Hattenhofen:Heftiger Streit um Mobilfunkmast

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Etwa 100 Teilnehmer aus Hattenhofen demonstrieren gegen den Bau einer Anlage an der Bahnlinie. Sie werfen Bürgermeister Franz Robeller und dem Gemeinderat vor, die Bewohner ungenügend informiert und die Anliegen der Gemeinde nicht angemessen vertreten zu haben

Von Manfred Amann, Hattenhofen

Gegen die südlich der Bahnlinie zwischen Hattenhofen und Haspelmoor geplante Mobilfunkanlage haben etwa 100 Einwohner des Orts demonstriert. Bürgermeister Franz Robeller (Unabhängige Wählergemeinschaft Haspelmoor) und dem Gemeinderat warfen die Demonstranten am Samstag vor, sie nicht rechtzeitig über das Bauvorhaben informiert zu haben. Um die Höhe des Mobilfunkmasten deutlich zu machen, ließ die Bürgerinitiative am bereits genehmigten Standort einen Baukran auf 30 Meter Höhe ausfahren. "Wir wollen damit aufzeigen, dass der hässliche Mast das Landschaftsbild erheblich verschandeln wird und dass die nur rund 200 Meter große Entfernung zur Wohnbebauung berechtigte Ängste auslöst", erläuterte Stefanie Bachl von der Initiative "Kein Sendemast am Wohngebiet Hattenhofen".

Aus der von den Gegnern über Mikrofon angeregten sachlichen Aussprache wurde jedoch schnell eine heftige Diskussion, die nicht immer taktvoll und fair verlief. Besonders attackiert wurden Robeller und Gemeinderat, weil diese "nicht zum Wohle der Kommune gehandelt und die Mobilfunkanlage am Bürger vorbei" genehmigt hätten. Robeller versuchte mit der Erklärung zu beschwichtigen, dass es zum Standort keine Alternative gegeben habe, weil die Mobilfunkanlage nur dann möglichst weit entlang der Bahnlinie für Züge Übertragungssicherheit biete, wenn sie möglichst nahe an den Gleisen stehe. Die von den Gegnern vorgeschlagene Kläranlage liege zu weit entfernt, sagte der Bürgermeister. Alternative Grundstücke hätten zudem nicht zur Verfügung gestanden.

Diese Aussagen heizten die Diskussion weiter an. Manche Bürger sprachen daraufhin von Vorwänden und Lügen, die vorgebracht würden, um das Versagen zu vertuschen. Andere beschuldigten Gemeinderäte, "umgefallen" zu sein, weil sie erst die Anlage abgelehnt, dann auf Druck des Landratsamtes aber doch für den Standort gestimmt hatten. Es wurde sogar der Vorwurf laut, Gemeindeverantwortliche hätten "mit der Deutschen Funkturm AG gemeinsame Sache gemacht".

Auch Gemeinderäte gerieten sich in die Haare, woraufhin der Appell von Andreas Birzele (Grüne), Robeller und dem Gemeinderat abzunehmen, dass diese bedauern, dass es so gelaufen sei, kaum Gehör fand. "Ich stehe dazu, den Sachverhalt nicht richtig eingeschätzt zu haben, aber absichtlich gehandelt zu haben, lasse ich mir nicht unterstellen", sagte der Rathauschef. Er sei sich auch sicher, dass die frühzeitige Einbindung der Bürger in der Sache nichts geändert hätte. Beschwichtigenden Einfluss auf die Diskussion hatte auch Birzeles Darstellung nicht, dass die "große Politik" dafür verantwortlich sei, wenn in Dörfern über so komplexe Themen gestritten werde. Die Kommunen würden mit den Problemen allein gelassen, tadelte der Grüne.

Martin Bentenrieder wird den Mast täglich von seinem Anwesen aus im Blick haben. Wie Marianne Feigl fürchtet auch er Auswirkungen der Strahlung auf die Gesundheit seiner Familie. "Es ist noch nicht richtig erforscht, welche Folgen die deutlich höhere Intensität der Strahlung auf unser Leben haben wir. Uns diesen Funkwellen auszusetzen ist unverantwortlich", schimpfte Bentenrieder. Einige treibt auch die Sorge zum Protest, dass der Funkmast die Grundstücks- und Immobilienpreise massiv nach unten drücken könnte. Bestätigend führte Bachl "aus beruflicher Erfahrung" dazu an, dass das Umfeld bei der Bewertung einer Immobilie ein wichtiger Faktor sei. Am Wochenende hatte die von Stefanie Bachl im Internet geschaltete Petition etwa 550 Unterstützer. "Und wir werden weiter Unterschriften sammeln, vielleicht geht mit Druck doch etwas", befand ein Aktivist und brachte seine Enttäuschung zum Ausdruck, dass trotz Einladung weder der Landrat noch Landes- oder Bundespolitiker sich einer Diskussion gestellt hatten.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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