Haustiere und Böllerei:Jahresende ohne Schrecken

Lesezeit: 2 min

Experten geben Hunde- und Katzenbesitzern Silvestertipps

Von Kristina Kobl, Fürstenfeldbruck

Jedes Jahr sterben in der Silvesternacht mehrere Hundert Hunde in ganz Deutschland. Das sagt Hildegard Stepberger, Inhaberin der Hundeschule "Amperland" in Kottgeisering. Sie laufen vor Schreck davon, lassen sich schwer einfangen und rennen in ihrer Panik vor ein Auto. Damit sie gar nicht erst weglaufen können und sich sicher fühlen, empfiehlt sie, die Hunde bereits ein bis zwei Tage vor Silvester an die Leine zu nehmen - und am besten auch noch an den ersten Tagen des Jahres. "Es wird ja nicht nur an Silvester geschossen."

Auch Katzen leiden unter der Lärmbelastung. Sie sollten an Silvester nicht nach draußen gelassen werden. Inge Maier, Leiterin des Tierheims "Oase für Viecherl" in Fürstenfeldbruck, rät Tierhaltern, ihre Katzen bereits am Dienstagnachmittag ins Haus zu holen. Dort hilft dann vor allem Ablenkung gegen die Angst: Man sollte eine Geräuschkulisse schaffen, an die Tiere gewöhnt sind. Das laute Aufdrehen von Radio und Fernseher kann helfen: Wenn Tiere die alltäglichen Haushaltsgeräusche hören, stören sie sich weniger am Feuerwerk. "Bei besonders aufgeregten Katzen kann man den Staubsauger anschalten", so Maier.

Sina Fischel von der Tierklinik in Germering weist darauf hin, dass auch kleinere Tiere unter der Knallerei leiden. Besonders Kaninchen, die im Freien gehalten werden, sollten für die Silvesternacht ins Haus geholt werden - jedoch nicht länger, da ihnen der Temperaturunterschied zusetzt. Am meisten leiden jedoch Hunde und Katzen. Sind diese besonders empfindlich, können auch leichte Medikamente helfen, sagt Fischel: Pheromone, CBD oder Aminosäuren. Diese sollten jedoch vorher mit dem Tierarzt abgesprochen werden - und zum Teil müssen sie ein paar Tage im Voraus eingenommen werden. "Silvester kommt für Tierhalter jedes Jahr ja sehr überraschend", sagt Fischel süffisant. Wenn es bereits zu spät ist für die Verabreichung von Medikamenten, sollte man zumindest die Fenster schließen und die Tiere nicht allein lassen. "Die meisten sind ohnehin nur etwas beunruhigt durch den Lärm."

Wer erst seit Kurzem ein Haustier hat, sollte auf Medikamente verzichten und stattdessen die Reaktion des Tieres beobachten, denn jedes empfinde den Silvesterlärm anders, sagt Fischel. Viele Hunde seien noch tagelang verschreckt und entwickeln Ängste, die sich verschlimmern können. Jedes laute Geräusch, das sie hören, könne ihnen erneut einen Schreck einjagen. Langfristig kann man Hunde mit einer Geräusch-CD desensibilisieren - damit müsse man jedoch bereits im Sommer beginnen, sagt Hildegard Stepberger. Auch eine ihrer Hündinnen hat große Angst an Silvester: Sie bekommt immer ein Medikament zur Beruhigung. "Dann ist sie ganz chillig." Wer selbst keinen Wert auf ein Silvesterfest legt, kann auch zwei Stunden lang auf der Autobahn herumfahren, sagt Stepberger. Dort ist man vor dem Lärm sicher.

Der Deutsche Tierschutzbund fordert, dass künftig in Bereichen, in denen viele Tiere leben, Feuerwerk möglichst ganz verboten wird. Dazu gehören Innenstädte und Tierheime ebenso wie Waldränder und Uferregionen. So sollen die Tiere vor der Qual an Silvester effektiv geschützt werden.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: