Integration:Arbeit für Asylbewerber

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Das Landratsamt will erreichen, dass möglichst viele Flüchtlinge einen Ein-Euro-Job annehmen. Kommunen und gemeinnützige Einrichtungen haben bisher etwas mehr als 30 dieser Stellen geschaffen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Das Landratsamt geht mit gutem Beispiel voran, wenn es gilt, die Integration von Asylbewerbern durch ein Beschäftigungsverhältnis zu verbessern. Seit Anfang Juni wirbt die Kreisbehörde offensiv für die sogenannten "Arbeitsgelegenheit für Asylbewerber". Inzwischen konnte im Landkreis mehr als 30 Flüchtlingen ein solcher Arbeitsplatz vermittelt werden, der sich an den früheren Ein-Euro-Jobs orientiert. Und die meisten dieser Stellen, bei denen die Mitarbeiter eine Aufwandsentschädigung von 1,05 Euro pro Stunde erhalten und bis zu 20 Stunden in der Woche beschäftigt werden können, hat das Landratsamt selbst geschaffen.

So helfen in diesem Sommer zwei Flüchtlinge dabei, das Freizeitgelände des Landkreises am Mammendorfer See sauber zu halten und dort auch kleinere Reparaturarbeiten zu erledigen, Feuerstellen zu errichten oder Bänke aufzustellen. Auf dem Jexhof, dem Bauernhofmuseum des Landkreises bei Schöngeising, näht eine Flüchtlingsfrau Kinderschürzen für Museumsbesucher. Zudem wurden die ersten acht Energiemanager oder Multiplikatoren ausgebildet, die in den dezentralen Unterkünften des Landkreises anderen Asylbewerber helfen zu lernen, mit Müll, Energie oder Strom richtig umzugehen. Die Stellen zum Schutz der Ressourcen, also zum nachhaltigen Umgang mit Energie, Wasser und Abfall werden noch ausgebaut.

Angesichts von zurzeit insgesamt etwa 3350 Flüchtlingen, die im Landkreis leben, ist das jedoch nicht mehr als nur ein Anfang. "Es läuft gut", sagt zwar Andreas Buchner, der Asylkoordinator im Landratsamt, aber er hofft, dass mehr Kommunen, aber auch mehr gemeinnützige Einrichtungen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Da der Staat die Aufwandsentschädigung übernimmt, fallen für die zusätzlichen Kräfte keine Kosten an.

Die Gemeinden könnten noch mehr machen, meint Buchner, aber auch Vereine und gemeinnützige Organisationen. Das Landratsamt sei für Anträge und Ideen offen. Buchner verspricht, alle Anträge würden sorgfältig geprüft. "Man hat relativ viel Spielraum", beteuert der Asylkoordinator, auch wenn eine der Vorgaben lautet, dass die Tätigkeit der Asylbewerber sonst nicht, nicht in diesem Umfang oder nicht zu diesem Zeitpunkt verrichtet werden darf.

Eigentlich wäre jeder Flüchtling dazu verpflichtet, einer solchen Arbeit nachzugehen. Da die Aufwandsentschädigung ohne Abzüge ausgezahlt wird, kann auf diese Weise das Taschengeld aufgebessert werden.

In Frage kommen nicht nur Arbeiten im sozialen Bereich, sondern auch in Kultureinrichtungen, in Werkstätten, in der Landschafts- und Denkmalpflege sowie in Freizeit in Sport, sofern der Träger der Maßnahme staatlich, kommunal oder gemeinnützig ist. Von 23 Landkreiskommunen haben bisher vier Anträge gestellt. Das sind die drei Städte Fürstenfeldbruck, Germering und Puchheim sowie Mittelstetten. Besonders begeistert ist Buchner von der Idee des Mittelstettener Bürgermeisters Andreas Spörl, eine Asylbewerberin in der Kindertagesstätte zu beschäftigen. Die Frau malt und bastelt dort mit Kindern. In Puchheim arbeiten mehrere Flüchtlinge beim "Projekt essbare Stadt" mit und helfen dabei mit, Straßen und öffentliche Anlage sauber zu halten.

Die Fürstenfeldbrucker Caritas beschäftigt schon seit Anfang April mehrere Asylbewerber im Café und im Dritte-Welt-Laden "Brucker Fenster" an der Hauptstraße. Deren Leiterin Oona Moths ist begeistert und dankbar. Da es viel Freude mache, mit Flüchtlingen zusammenzuarbeiten, rät sie anderen Einrichtungen, diese Möglichkeit zu testen. Bei der Nachbarschaftshilfe in Eichenau begleiten Flüchtlinge deren Fahrer beim Ausliefern von Essen an Kitas und Kinderhorte.

Auf der Homepage des Landratsamts ist das entsprechende Formular zur Schaffung von Arbeitsgelegenheiten für Asylbewerber unter www.lra-ffb.de unter dem Stichwort "Formulare" zu finden.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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