Hospizbewegung:Damit das Sterben leichter wird

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Das Wohlbefinden schwerst kranker Patienten und ihrer Angehörigen steht im Mittelpunkt der Versorgung am Lebensende. Auch im Landkreis hat die Hospizbewegung große Fortschritte gemacht

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Der Tod spaltet die Lebenden in zwei Lager: Die einen ignorieren mehr oder weniger, dass jedes Leben irgendwann endet. Die anderen setzen sich mit dem Gedanken der Sterblichkeit auseinander. Menschen aus dem zweiten Lager sind häufiger dort anzutreffen, wo man mit dem Lebensende direkt konfrontiert wird: in der Hospiz- oder Palliativarbeit. Zum Welthospiztag am Samstag soll die Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt werden.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich in Deutschland bei der Betreuung Sterbender, bei Palliativmedizin und Hospizarbeit, viel getan. Ende des vorigen Jahrhunderts war die Gabe schmerzstillender, oft opiumhaltiger Präparate an unheilbar Kranke verpönt. Sie galt wegen der Suchtgefahr als zu riskant. Seither hat sich die Palliativmedizin entwickelt, die das Wohlbefinden der Patienten verbessern hilft, von Sterbenden wie von Schwerkranken. Dabei geht es nicht nur um die Gabe von Schmerzmitteln, sondern um die Gesamtheit lindernder Maßnahmen. In der Kreisklinik gibt es eine Palliativabteilung mit sieben Betten in drei Einzel- und zwei Doppelzimmern.

Hospizarbeiterin: Monika Keck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Den psychosozialen Aspekt der Sterbebegleitung deckt die Hospizarbeit ab. Hospizvereine übernehmen die psychosoziale Betreuung Sterbender und ihrer Angehörigen, in den meisten Fällen ehrenamtlich. Laut DHPV, der Deutschen Hospiz- und Palliativvereinigung, engagieren sich aktuell bundesweit mehr als 120 000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich und unterstützen die Arbeit für schwerst kranke und sterbende Menschen. Es gibt etwa 1500 ambulante Hospizdienste sowie 326 Teams der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV).

Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck hat sich die Situation deutlich verbessert. Seit 2002 gibt es den ambulanten Palliativ- und Beratungsdienst der Caritas, der Hospizverein Germering ist mit Gründungsdatum im Jahr 2000 etwas älter. Beide betreuen mit ehrenamtlichen, überwiegend weiblichen Helfern Sterbende und ihre Angehörigen. Sie hören zu, klären auf, geben Tipps und sind einfach da. Vor ihrem Einsatz erhalten sie eine spezielle Ausbildung. Da es im Landkreis kein Hospiz gibt - einen Ort, an dem Todkranke bis zu ihrem Ableben bleiben können - erfolgt der Einsatz in aller Regel bei den Betroffenen zuhause oder in einem Heim, die Teams sind mobil. Im Unterschied zum Hospiz ist der Aufenthalt auf einer Palliativstation zeitlich limitiert.

Auch das an der Kreisklinik angesiedelte Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung ist mobil und im ganzen Landkreis im Einsatz, teils noch etwas darüber hinaus. Das SAPV-Team unter Leitung von Karlheinz von Jan gibt es seit 2013. Seit 2017 sind im Netzwerk Hospiz- und Palliativversorgung Fürstenfeldbruck alle mit dem Thema Tod befassten Einrichtungen zusammengefasst, von Alten- und Pflegeheimen über Hospizvereine bis zur Palliativpflegefachkraft. Die Zusammenarbeit soll eine möglichst engmaschige Versorgung der Betroffenen ermöglichen.

Zudem wird in Germering ein Hospiz geplant; es soll in ein paar Jahren fertig sein. Die Tatsache, dass Landrat Thomas Karmasin vor einigen Jahren die Schirmherrschaft für den ambulanten Hospiz- und Beratungsdienst der Caritas übernommen hat, zeigt, dass das Thema viel Beachtung findet. Für Monika Keck, eine von drei hauptamtlichen Koordinatorinnen beim ambulanten Hospizdienst der Caritas, sind solche Zeichen der Aufmerksamkeit wichtig: "Weil man uns kaum kennt", sagt sie. Und das, obwohl ihr Team den Sterbenden und ihren Angehörigen sehr viel Erleichterung, Hilfe und Entlastung bringen kann. Und weil das Caritas-Team zu einem sehr großen Teil aus Spenden finanziert wird.

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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