Heldenreise:Vom Underdog zum großen Helden

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Beim Verein "Turmgeflüster" können Kinder und Jugendliche ihre Kreativität auf unterschiedliche Weise ausleben, etwa bei Theaterworkshops. (Foto: privat)

Bei einem Improtheater-Workshop lernen Kinder, die ganz großen Geschichten zu erzählen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Egal ob Harry Potter, Odysseus oder Luke Skywalker - die Heldenreise ist seit der griechischen Antike das wohl wichtigste Prinzip des Erzählens von bewegenden und berührenden Geschichten. Wie man so eine Geschichte aufbaut und auf die Bühne bringt, und das auch noch spontan, können Kinder ab zehn Jahren am Wochenende bei einem Improtheater-Workshop des Vereins Turmgeflüster lernen. Die Kinder lernen dabei, wie man ein ein- bis zweistündiges Format entwickelt und durchspielt. Damit unterscheidet sich der Workshop vom klassischen Improtheater, bei dem es eher um kurze, pointierte Szenen geht.

"Das Wichtigste ist, dass der Held nicht von Anfang an ein heldenhafter Typ ist, sondern ein Underdog, der sich erst einmal aufraffen und gut ausgestattet werden muss", sagt die Schauspielerin und Impro-Trainerin Sophie Hechler, die den Workshop leitet. So schwer, wie es im ersten Moment klingt, sei es letztlich für Kinder gar nicht, so eine lange Heldengeschichte zu erzählen. "Wir haben die Struktur in uns drin, das ist etwas Archaisches und zutiefst Menschliches. Kinder haben da nicht so Probleme, sie verstehen das intuitiv. Sie spielen gerne Helden. Im Workshop geht es darum, das Gedankenkonstrukt dahinter zu verstehen." Schließlich macht eine Heldengeschichte nur dann Spaß, wenn es auch Herausforderungen zu meistern gibt. "Wenn der Held von Anfang an ein Zauberschwert hat und nach fünf Minuten alle weg klatscht, dann macht das niemandem Spaß. Aber in dem Moment, in dem das Spiel so gestaltet ist, dass es eine Herausforderung gibt, Probleme, die nicht sofort gelöst werden können, wird es spannend", sagt Hechler.

Dieses Handwerk lernen die Workshop-Teilnehmer an zwei Tagen kennen. Los geht es damit, dass die Kinder erst einmal die Theorie hinter der Heldenreise kennen lernen, bevor es in die Praxis geht. Da werden verschiedene Heldentypen gespielt, schließlich hat jeder Charakter das Potenzial dazu. Verschiedenen Rollen einzunehmen ist die erste Übung, in der sich die Kinder ausprobieren dürfen. Danach lernen sie, wie man einen Helden in der Geschichte einführt. "Es gibt drei Szenen mit denen man den Held etabliert, eine private, eine berufliche und eine, die man frei wählen kann. Darüber lernen wir den Helden kennen, sehen, wie er sich verhält", erklärt Hechler. "Wenn er zum Beispiel ein schüchterner Typ ist, dann hilft es nicht, wenn die anderen lieb zu ihm sind, das gibt keine Fallhöhe." Eine Aufgabe sei es, den Kindern zu erklären, dass sie in ihrer Rolle die Figur des Helden klein machen müssen, damit er später umso mehr seine Strahlkraft entwickeln könne, erklärt die Schauspielerin.

Dabei lernen die Kinder auch die Archetypen kennen, die eine Heldenreise braucht. So braucht der Held stets einen Widersacher, der ihm erst überlegen ist, aber später von ihm in die Schranken gewiesen wird. "Dann arbeiten wir die Phasen durch, in denen sich die Herausforderung für den Helden entwickeln. Erst einmal muss er aus seiner Routine geworfen werden und sich entscheiden, eine Situation anzunehmen, die er normalerweise nicht annehmen würde" sagt Hechler. "Dann braucht es einen Mentor, der ihm einen Gegenstand oder einen Rat mitgibt, bevor es in verschiedenen Etappen durch die fremde Welt geht".

Dort stehen die jungen Schauspieler mit ihrem Helden Ängste durch, verfolgen Träume, sind am Ende siegreich - und lernen nebenbei noch eine Menge für's Leben.

Improtheater-Workshop "Die Heldenreise" für Kinder ab zehn Jahren, Samstag und Sonntag, 26. und 27. Juni, jeweils von zehn bis 16 Uhr, in der Aumühle. Kosten 45 Euro, Anmeldung per Mail an turmgefluester.e.v@gmail.com

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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