Hörbach:Fern von Lobhudelei

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Beatrix Doderer (von links), Maria und Maresa Well spielen im Gedenken an Jörg Hube. (Foto: Johannes Simon)

Gelungener Erinnerungsabend an Jörg Hube in Hörbach

Von Sonja Pawlowa, Hörbach

Es war ein stürmischer Tag mit einem noch stürmischeren Abend. Etwas also, das dem Schauspieler Jörg Hube gut gefallen hätte - genau wie das Programm, das zum Anlass seines sechsten Todestages beim Hörbacher Montagsbrettl gespielt wurde. Eingeladen hatte Toni Drexler, der vor 38 Jahren, damals noch frischer Montagsbrettlerfinder, Jörg Hube erstmals zu sich nach Hörbach geholt hatte, weil dieser ihm im Fraunhofer Theater in München mit dem "Herzkasperl" so gut gefallen hatte.

Nun ist Jörg Hube seit sechs Jahren tot.

Viele kannten ihn - wenn auch nicht so lange wie Toni Drexler. Besser als die meisten kannten ihn Beatrix Doderer, Maria Well und Maresa Well, die Künstlerrinnen dieses Abends. Doderer war Hubes Lebensgefährtin und Schauspielkollegin, für die Cousinen Well gehörte er zum Bekanntenkreis der Familie. Als Auftakt und Einstimmung sangen Maria und Maresa ein Lied über das Paradies, begleitet von Michael Well an der Quetschn. Ein lustiger Text, der Schmunzeln und Gelächter im Publikum einbrachte, perfekt und virtuos gesungen.

Doch eigentlich galt die Musik der Untermalung und Bebilderung der Texte, die Beatrix Doderer vortrug. Deren Auswahl derer war ein ganzes Stück Arbeit, sagt sie - und auch nicht ihre Idee. Beppi Bachmeier, der Wirt vom Fraunhofer, hatte sie wegen des Jubiläums "40 Jahre Fraunhofer" zur Zusammenstellung angestiftet. "Machst' was zum Todestag vom Jörg?", hatte er lapidar gefragt. Was folgte, war die "Generalprobe" im Fraunhofer. Und nun in Hörbach die "Premiere". Ob noch weitere Termine folgen, ist derzeit nicht bekannt.

Jörg Hube und sein Leben in Texten wieder zu spiegeln, war das Ziel. Freiheit und Selbstbeschränkung waren die Themen der gelesenen Kurzgeschichten. Die Parallelen zu Jörg Hubes Leben und Weltbild konnten sich die Zuschauer leicht selber ziehen. Denn auch vor persönlichen Anekdoten wurde nicht Halt gemacht. Zwar gab sich Doderer Mühe, nicht aus dem Nähkästchen zu plaudern. Trotzdem wurde sie dann und wann rot, etwa als Maresa eine Episode über einen Hube-mäßigen Ausflipper zum Besten gab. Aber auch Doderers Kommentare zu einer Kroetz-Geschichte oder eines Urlaubserlebnisses formten ein Bild des Verstorbenen, das fern von jeglicher Lobhudelei blieb.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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