Weit haben es Magnus Winkler und sein Ackerschlepper nicht. Aus dem Hof in Jesenwang heraus, die Straße hinauf zum Flugplatz - fünf Minuten, dann sind Winkler und sein MAN "2 K 1" am Ziel. Später, wenn das 19. Oldtimertreffen des Vereins Pro Luftfahrt zu Ende gegangen ist, wirft Winkler den Motor wieder an und tuckert mit 18 PS gemütlich wieder ins Dorf zurück. Bis dahin aber muss der 77-Jährige noch viele Fragen zu dem Traktor beantworten.
Winkler hat den in hellem Grün lackierten Traktor in eine Reihe von landwirtschaftlichen Fahrzeugen eingereiht, in der ein weiterer MAN-Schlepper steht, der in der Bauart gleich ist. Winklers Modell von 1958 ist sehr schlank gebaut, es hat keinen "Bauch" wie andere. "Das ist der sogenannte Hackrahmen", erklärt der Jesenwanger Landwirt die Spezialität. Der Traktor, den sein Vater 1958 erwarb, konnte Geräte tragen für die Pflege der Hackfrüchte. Außerdem konnte ein Mähwerk angebaut werden. Und gepflügt wurde natürlich auch. "Bis vor drei Jahren war er noch im Einsatz, dann habe ich den Hof übergeben und den Schlepper mit dem jüngeren Sohn hergerichtet", erzählt Winkler. Nun strahlt der Traktor frisch lackiert und hochglanzpoliert trotz des dunkel mit Wolken verhangenen Himmels auf der Wiese neben der Landebahn.
Dort schaut Max Walch junior, Betreiber des Flugplatzes Jesenwang, zusammen mit Andreas Isenberg, Vorsitzender des Vereins Pro Luftfahrt, nach dem Rechten. Zum 19. Mal organisiert der Verein das Oldtimertreffen nun schon, von Jahr zu Jahr sind mehr Teilnehmer und mehr Zuschauer gekommen, und so macht der Verein schon gar keine Werbung mehr für seine Veranstaltung. "So an die 10 000 stemmen wir noch", sagt Max Walch, aber größer solle das Treffen nicht sein. So viele Besucher werden es an diesem Feiertag der deutschen Einheit auch nicht werden. Walch schätzt die Zahl auf "etwas mehr als 5000". Vereinsvorsitzender Isenberg sagt: "Wir wollen auch keinen Besucherrekord."
Denn mit der zunehmenden Zahl an ausstellenden und schauenden Besuchern wächst auch der Aufwand für den Verein. Eine neue Lautsprecheranlage musste angeschafft werden, die so laut ist, um das Gelände in einem Ernstfall schnell räumen zu können, mittlerweile vier Genehmigungen für die Schau selbst und die Verkaufsstände mussten eingeholt werden, und auch die Bereitschaft des Roten Kreuzes wurde verdoppelt.
Weil das alles immer mehr Geld kostet, hat sich der Verein in diesem Jahr zum ersten Mal entschlossen, fünf Euro Parkgebühr für jedes Auto zu nehmen. Auch Oldtimerbesitzer zahlen dieses Jahr zum ersten Mal fünf Euro Standgebühr.
Dafür aber bekommen sie auch viel Bewunderung. Ob der Schlüter "Supertrac 1600" oder die Motorrad- und Automodelle von Triumph, die Chevys und Cadillacs, schicke Corvetten verschiedener Modelljahre oder die Ford-Klassiker "Mustang" - sie alle sind herausgeputzt worden für dieses Treffen und warten nur darauf, von allen Seiten begafft zu werden. Mantas und Monzas von Opel stehen nebeneinander, und dazwischen reihen sich so viele verschiedene militärische Geländewagen ein, dass man locker den Viermächtestatus von Berlin nachstellen könnte. Ein russischer Gaz und der amerikanische Willys-Jeep, dazwischen ein britischer Landrover und etwas weiter entfernt eine Citroën-Limousine aus den Vierzigern. Dazu passend lassen die Veranstalter Musik vom Band ertönen, von Swing bis Boogie Woogie und Motownsound, und zwischendurch spielt die Münchner Saxofongruppe "New House Demolition".
"Einige werden nicht kommen, weil es geregnet hat und es regnen könnte", sagt Max Walch. Er bewundert deshalb die Oldtimerbesitzer, die ihre "Schätzchen" dennoch aus der Garage holen und zum Treffen kommen. So wie Magnus Winkler mit seinem MAN mit Hackrahmen. Aber der Weg des Jesenwangers ist ja auch nicht sehr lang.