Kinderfreundliches Puchheim:Eine Stadt für die Kleinen

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Ein kinderfreundliches Antlitz hat die Stadt Puchheim nicht überall, wie das Graffito in der Planie offenbart. (Foto: Johannes Simon)

Puchheim hat sich seine Auszeichnung als "kinderfreundliche Kommune" verdient. Nach zwei Jahren ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz und freuen sich über die erfolgreiche Einbeziehung der jüngsten Einwohner

Von Peter Bierl, Puchheim

Eine positive Zwischenbilanz des Puchheimer Aktionsplanes "Kinderfreundliche Kommune" hat der gleichnamige Verein gezogen. "Wir sind sehr beeindruckt, was geschafft wurde, trotz Corona", sagte Geschäftsführer Dominik Bär bei der digitalen Pressekonferenz am Freitag. "Manches hat Leuchtturmcharakter für andere Kommunen." Ein großes Lob spendete Eva Göttlein, eine von drei Sachverständigen, die den Prozess begleiten. Besondere Anerkennung gab es für die verbesserte Qualität der Schulverpflegung und die Kampagne "Zu Fuß zur Schule". Ein großes Thema bleibt die Kinderarmut, die in Puchheim mehr als 16 Prozent aller Kinder und Jugendlichen betrifft, mehr als im bayerischen Durchschnitt.

Seit 2016 nimmt Puchheim an der Aktion "Kinderfreundliche Kommunen" teil, die zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention beitragen soll. Seit 2019 darf sich die Kommune als zweite bayerische Stadt mit dem Siegel "Kinderfreundliche Kommune" schmücken. Dafür muss ein Aktionsplan aufgestellt und umgesetzt werden. Zu den Maßnahmen gehören ein Qualitätsfonds in Höhe von 450 000 Euro, um die Kindertagesstätten zu unterstützen, etwa bei sprachlicher Bildung oder Gesundheitsprävention. Am Umbau des Spielplatzes an der Krokusstraße im Herbst wurden Familien mit Kindern bis 14 Jahren beteiligt, ebenso konnten Kinder die Holztürme auf dem neuen Spielplatz an der Kennedywiese oder den Umbau des Schulhofes des Grundschule Süd mit gestalten. An den drei Grundschulen haben Kinder neue Schilder für alle Spielplätze gemalt, die Bär besonders gefallen. Im Rathaus wurde ein Büro für Kinder und Jugendliche eingerichtet und Martina Lehmann mit der Koordination des gesamten Projekts beauftragt, Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) hält regelmäßig eigene Kindersprechstunden ab.

Eine wichtige Rolle im Aktionsplan spielt der Jugendbeirat, der in Puchheim mangels Beteiligung einige Zeit nicht existierte, aber vor vier Jahren reaktiviert wurde, als es um die Anlage eines neuen Skaterparks ging. Der Erfolg beflügelte die Jugendlichen. Als nächstes Projekt steht die Einrichtung von zwei weiteren Treffpunkten auf der Agenda, sagte Fabian Schreiber vom Jugendbeirat. Gemeint sind ein mobiler und ein stationärer Ort, an dem sich Jugendliche aufhalten können. Außerdem muss im Herbst die reguläre Neuwahl organisiert werden, insbesondere Kandidaten gefunden werden.

Dass zu viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen, sorgt etwa im Bereich der Grundschule Süd immer wieder für Chaos und Ärger mit Anwohnern. Im Rahmen des Aktionsplanes wurden nun Elternhaltestellen in der Allinger Straße eingerichtet, von dort aus sollten die Kinder zu Fuß durch das Wohngebiet zur Schule gehen. Diese Stationen seien allerdings nicht angenommen worden, berichtete Lehmann. Nun versucht es die Stadt mit speziellen Aktionswochen, in denen Eltern und Schüler animiert werden, gemeinsam in Gruppen zu Fuß zu gehen. Das sei ein voller Erfolg, denn mehr als 90 Prozent der Kinder kämen zu Fuß, die Anwohner schenkten Kaffee an die Eltern aus.

Kaum zu lösen ist hingegen die Kinderarmut, weil sie mit sozialen Verhältnissen zusammenhängt, die eine Kommune kaum beeinflussen kann, etwa der Existenz eines großen Niedriglohnsektors. Das Resultat ist, dass es in Puchheim viele Haushalte mit geringem Einkommen gibt. Geplant ist eine spezielle Fachtagung, um Handlungsmöglichkeiten auszuloten. "Wichtig ist, die Kinderarmut überhaupt sichtbar zu machen", sagte der Bürgermeister. Darum soll auch eine Fotoausstellung zu Kinderarmut gezeigt werden.

Das Programm läuft vier Jahre und kann verlängert werden. Im ersten Jahr wird durch Beteiligungsverfahren mit Kindern und Jugendlichen der Aktionsplan vorbereitet. Nach dessen Bestätigung durch den Stadtrat prüft ihn der Verein Kinderfreundliche Kommunen und vergibt das Siegel für die folgenden drei Jahre.

© SZ vom 28.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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