Impressionen:Impressionen aus Bruck

Lesezeit: 2 min

Der Impressionist Max Landschreiber in seinem sächsischen Geburtsort Mittweida. (Foto: Archiv Klaus Landschreiber/oh)

Erinnerungen an den Maler Max Landschreiber

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Landschaft entlang der Amper oder der Blick auf Ammersee und Alpen inspirierten Maler und Schriftsteller seit dem 19. Jahrhundert. Wem das Leben in der Residenzstadt zu hektisch war, der empfand Orte wie Bruck als Idylle, weshalb sich dort eine kleine Künstlerkolonie etablierte, deren Bedeutung allerdings hinter denen der Kollegen in Murnau oder Dachau zurückblieb. Der Impressionist Max Landschreiber zählte mit Henrik Moor und Georgios Bouzianis, der zeitweise in Eichenau lebte, zu den bedeutendsten Künstlern der Brucker Kolonie. Er wäre im vergangenen Jahr 140 Jahre alt geworden.

Landschreiber wurde im Juni 1880 in Mittweida in Sachsen geboren wurde. Das Museum Alte Pfarrhäuser in Mittweida ehrte ihn deshalb mit einer Ausstellung. Etwa 80 Gemälde waren in dem stattlichen ehemaligen Pfarrhaus zu sehen. Landschreiber konzentrierte sich auf Landschaftsmotive aus Oberbayern, Sachsen und Schweden sowie Darstellungen der Orte, an denen er lebte. In vielen Werken hielt er Bruck und Umgebung fest. Insgesamt schuf der Künstler rund 1600 Bilder und Bleistiftzeichnungen, über die er penibel Buch führte, wie sein Enkel Klaus Landschreiber erzählt. Die meisten Arbeiten entstanden unter freiem Himmel. Ein solches Motiv, das Max Landschreiber an der Staffelei in Mittweida zeigt, wählte das dortige Museum auch, um für die Ausstellung zu werben.

Eigentlich sollte Landschreiber das elterliche Geschäftshaus übernehmen und wurde deshalb zum Jurastudium nach München und Kiel geschickt, wollte aber eigentlich von Anfang an Künstler werden. Nach vier Semestern traf er eine Entscheidung. "Ein schöner Morgen war die Veranlassung, dass ich die Juristerei über Bord warf und mich entschloss, Malerei zu studieren", berichtet er später. Von einem Boot aus warf er die Jurabücher in die Ostsee. Von 1901 bis 1903 erhielt Landschreiber in München seine erste Ausbildung als Maler bei Hollósy Simon. Bei einem Ausflug nach Ungarn lernte er seine spätere Frau Ingrid Larsson kennen. 1904 folgte ein Studienjahr an der Academie Julien in Paris, kurz vor Weihnachten heiratete er Larsson. Das Paar zog nach Göteborg, wo Sohn Lars geboren wurde.

Ökonomisch stand die Familie auf zwei Beinen. Landschreiber betrieb ab 1905 selbständig die Malerei und verkaufte viele seiner Werke. Seit 1907 beteiligte er sich an Ausstellungen im Glaspalast, bei der Münchner Sezession, seit 1914 als Mitglied der Künstlergenossenschaft. Darüber hinaus lebte die Familie vom Erbe Ingrid Larssons, die aus einer Familie reicher Großkaufleute in Göteborg stammte. Das Kaufhaus der Landschreibers in Mittweida hingegen ging im Gefolge der Weltwirtschaftskrise von 1929 pleite.

Zunächst lebte die Familie mehrere Jahre in Schweden, dann in Ampermoching bei Dachau. 1913 zogen die Landschreibers nach Dießen am Ammersee, wo der Künstler eine Malschule betrieb. Einfach scheint das Leben dort für die sächsisch-schwedische Familie nicht gewesen zu sein. Der Sohn Lars wurde von anderen Jungs immer wieder als "Lutheranerhund" beschimpft. Bei Max Landschreiber wurde Tuberkulose diagnostiziert. Das ersparte ihm die Schützengräben. Erst 1918 wurde er zum Militär eingezogen und als Schreiber eingesetzt. 1924 kaufte er ein Grundstück an der Ferdinand-von-Miller-Straße in Bruck und ließ dort nach seinen Wünschen ein Haus errichten. Im folgenden Jahr übernahm Landschreiber den Vorsitz der Künstlervereinigung, bis diese sich 1933 zugunsten des NS-Kunstringes auflöste. Landschreiber und einige andere Maler verweigerten die Mitarbeit, allerdings hatte der Zwist persönliche und geschäftliche Hintergründe. Der Maler musste dem Nazi-Bürgermeister allerdings sein Ehrenwort geben, dass er kein Jude sei, wie Landschreiber in seinem Tagebuch notierte.

Ab Herbst 1936 beteiligte sich Landschreiber an Ausstellungen des NS-Kunstrings in Bruck, vorher hatte ihn die Reichskulturkammer zum Leiter der Gruppe "Kunst für alle" in München befördert. Nach dem Krieg versammelten sich die Kontrahenten 1948 zur Neugründung der Fürstenfeldbrucker Künstlervereinigung. Landschreiber amtierte bis zu seinem Tod 1961 als zweiter Vorsitzender.

© SZ vom 09.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: