Jahrzehntelanger Einsatz für andere Menschen:Das Sozialgen im Blut

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"Selbstverständlich" ist für Karola Mainberger ihr soziales Engagement. (Foto: Günther Reger)

Karola Mainberger hilft in so vielen Bereichen, dass sie den Überblick verlieren kann

Von Ariane Lindenbach, Olching

Ist soziales Engagement erblich? Karola Mainberger würde diese Frage eindeutig mit "Ja" beantworten. Schließlich haben nicht nur die 58-Jährige und ihre Schwester Renate Grill das"Sozialgen", wie sie es nennt, von ihrer Mutter geerbt. Mainberger, die an diesem Freitag für ihr soziales Engagement in verschiedenen Bereichen den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten verliehen bekommt, und ihre beiden Töchter sind überzeugt, dass sie das Sozialgen ihrer Mutter ebenfalls geerbt haben.

Nachbarschaftshilfe, Kleiderbasar, Kinderspielplatz Ringstraße, Frauen Union und CSU, Hospizhelferin, ehrenamtliche Schöffenrichterin am Brucker Amtsgericht und, und, und. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Doch die Estingerin mit der getönten Brille und den kurzen Haaren legt keinen besonderen Wert darauf, dass die Liste ihrer ehrenamtlichen Einsätze komplett ist. "Für mich ist das selbstverständlich", ist so ein Satz, den sie immer wieder einmal sagt. Dazu passt, dass es einer gewissen Überzeugungskraft bedurfte, damit sich die Mutter von drei Kindern für einen Artikel ausschließlich über sie und ihr ehrenamtliches Engagement bereit erklärte. "Es gibt bestimmt ganz viele Leute, die mehr machen und das mehr verdient hätten", kommentiert sie bescheiden den Ehrenpreis.

Mainberger ist das jüngste von sechs Kindern. Aufgewachsen ist sie in Haßfurt (Kreis Haßberge), "einem kleinen, sehr idyllischen Kreisstädtchen". Während sie an ihrem Wohnzimmertisch die typisch unterfränkische Altstadt am Main mit Fachwerkhäusern und einer imposanten Ritterkapelle beschreibt, leuchten die Augen der 58-Jährigen. Zur Politik kam sie fast zwangsläufig: "Wir waren eine politische Familie. Mein Bruder war damals JU-Vorsitzender", man habe immer viel diskutiert. Mit 14 Jahren, also so bald als möglich, trat sie auch ein, half beim Organisieren der monatlichen Party im Pfarrheim. "Bei uns hat es ja sonst nichts gegeben." Es gab aber auch politische Aktionen, und zwar durchaus provokante: Eine Demo gegen den Paragraf 218, der einen Schwangerschaftsabbruch bestrafte, während einer Fronleichnamsprozession verursachte "einen Skandal" in Haßfurt. Die Lokalpresse berichtete.

Nach dem Abitur ging Mainberger zum Jura-Studium nach Würzburg. Sie lernte ihren Mann kennen, heiratete und zog mit ihm nach München. Die Kinder kamen und das ehrenamtliche Engagement ruhte zunächst. Bis die Familie 1993 nach Esting zog - in dieselbe Ortschaft in der Mainbergers ältere Schwester Renate Grill mit ihrem Sozialgen bereits kräftig im gesellschaftlichen Leben mitmischte. (Grill hat übrigens längst den Ehrenpreis und ein paar weitere Auszeichnungen.) "Kaum habe ich hier gewohnt, bin ich schon gefragt worden, ob ich nicht den Kleiderbasar mitmachen will, und beim Kochen im Ferienprogramm." Daraus wurde meist ein Jahrzehntelanger Einsatz. Den Kleiderbasar organisiert sie immer noch mit, das Kochen gab sie inzwischen auf. 15 Jahre war sie stellvertretende Vorsitzende beim Verein Kinderspielplatz Ringstraße, den ihre Schwester mitgegründet hat. Die Gründung der Nachbarschaftshilfe 1997 haben Karola Mainberger und ihre Schwester mit initiiert. Seitdem arbeitet sie im Vorstand mit. Auch das dort angesiedelte Bürgercafe hat Mainberger mit gegründet. Beim Sozialdienst hilft sie seit 20 Jahren beim Essen auf Rädern. Elternbeirat, Pfarrgemeinderat, Krankenhausbesuchsdienst sind noch ein paar weitere Einrichtungen, bei denen die 58-Jährigen sich engagiert (hat). Nicht zu vergessen die Theatergemeinde: "Da helfe ich aber wirklich nur mit", betont Mainberger, die selber gern und regelmäßig ins Theater geht. Und dass sie schon als Schülerin in einem Behindertenheim mitgeholfen hat, hätte sie auch fast vergessen. Obwohl damit eigentlich alles begonnen hatte.

Neben Karola Mainberger, Ingrid Kroppen und Herbert Thoma erhält an diesem Freitag auch der Puchheimer Gerd-Rüdiger Bernecker im Landratsamt das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten. Landrat Thomas Karmasin würdigt zudem noch weitere Bürger mit Urkunden und Orden. Die Feierstunde beginnt um 14 Uhr.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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