Jubiläum:Das Spiel der Frauen

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13 Karten für jeden Spieler (von links): Andreas Maag, Regina Nöhmeier, Carola Meier, Anne Hüffer und Sigi Benda zeigen ein Blatt, wie man es auf die Hand bekommen kann. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Bridge sind die Kartenspielerinnen zumeist unter sich. Nur eine Handvoll Männer ist mit von der Partie. Das zeigt sich auch bei der Feier zum 15-jährigen Bestehen des Olchinger Klubs

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Eckhard Kasper steht unter den vielen Frauen etwas einsam herum. "Wir wenigen Männer sind natürlich Hahn im Korb", sagt er schmunzelnd. Das Kartenspiel Bridge wird eindeutig von Frauen dominiert. So ist es auch an diesem Jubiläumsabend des Bridge-Clubs Olching, der sein 15-jähriges Bestehen mit einem Festakt im "Haus der Begegnung" begeht. Bürgermeister Andreas Magg hält ein Grußwort und freut sich über das lebhafte Clubleben. Ein Büffet steht bereit, Klubpräsidentin Regina Nöhmeier gibt einen kurzen Überblick über die vergangenen 15 Jahre und beschreibt die Bridge-Leidenschaft wie folgt: "Es ist spannend, immer wieder überraschend und es lässt einen in vielen Fällen nicht mehr los."

Eckhard Kasper, 80, hat Bridge erst vor sechs Jahren für sich entdeckt. Dafür reist er von Unterschleißheim nach Olching an. Dazu spielt er noch im Dachau Bridge. Kasper gehört zu den acht Männern, die im Olchinger Bridge-Club mitspielen. Die anderen 55 Mitglieder sind Frauen. Kasper fühlte sich erst nach einem Jahr Bridge einigermaßen sattelfest. "Ein Jahr braucht man, um die Grundlagen zu beherrschen", zeigt er sich überzeugt. Die 52 Spielkarten bieten unendliche Variationen. Am Festabend präsentiert Klubchefin Nöhmeier mit Waltraud Treutler aus München ein weiteres weibliches Mitglied. Treutler erobert sich mit selbst gemachten Pralinen als Einstandsgeschenk sofort die Herzen der Kartenspielerinnen und -spieler.

Warum dominieren Frauen das Bridge-Spiel? Bridge wird mit vier Spielern pro Tisch gespielt. Die 52 Karten erfordern ein exzellentes Gedächtnis. Dass Frauen das bessere Gedächtnis haben, ist strittig. "Aber sie haben mehr Zeit", sagt Nöhmeier. "Viele Frauen waren früher nicht berufstätig und hatten mehr Zeit." Einige von denen sind immer noch dabei. Inzwischen sind sie zumeist in der Altersklasse 70 bis 90 Jahre angekommen und viele haben mehrere Jahrzehnte Bridge hinter sich. "Männer zocken und spielen lieber Skat um Geld", meint Inge Möller-Jensen und führt ein anderes Argument in die Debatte ein, warum sich Männer vom Bridge eher fernhalten. Um Geld gehe es beim Bridge nicht. Die Dänin ist inzwischen 81 Jahre alt und spielt seit etwa 60 Jahren Bridge. Es gehe nur um die Ehre, wenn man gewinnt.

Bridge wird immer am Vierertisch mit Partnerin oder Partner gespielt. Viele im Olchinger Club spielen jahrelang mit einer Partnerin zusammen. Da ist blindes Verständnis notwendig, sonst geht es schief, oder es kommt zu Streitereien zwischen den Partnern. Ilse Krupinski hat seit 1974 schon einige Male die Partnerin gewechselt. Sie ist mittlerweile 96 Jahre alt und damit so etwas wie die Bridge-Königin des Clubs. "Das Gedächtnis funktioniert noch gut", sagt Krupinski. Sonst würde es auch keinen Sinn machen, da mitzuspielen. "Sie vergisst nichts, nicht einmal im Ansatz", bestätigt Gisela Tönnies, die aus Gröbenzell kommt und Krupinski seit vielen Jahren gut kennt. Wird sie heute gewinnen? "Ich glaube nicht", wehrt sie ab. Ilse Krupinski reicht es nicht nur in Olching zu spielen. Sie geht auch zu den Spielabenden in Gröbenzell und Eichenau. "Dreimal die Woche Bridge - es sei schön, unter Leute zu kommen, sagt sie. Ihre Tochter Carola Meier, die im Olchinger Club zusammen mit Anne Hüffer die wöchentlichen Turnierabende organisiert, ist häufig auch dabei.

Nicht nur Olchinger spielen im Club Bridge. Die Mitglieder kommen aus 13 weiteren Gemeinden von Haspelmoor über Germering, Fürstenfeldbruck bis Karlsfeld. Regina Nöhmeier ist auch stolz auf das soziale Engagement des Vereins. 4880 Euro an Spenden für soziale Einrichtungen und an unbegleitete junge Flüchtlinge habe man in den vergangenen Jahren aufgebracht. Eine Stunde dauerte der festliche Teil. Dann setzten sich die Bridge-Akteurinnen und die vier anwesenden Männer spürbar ungeduldig an die Vierertische, die im Laufe des Abends ständig rollieren, um den dreieinhalbstündigen Spielabend zu beginnen.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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