Immobilienpreise im Landkreis Fürstenfeldbruck:Billiger wird's nicht

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Immobilienexperten gehen davon aus, dass die Preise für Baugrundstücke und Wohnungen im Landkreis weiter steigen. Die Investoren interessieren sich nun für Gemeinden im Westen entlang der S-Bahnlinien

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Teuer kann es in Maisach werden, wenn ein Gartenzaun nicht satzungsgemäß errichtet wird. (Foto: Johannes Simon)

Monatelange Isolation im Corona-Jahr, Home-Office und Home-Schooling in beengten Verhältnissen und der daraus erwachsene dringende Wunsch nach mehr Platz zum Wohnen haben die Immobilienpreise im Landkreis Fürstenfeldbruck steigen lassen. Die Nachfrage, sagen Experten der Landesbausparkasse und der Sparkasse Fürstenfeldbruck, sei deutlich größer als das Angebot. Auf diesem Markt der Wohn- und Gewerbeimmobilien ist im vergangenen Jahr nach Angaben der Sparkasse allein im Landkreis ein Umsatz von mehr als 1,1 Milliarden Euro gemacht worden. Die Sparkasse allein hat 181 Objekte mit einem Gesamtwert von 92,6 Millionen Euro verkauft.

"Corona hat dem Immobilienmarkt einen ganz anderen Stellenwert gegeben", sagt Erwin Bumberger, Vorstandsvorsitzender der LBS Bayern beim Immobiliengespräch der Sparkasse Fürstenfeldbruck. Die Menschen hätten eine "intensive Zeit zu Hause" verbracht. Zeit zum Nachdenken und Pläne schmieden. Unter den vielen Gründen, warum es nun auf dem Immobilienmarkt zu einer ebenso "intensiven Preisbewegung", so Bumberger, gekommen sei, sei die Überlegung, dass Home-Office generell bleiben werde. Weil sie das annehmen, seien die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch durchaus bereit, längere Wege zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen, wenn sie nur noch ein oder zwei Mal pro Woche ins Büro fahren müssten. Deshalb kämen für sie neue Wohnorte in Frage, die außerhalb der großen Städte in der Metropolregion München-Ingolstadt-Augsburg liegen. Sparkassen-Vorstand Frank Opitz nennt als Beispiele die Gemeinden entlang der S-Bahnlinien im westlichen Landkreis.

Bumberger stellt überdies fest, dass Immobilien als Anlagemöglichkeit wieder mehr geschätzt werden. Da aber der Neubau den Bedarf nicht decken könne, entstehe eine Verknappung und damit eine Verteuerung. "Wir glauben nicht daran, dass die Preise sinken werden", sagt denn auch Frank Opitz. Gerade Einfamilienhäuser im ländlichen Teil des Landkreises sind seiner Darstellung nach "en vogue". Wohnungen würden auch danach ausgesucht, ob in ihnen Platz für ein Büro ist. Die Menschen verbringen wegen Corona mehr Zeit daheim, das Zuhause hat einen neue Bedeutung erhalten.

Die Immobilienwirtschaft hat nicht erst im Corona-Jahr eine neue Wanderungsbewegung festgestellt. Aber nicht nur aus der Landeshauptstadt München in den östlichen Landkreis hinein, wobei die Nachfrage gerade in Germering sehr hoch ist, sondern auch aus Augsburg in den westlichen Landkreis. Dort sind die Bau- und Kaufpreise noch erschwinglich und die Infrastruktur ist gut ausgebaut. Im Gegensatz dazu haben die Preise im östlichen, stadtnahen Bereich schon Münchner Niveau. Die Spanne liegt nach Angaben von Frank Opitz bei Baugrundstücken zwischen 600 und 1800 Euro pro Quadratmeter, bei neuen Eigentumswohnungen sind es zwischen 5000 und 8000 Euro pro Quadratmeter, und gebrauchte Häuser sind zwischen 600000 Euro bis 1,6 Millionen Euro auf dem Markt.

Trifft die Vorausschau des Bayerischen Landesamtes für Statistik zu, so werden 2039 bis zu 15 000 Menschen mehr im Landkreis leben. Auch wenn bis dahin jedes Jahr 800 bis 900 "Wohneinheiten", wie Opitz sie nennt, fertiggestellt würden, würde die Nachfrage nur knapp befriedigt. Und bezahlbarer Wohnraum bleibe knapp. Daran dürfte auch die Entwicklung des Fliegerhorstes zu einem neuen Wohn- und Gewerbegebiet nach Abzug der Bundeswehr voraussichtlich 2026 kaum etwas ändern. In ihrem am Montag vorlegten Marktbericht führt der Immobilienverband Deutschland (IVD) aus, dass auf dem 178 Hektar großen Areal "bis zu 6000 Menschen wohnen und ebenso viele arbeiten könnten". Doch bis sich dort einmal Firmen niederlassen und Wohnungen bezogen werden, wird noch einige Zeit vergehen. Zeit, die Fürstenfeldbruck und die Anrainer des Militärgeländes gemeinsam nutzen sollten, wie der IVD-Bericht nahelegt. Denn: "Ein grundsätzliches Interesse an Grundstücken im Münchner Umland mit derartigem Entwicklungspotenzial besteht seitens der Landeshauptstadt selbst - so auch im Falle des Fliegerhorstgeländes."

Während andere Kommunen wachsen, so der IVD Süd, möchte Olching einen anderen Weg gehen und das rasante Wachstum der vergangenen zehn Jahr mit einem Plus von fast zwölf Prozent mehr Einwohnern abschwächen. Zwar wird auch in der fast 28 000 Einwohner zählenden Stadt weiterhin gebaut, aber die Wohnbauflächen sollen nicht weiter vermehrt werden. Ähnlich wie in Maisach, wo kein Acker mehr zum Gewerbegebiet werden soll, will Olching neue Firmen vorwiegend im Gewerbegebiet Geiselbullach unterbringen. Die Preise in der Stadt bezeichnet der Immobilienverband als moderat, weshalb vor allem junge Familien Interesse daran haben, dorthin zu ziehen, weil sie die Münchner Immobilienpreise nicht mehr finanzieren könnten oder wollten.

Kräftig gewachsen ist im vergangenen Jahrzehnt auch Grafrath. Fast 4000 Menschen leben nun in Grafrath selbst oder seinen Ortsteilen. An einer S-Bahnstation und einer Bundesstraße gelegen, ist die Gemeinde laut IVD "sehr attraktiv". Dennoch soll der Zuzug nur begrenzt stattfinden, Der Grund für das mäßige, langsame Wachstums sei der Wunsch der Gemeinde, das typische Ortsbild mit seiner kleinteiligen Struktur mit Einzelhausbebauung zu sichern. Als Steuerungsmittel nutzt die Gemeinde ihre Planungshoheit. Nachverdichtung hat demnach Vorrang vor der Entwicklung neuer, teurer Baugebiete.

© SZ vom 13.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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