Klassik in Eichenau:Neckisch hüpfend

Lesezeit: 2 min

Helene Lerch und Christian Brembeck spielen das Abschlusskonzert der Roggensteiner Reihe. (Foto: Günther Reger)

Spannendes Konzert für zwei Cembali

Von Klaus Mohr, Eichenau

Wird Musik für zwei (moderne) Klaviere aufgeführt, so versucht man, zwei identische Flügelmodelle zu verwenden, die klanglich möglichst gut angeglichen werden. Für den Hörer entsteht neben einer größeren Klangfülle eine Art Stereoeffekt, weil sich die beiden Flügel gegenüberstehen. Bei einem Konzert für zwei Cembali kommen zwei gleiche Instrumente in der Regel nicht in Betracht, da historische Cembali meist nur noch in wenigen Einzelexemplaren und geografisch verstreut verfügbar sind.

Beim Abschlussabend der diesjährigen Konzertreihe in der Kapelle Sankt Georg in Roggenstein kamen am Sonntag zwei Nachbauten italienischer Cembali zum Einsatz, deren Entstehungszeit um einhundert Jahre differierte und die verschieden lang waren. So hatten sie eine unterschiedliche Klangcharakteristik, was den Zuhörer problemlos eine vergnügliche Differenzierung ermöglichte. Hatte das eine Instrument einen eher klaren Ton, zeichnete das andere ein weicher und sehr runder Klang aus. Es musizierten Helene Lerch und Christian Brembeck.

Im Eröffnungsstück, "Echo ad manuale duplex forte & lene" von Samuel Scheidt nutzten die beiden Instrumente zunächst verschiedene Klangräume. Da das Spiel oft alternierend war, entstand der Eindruck eines Echos, wobei die Zuordnung durch den unterschiedlichen Klang untermauert wurde. Durch vielfältige Motivbausteine entwickelte sich ein munteres Ballspiel zwischen den Cembali, bei dem unsichtbare, aber umso besser hörbare Bälle von einem Cembalisten zum anderen und wieder zurück geworfen wurden. Die "Divisions on the Goodnight ground" aus dem "Dublin Virginal Manuscript" des 17. Jahrhunderts folgte. Auch hier ermöglichte der musikalische Satz dem Publikum eine sehr gute Durchhörbarkeit. Die anfängliche Schreitbewegung wurde durch Variationen mit kürzeren Notenwerten bereichert.

Italienische Leichtigkeit strahlte die Sonata "La Leona" von Cesario Gussage aus. Hier rauschten arpeggierte Akkorde auf und ab und waren mit reichlich Spielwerk verbunden, das geradezu neckisch zwischen den Instrumenten hin und her hüpfte. Strengere Regeln der Imitation prägten die Canzon francese detta "La Carissima" von Adriano Banchieri. Zwischen kraftvolle Akkorde, die auch die Klangfülle der Cembali hören ließen, waren dialogische Passagen gesetzt. Ein spielfreudiges Stück war die Sonata in d-Moll für zwei Cembali von Bernardo Pasquini. Da das Stück nur fragmentartig notiert war, kam den Interpreten ein weiter Gestaltungsspielraum zu, den sie sehr geschickt im Sinne von gemeinsamer Kommunikation nutzten. Auf der Grundlage eines klaren Harmonieverlaufs ergaben sich diverse Variationen, die auch den Gebrauch eines Lautenzugs als Register beinhalteten.

Wie bei einem Feuerwerk kam das anspruchsvollste Werk zum Schluss, nämlich das Concerto in C-Dur BWV 1061a für zwei Cembali von Johann Sebastian Bach. Im Eingangs-Allegro dominierte der festlich-konzertierende Gestus, dessen Kennzeichen ein energiegeladener, oft rauschender Verlauf war. Filigranere Strukturen, die dazwischen gesetzt waren, wirkten wie kleine Ruhepole. Die Tatsache, dass der Ton beider Instrumente nicht immer synchron im Anschlag geriet, beeinträchtigte den Gesamteindruck kaum, auch wenn er im Detail bedauerlich war. Eine korrespondierende Melodielinie prägte das Adagio, während das Thema der abschließenden Fuge immer wieder wie ein Lichtbogen aus dem Gesamtklang aufstrahlte. Viel Beifall und eine Zugabe gab es zum Schluss.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: