Historie:"Die Geschichten hinter den Funden erzählen"

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Der Obsidian aus dem Haspelmoor gehört zu den spektakulärsten Funden, die nun gezeigt werden. Vor etwa 8000 Jahren ist er von der griechischen Insel Milos in den Landkreis gekommen. (Foto: Matthias F. Döring)

Der Historische Verein eröffnet an diesem Mittwoch eine der größten und aufwendigsten Ausstellungen der Landkreisgeschichte. In jeder Kommune wird mindestens ein archäologischen Exponat gezeigt, das auch vor Ort gefunden worden ist

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die spannende und oft überraschende Geschichte des Landkreises, verteilt über den kompletten Landkreis präsentiert und erzählt: Das ist die Idee der großen Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, die an diesem Mittwoch eröffnet. Mehr als 30 Exponate von der Steinzeit bis ins Mittelalter werden in den Kommunen gezeigt, in denen sie gefunden wurden. Dazu gibt es eine ganze Reihe an begleitenden Vorträgen. Im Interview spricht Ulrike Bergheim, die Vorsitzende des Historischen Vereins, über die Entstehung dieser aufwendigen Ausstellung.

Frau Bergheim, wie ist der Historische Verein auf die Idee einer so umfangreichen Ausstellung gekommen?

Ulrike Bergheim: Wir sind ja der Historische Verein für die Stadt und den Landkreis Fürstenfeldbruck. Deswegen haben wir schon länger, gesagt, dass wir etwas für den ganzen Landkreis machen möchten. Die konkrete Idee geht zurück auf ein Heft, das wir vom Pfahlbaumuseum am Bodensee bekommen haben. Dort hat Professor Gunter Schöbel mit Studenten etwas Ähnliches gemacht.

Als Sie das Heft in der Hand hatten, wie ging es dann weiter?

Ich habe die Idee erst einmal mit Fritz Aneder besprochen, der für unsere archäologische Abteilung zuständig ist. Der war gleich ganz begeistert und dann haben wir zusammen mit allen Gremien darüber gesprochen, was wir uns vorstellen, was so etwas kostet und ob wir es uns leisten können. Über das Landesamt für Denkmalpflege, wo es eine Abteilung für Archäologie und Ehrenamt gibt, sind wir dann in Kontakt mit den Professoren Päffgen und Irlinger gekommen. Und dann haben wir gemeinsam angefangen Ideen zu sammeln.

Eine der Ideen war die Zusammenarbeit mit den Archäologiestudenten.

Auf der einen Seite wollten wir deren wissenschaftliche Expertise bieten. Auf der anderen Seite war es uns aber auch wichtig, den Studenten etwas zu bieten, was sie sonst nicht bekommen: Die Chance Museologie zu machen, von einem Journalisten zu erfahren, wie man Texte schreibt, sich mit Layout zu beschäftigen. Und natürlich die Chance, Gesicht zu zeigen und zu veröffentlichen - kostenlos.

Wie lief denn die Zusammenarbeit mit den Studenten?

Das hat hervorragend geklappt. Wir vom Verein waren jede Woche bei ihnen und haben gemeinsam die Kurztexte für die Exponate und die langen Texte für den Katalog entwickelt.

Waren die Jungarchäologen auch an der Auswahl der Exponate beteiligt?

Die Vorauswahl hat ein Beirat aus dem Verein getroffen. Der hat etwa 100 Stücke für 30 Orte herausgesucht. Die Endauswahl haben dann die Studenten getroffen. Mit einigen Überraschungen.

Inwiefern?

Man hat gesehen, dass sie ganz andere Kriterien anlegen als wir. Wir hatten an einige schöne und auffällige Stücke gedacht. Die Studenten haben sich vor allem auf die archäologisch interessanteren konzentriert. Etwa den Gautinger Stempel, der wenig ansehnlich ist, von dem es aber bisher nur drei vergleichbare nördlich der Alpen gibt.

Auf was für ein Spektrum von Funden haben Sie sich schließlich geeinigt?

Zeitlich umfasst die Ausstellung alles von 10 000 vor bis 1500 nach Christus. Die ältesten Exponate sind Funde aus dem Haspelmoor, denen wir sogar zwei Vitrinen widmen. Das jüngste Stück ist ein mittelalterlicher Topfboden aus Roggenstein.

Mit welchem Ausstellungskonzept wollen Sie die Leute für das Thema Archäologie begeistern?

Uns war es wichtig zu versuchen, nicht nur alles archäologisch korrekt darzustellen, sondern wir wollten auch die Geschichten hinter den Funden zu zählen. Kein Mensch merkt sich doch, ob eine Scherbe aus dem Jahr 2000 oder 400 vor Christus ist. Das kann sich ja keiner merken. Aber: Wenn man die kleinen Geschichten erzählt, die die Funde uns erzählen, dann bleibt das in Erinnerung und kann faszinieren.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, Vernissage an diesem Mittwoch von 19 Uhr an im Museum Fürstenfeldbruck. Danach zu sehen bis zum 27. September im ganzen Landkreis. Alle Exponate und Standorte auf dem Flyer online unterhttps://bit.ly/2ED3hAy.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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