Jagd:Nachtruhe für das Wild

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Die Geweihe erlegter Tiere sollen nicht nur Trophäen sein, die auf der Hegeschau ausgestellt werden, sondern sie geben den Jägern auch Aufschluss darüber, in welchem Entwicklungs- und Gesundheitszustand das Wild war. (Foto: Günther Reger)

Bei der Pflicht-, Hege- und Naturschau in Mammendorf spricht sich der Jagdverbandsvorsitzende gegen den Einsatz von Nachtzielgeräten aus. Auch ohne diese technische Hilfe sind 2017 mehr Wildschweine erlegt worden als im Jahr davor

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Schwarzwildjagd wird immer mehr zur zeitraubenden Hauptaufgabe für die Jäger im Landkreis. Als Beleg dafür, dass die Waidmänner den Schwarzwildbestand in ihren 80 Revieren mit insgesamt 36400 Hektar bejagbarer Fläche möglichst niedrig halten wollen, um teure Flurschäden zu vermeiden, mag gelten, dass im vergangenen Jagdjahr 687 Wildschweine erlegt wurden. Da sind um 251, also um 50 Prozent, mehr als im Jahr zuvor. Das wurde auf der öffentlichen Pflicht- ,Hege- und Naturschau am Samstag im Bürgerhaus in Mammendorf bekannt.

"Ein super Ergebnis", lobte denn auch der Vorsitzende der Kreisgruppe im Bayerischen Jagdverband (BJV), Gerhard von Hößlin, die hohe Zahl der Abschüsse. Die Tiere seien alle ohne Nachtzielgerät erlegt worden, sagte der Kreischef und machte damit deutlich, dass man die im Landkreis von acht Jägern beantragte Erlaubnis zur Nutzung des Hilfsmittels nicht unterstütze. "Wir sollten dem Wild ihre Nachtruhe lassen", sagte von Hößlin.

Auch Hans Betz von der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt freute sich über das Abschussergebnis, richtete aber dennoch an die Jäger den Appell, noch intensiver zu jagen, um die großen Bestände weiter zu reduzieren. Die Bestandspflege der übrigen Wildtierarten, die Hege und Pflege sowie der Natur- und Umweltschutz dürften durch die Konzentration auf die Schwarzwildbejagung aber nicht vernachlässigt werden, mahnte indes Thomas Schreder. Der Vizepräsident und Bezirksvorsitzende des BJV sieht die Jägerei in Bayern "auf dem Scheideweg". Bei immer mehr Menschen gehe der Respekt vor dem Wild verloren, bedauerte der Diplombiologe. Die Jäger sollten den Muttertierschutz hochhalten und sich gegen Verkürzungen der Schonzeiten aussprechen. "Wir tragen Verantwortung für die Wildtiere und für die Natur und müssen aufpassen, dass wir nicht zu reinen Dienstleistern werden, die nur noch das tun, was man ihnen aufträgt", mahnte Schreder.

Wie Hans Betz warnte er davor, die Pflichthegeschau als "Bestandteil der gewachsenen Jagdkultur" abzuschaffen. Die Präsentation der "Gwichtl", der Geweihe, gebe unter anderem Aufschluss über die körperliche Verfassung des Rehwildes und zeige der Öffentlichkeit, dass die Jäger ihren Verpflichtungen nachkämen, sagte Betz. 718 Rehböcke, 805 Geißen und 722 Kitze seien in den vergangenen zwölf Monaten erlegt worden. Damit seien 68 Prozent vom Dreijahressoll erfüllt, erklärte dazu Rainer Grüter. Der Kreisjagdberater macht sich Sorgen, dass die "Natur immer ärmer" wird. Es seien kaum noch Spatzen zu sehen, das Insektensterben sei "beängstigend", Vögel und Kleintiere würden so immer weniger Futter finden und dies führe zu bedenklichen Rückgängen bei den Beständen. Die Jäger sollten mit Landwirten Hecken und Blühwiesen anlegen und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten solle sie dabei unterstützen, forderte Grüter.

Laut Betz wurden im Jagdjahr 254 Feldhasen "erlegt oder sind im Straßenverkehr ums Leben gekommen". Wie Kreisjagdberater Andy Rauch dazu anmerkte, wurden vor zehn Jahren noch 602 erlegt. Der Bestand nehme ab, möglicherweise habe der Rückgang der Zahl aber auch damit zu tun, das die Jäger wegen der Jagd auf Wildschweine kaum noch Zeit fänden, auf Feldhasen anzusitzen. Großes Lob bekamen die Jäger für den Abschuss von 689 Rabenkrähen, da diese mittlerweile nicht nur in Wohnsiedlungen zur Plage würden. Im Vorjahr waren 282 geschossen worden. Weiter wurden 425 Füchse, 180 Dachse, 64 Fasanen, 31 Elstern, 398 Enten sowie 37 Grau- und elf Kanadagänse zur Strecke gebracht. "Rebhühner und Wachteln sind offenbar ganz verschwunden", bedauerte Grüter. Als "aufschlussreich" wertete von Hößlin den Vortrag über Ballistik und Schalldämpfer, in dem ein Firmenvertreter aufzeigte, dass die Wahl der richtigen Munition wesentlich dazu beitrage, sicher zu treffen, und man so das aufwendige "Nachsuchen" verletzter Tiere minimieren könne. Die Verwendung von Schalldämpfern sei wichtig, damit der Jäger und auch sein Hund keinen Gehörschaden bekommen.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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