Jesenwang:Willibaldritt durch renovierte Kirche

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Am Sonntag erwartet Jesenwang 300 Reiter und zahlreiche Gäste

Von Manfred Amann, Jesenwang

Am Sonntag, 5. Juli, findet der 293. Willibaldritt in Jesenwang statt. Der Verein Freundeskreis St. Willibald und die Gemeinde erwarten zu dieser Brauchtumsveranstaltung wieder mehr als 300 Reiter mit herausgeputzten Pferden, tausende Zuschauer und viel Prominenz. Musikkapellen und eine historische Darstellung des Heiligen Willibald mit seinem Bruder Wunibald und seiner Schwester Walburga begleiten den Festzug. Kutschengespanne und Truhenwagen mit Ministranten, Senioren und Honoratioren reihen sich ebenso ein wie der Fahnenwagen der Vereine. Höhepunkt des Willibaldrittes ist der Ritt durch die Kirche nach der Segnung am Nordportal, der für Ross und Reiter eine besondere Herausforderung bedeutet. Er gilt als einmalig in Europa.

Der Willibaldritt geht auf ein Gelöbnis zurück, das Jesenwanger Bauern 1712 ablegten, als sie in ihrer Not vom Heiligen Willibald Hilfe erflehten. Damals grassierte eine Viehseuche, der hauptsächlich Pferde zum Opfer fielen, die für die Landwirtschaft unentbehrlich waren. Die Jesenwanger "verlobten" sich dem Heiligen, heißt es, woraufhin kein Vieh mehr erkrankte. Seither findet der Willibaldritt - mit einigen Ausnahmen - jedes Jahr statt.

Rechtzeitig vor dem Willibaldfest konnte noch die Innenrenovierung der Willibaldkapelle abgeschlossen werden. Feuchtstellen wurden ausgebessert und Wände geweißelt, nun ist es beim Durchritt nicht mehr so dunkel. Die Kirche, die direkt auf dem Damm der alten Römerstraße von Augsburg nach Salzburg steht, wurde unter Abt Jodok 1478 errichtet. Zuvor stand hier bereits eine Kirche, die unter Abt Johann II. vom Kloster Fürstenfeld erbaut worden war. Das einstige Ziegelfundament ist noch unter dem heutigen Fußboden erhalten, die Nordseite der "Urkirche" wurde in den Neubau integriert. Sehenswert sind der Hochaltar von 1617 sowie die 1910 freigelegte spätgotische Holzdecke sowie die Brüstung der Empore. Auf die Decke sind neben 561 Sternmotiven 594 verschiedene Blumen gemalt, 191 Blüten kommen an der Empore hinzu. Die Bildfelder werden von geschnitzten Maßwerkfriesen gerahmt. Die dreigeteilte Holzdecke ist die bedeutendste ihrer Art in Altbayern. Das Presbyterium überspannt ein reich figuriertes Netzgewölbe mit Schlusssteinen. Die Skulptur des lesenden heiligen Willibald im Mittelpunkt stammt aus der Spätgotik und wird von zwei Engeln flankiert.

Der Willibaldritt beginnt um 13.30 Uhr am Gemeinschaftshaus und führt an der Pfarrkirche St. Michael vorbei über die Römerstraße zur Willibaldkirche. DieAufstellung erfolgt von 13 Uhr an. Vor der Segnung der Pferde und dem Durchritt wird im Kastanienhain neben der Kirche an das Gelöbnis erinnert. Das Willibaldfest beginnt um 8 Uhr mit einem Wallfahrergottesdienst in der Willibaldkirche für Pilgergruppen aus den Nachbargemeinden. Um 10 Uhr wird dort ein Votivamt gefeiert. Am Freitag, 3. Juli, um 19,30 Uhr, lädt Paul Weigl zu einem bayerischen "Hoagart" an der Willibaldkirche ein. Bei Regen wird ins Gemeinschaftshaus ausgewichen.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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