der auch sein Hauptwerk, die Oper "Hänsel und Gretel" kennzeichnet. Im Eingangs-Allegro überwog der warme und zuversichtliche Klang, der in dunkler Färbung den Satz eröffnete. In spätromantischer Harmonik wurden verschiedene Gedanken episodenhaft vorgetragen. Dabei gab es immer wieder schwärmerische Momente, die sehr präsent beim Hörer ankamen. Der Mittelsatz (Gemächlich) startete solistisch und mündete dann in einen imitatorischen Verlauf. Rustikale Klangelemente und große Innigkeit kennzeichneten den Finalsatz (Lebhaft).

Darius Milhaud ist als Komponist mit vielen musikalischen Gesichtern bekannt, oft auch in den Bereich der Filmmusik hinein. Auch davon war etwas zu hören im Kopfsatz der Tanzsuite op. 294 mit dem Titel "Les rêves de Jacob". Die Oboe führte das Geschehen im ganzen Werk an, doch blieben die programmatischen Bezüge in den Sätzen eher peripher.

Es folgten zwei Gesänge op. 91 für Altstimme, Viola und Klavier von Johannes Brahms. Beide überzeugten durch ihren leidenschaftlichen Ausdruck und das zwischen Gesang, Viola und Klavier gut austarierte Klangbild. Leider ließ die Textverständlichkeit bei der Altistin, mithin der Kern jedes Liedes, sehr zu wünschen übrig, so dass es bei nur schöner Musik blieb.

Eines der bekanntesten Werke von Richard Strauss ist seine symphonische Dichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche" op. 28, die das Programm beschloss. Die aus dem Orchesterwerk reduzierte Besetzung mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier fing bei den Bläsern die originalen Klangfarben gut ein. Dem Klavier kam der Part zu, die fehlenden Orchesterstimmen zum Klingen zu bringen. Auf diese Weise entstand eine Fassung, die hohen Wiedererkennungswert hatte, ja manchmal den motivischen Kern noch pointierter herausarbeitete. Unter dem Strich aber, und das lag sicher auch an der Bekanntheit des Stücks, blieb diese Bearbeitung von Michael M. Carp weit hinter dem klanglich beeindruckenden Original zurück. Das lag sicher auch daran, dass die Transkription keine Idee hatte, wie aus der Situation des Arrangements der Impuls für etwas eigenständig Neues hätte entstehen können.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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