Jubiläum:Bewohner aus 20 Nationen

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Die Baugenossenschaft Eichenau wird 100 Jahre alt

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Die Baugenossenschaft Eichenau v hatte sich vor hundert Jahren in den turbulenten Tagen der Novemberrevolution 1918 als GmbH konstituiert. Jetzt feierten die 120 Mitglieder der Genossenschaft in der Eichenauer Friesenhalle ihr Jubiläum. Die Bilanz der Baugenossenschaft kann sich sehen lassen. 230 Wohnungen werden zu günstigen Mieten vergeben. Doch der Erwerb neuer Grundstücke gestaltet sich schwieriger. "Wer zum Marktpreis Grundstücke verkauft", erklärte Vorstand Andreas Heiß, "der kann nicht erwarten, dass dort bezahlbare Wohnungen geschaffen werden." Diese Kritik richtete er vor allem an die Kommunen. Auch Eichenau benötige dringend günstige Wohnungen, um die junge Generation im Ort zu halten.

Die heutige Gemeinde Eichenau entstand aus einer kleinen Siedlung. (Foto: oh)

Die bei der Veranstaltung verteilte Festschrift illustrierte die Historie der Baugenossenschaft sehr anschaulich. Fotos aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts zeigen Häuser in der Zugspitzstraße und das erste Schulhaus - eine Baracke. In den Fünfzigerjahren entstand das erste Mehrfamilien-Mietshaus an der Ludwig-Thoma-Straße/Ecke Ganghoferstraße. 1964 wurde das erste Mehrfamilienhaus im sozialen Wohnungsbau gebaut und vermietet. Besonders in den Neunzigerjahren gab es eine rege Bautätigkeit der Genossenschaft. Vier Mehrfamilienhäuser, ein Hotel mit Restaurant, diverse Ladengeschäfte und Büroräume, Arztpraxen, 17 Sozialwohnungen und 59 Eigentumswohnungen führt die Festschrift auf. Das jüngste Bauvorhaben realisierte die Genossenschaft 2007 mit einem Mehrfamilienhaus an der Hauptstraße 100.

In der Siedlung hat sich vor 100 Jahren die Baugenossenschaft gründete. (Foto: oh)

"2008 haben wir erfolgreich umstrukturiert", erzählte Andreas Heiß. "Wir haben den Geschäftsbereich Wohnungsverwaltung eingestellt und uns auf unser Kerngeschäft beschränkt." Dabei bestand die Schwierigkeit, was bis heute gilt: Grundstücke sind kaum noch zu haben. Trotzdem gelang es ab 2014 mit aktiver Grundstücksbevorratung doch 5300 Quadratmeter Grund zu erwerben, der allerdings noch mit Altbestand bebaut ist. Bautätigkeit in Form von Mehrfamilienhäusern fand außerhalb von Eichenau in Gröbenzell, Fürstenfeldbruck und in Unterschweinbach/Egenhofen statt. Inzwischen wohnen, darauf ist der Vorstand sehr stolz, Menschen aus 20 Nationen in den Häusern der Baugenossenschaft. Eines hob Heiß besonders hervor: "Wir sind nicht Aktionären verpflichtet, sondern allein unseren Mitgliedern." Die Baugenossenschaft garantiere "gutes und sicheres Wohnen". "Sie haben jederzeit Schutz vor Eigenbedarfskündigungen", nannte Heiß einen weiteren markanten Unterscheid zum privaten Wohnungsmarkt.

Heiß, der zusammen mit Wolfgang Deuter, der sich als Handwerksmeister um den technischen Bereich kümmert, der Baugenossenschaft vorsteht, betrachtet die Aufgabe seiner Organisation als langfristige: "Wir denken in Jahrzehnten und in Generationen." Er sprach von einem "gesunden Unternehmen", bei dem "alles im grünen Bereich" ist.

Dass das so ist, dazu hatte auch Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP) beigetragen, der bei der Festveranstaltung ein Grußwort sprach. 16 Jahre lang war der Jurist Vorsitzender des Aufsichtsrates. Sein Nachfolger Ralf Mattern bescheinigte der Baugenossenschaft ein "tolles Ergebnis" in den vergangenen Jahren und "eine gute Zukunft".

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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