Junge Denksportler:Duell der Strategen

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Rauchende Köpfe: An hundert Brettern wird im Viscari-Gymnasium gespielt. Den Überblick behält Schiedsrichter Helmut Becker (rechts), der Abteilungsleiter Schach beim TuS Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

An den oberbayerischen Schulschachmeisterschaften im Viscardi-Gymnasium nehmen 200 Jugendliche teil, darunter der bayerische U10-Meister Aurelian Krüger

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Aurelian Krüger aus Bruck braucht nur fünf Minuten, um seinen Gegner vom Gymnasium Ingolstadt mit Turm und Springer matt zu setzen. Bei der oberbayerischen Schulschachmeisterschaft im Brucker Viscardi-Gymnasium hätte sich Aurelian locker mehr Zeit nehmen können. Beim Schnellschachturnier hat jeder Schüler 20 Minuten Bedenkzeit. "Ich habe viel Erfahrung", verrät der zehn Jahre alte Fünftklässler. Sein Vater Christian, der neben ihm sitzt, bestätigt das: Er hat Aurelian mit vier Jahren das Schachspielen beigebracht. "Noch spiele ich vielleicht etwas besser als er, aber lange wird das wohl nicht mehr dauern, bis er mich dauernd besiegt", so der Vater.

Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler aus Grundschulen und Gymnasien duellierten sich sechs Stunden lang an hundert Schachbrettern. Einige können schon meisterliche Erfolge aufweisen. So auch Aurelian Krüger. Er ist der amtierende bayerische Meister in der Altersklasse U10. "Das bin ich zweimal hintereinander geworden", präzisiert Aurelian. Heute habe er das Londoner System gespielt. Das beginnt mit einem Bauernzug mit weiß nach d4. Ihn konnte an diesem Tag im Viscardi in sieben Partien niemand schlagen. Trotzdem verpassten die Brucker Gymnasiasten die Qualifikation für die bayerischen Schultitelkämpfe, weil das Viererteam gegen Dorfen verloren hatte.

Das Viscardi-Gymnasium ist seit Juli dieses Jahres Deutsche Schachschule. Zurückzuführen ist das vor allem auf das jahrelange Engagement von Karsten Schuster. Er unterrichtet Mathematik und Physik an der Schule. 2003 hat er mit dem Schachunterricht an der Schule begonnen, 2008 wurde es offizielles Wahlfach. Schuster ist selbst ein leidenschaftlicher Schachspieler und gehört seit vielen Jahren zur Oberliga- und jetzt zur Landesligamannschaft des SC Gröbenzell. Im Rahmen der Schachschule unterrichtet er zusammen mit seinem Kollegen Alexander Weh etwa 60 Kinder an der Schule von der fünften bis zur zwölften Klasse drei Stunden pro Woche. Zu erkennen sind die Schülerinnen und Schüler, die an der oberbayerischen Schulmeisterschaft teilnehmen, an ihren einheitlichen grauen Sweatshirts mit dem roten Schriftzug "Viscardi-Schachteam". Auch zwei Viscardi-Mädchenmannschaften sind dabei. Eine Viererformation kann sich am Ende ohne Niederlage für die bayerischen Schulmeisterschaften qualifizieren. Neben der bayerischen U12-Meisterin Emily Alferova und ihre Schwester Katja ist auch Valentina Schuster, die Tochter des Schach-Mentors an der Schule, mit dabei. Die elf Jahre alte Valentina hat vier Partien schon gewonnen, bevor ihr in der fünften ein Lapsus unterläuft. Sie zieht zweimal den eigenen König ins gegnerische Schach. Das bedeutete die Disqualifikation. So sind die Regeln nun mal, auf deren Einhaltung Schiedsrichter Hans-Joachim Hecht, der Großmeister vom TuS Fürstenfeldbruck, achtet.

Im ersten Stock spielen die Grundschüler um den oberbayerischen Titel. Das Quartett der Grundschule Windach hat gute Chancen, die nächste Runde zu erreichen, hat es doch bisher alle vier Duelle gewonnen. Auch die Windacher Grundschule hat den Status einer Deutschen Schachschule. Zwei Jugendtrainer der Schachfreunde Windach beobachten ihren Nachwuchs. Der neunjährige Leander gibt sich selbstbewusst vor dem Match gegen die Grundschule Elbach aus dem Landkreis Miesbach: "Ich will gewinnen, weil meine Schwester vor drei Jahren hier gewonnen hat." Mit den weißen Figuren setzt Leander auf seine bewährte Eröffnung: Bauer nach c4 und "gleich den Läufer entwickeln", meint der Bub überzeugt.

Inzwischen tauscht sich Aurelian mit seinen Schulfreunden aus. Die Schule bereitet ihm keine Probleme, so dass genügend Zeit fürs Schachtraining bleibt. Er spielt schon beim SC Gröbenzell im Verein, zusätzlich übt er einmal die Woche mit einem Internationalen Meister. "Er spielt aber auch noch gerne Fußball", sagt Vater Christian Krüger und belegt damit die Vielseitigkeit seines Sohnes.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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