Hattenhofen:Ein Abend nur zum Feiern

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Zwei, die sich schon lange kennen: BBV-Obmann Johann Drexl (rechts) im Gespräch mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Herbert Kränzlein. (Foto: Günther Reger)

Der Bayerische Bauernverband wird 70 Jahre alt. Die Landwirte im Kreis würdigen das mit Essen, Trinken und guter Laune

Von Sebastian Mayr

Ganz bewusst hat der Bayerische Bauernverband (BBV) zu einer "Geburtstagsparty" nach Hattenhofen eingeladen. Der 70. Geburtstag des Verbands sollte kein klassischer Festakt mit Grußworten und Reden sein. Die Brucker Bauern wollten feiern. An diesem Montag jährt sich die Gründung ihres Verbands. Während andere Kreisverbände ganz klassische Tagesveranstaltungen mit Festgottesdiensten und Ansprachen organisierten, setzten die Fürstenfeldbrucker auf eine Art große Familienfeier mit Grillfleisch, Kuchenbuffet und einer Bar, an der Longdrinks ausgeschenkt wurden. BBV-Kreisobmann Johann Drexl freute sich auf ein "Fest mit Tanz und Musik für Jung und Alt", Unterhaltungen mit seinen Kollegen und nahm sich vor, um fünf Uhr morgens direkt aus der Festhalle in den Stall weiterzuziehen. Drexls Weg war denkbar kurz: Gefeiert wurde in seiner neu gebauten Halle am Ortsrand von Hattenhofen.

Etwa 200 Mitglieder des knapp 900 Personen starken Kreisverbands waren der Einladung von Drexl und Kreisbäuerin Gabi Waldleitner gefolgt, dazu kamen einige Ehrengäste aus Wirtschaft und Politik. Zu ihnen zählten die Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet (CSU) und Herbert Kränzlein (SPD) sowie Hans Friedl, Kreisvorsitzender der Freien Wähler. Etwas Redezeit gestand der BBV nur Bocklet zu, 1. Vizepräsident des Landtags. Einerseits sei die Zahl der Betriebe im Brucker Land seit 1976 von 17 000 auf 600 gesunken, andererseits könne ein Bauer heute 144 Menschen ernähren. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es noch zehn Verbraucher gewesen, sagte er.

Für die Bauern ist der Verband vor allem als Interessenvertreter wichtig. "Die EU-Politiker sind einfach weit weg", erklärte der Pucher Thomas Probst. "Da ist der Bauernverband eine wichtige Unterstützung." Für ihn und seinen Nachbarn Anton Eisenlauer junior war das Jubiläum Anlass genug, mit ihren Familien nach Hattenhofen zu kommen und mitzufeiern. Die beiden Landwirte gehören dem BBV in dritter Generation an.

Trotz der gerühmten Unterstützung des Verbands bieten neue Regelungen immer wieder Anlass zur Sorge. So wie jüngst die abgeschaffte Milchquote, die vor allem Bauern mit kleineren Höfe um ihre Einkünfte bangen lässt. Auch Probst hält Milchkühe und gehört zu ihnen. BBV-Obmann Drexl gab trotzdem die Devise aus, gute Laune zu haben. "Das soll keine traurige Veranstaltung sein", hatte er seinen Kollegen von der Bühne aus zugerufen und ihnen dann das Buffet ans Herz gelegt, das der Verband den Mitgliedern ausgab. Der Empfehlung entsprechend begann die Oberwiesenfelder Blasmusik mit dem Marsch "Freude zur Musik". Die Bühne hatten BBV-Mitglieder auf einem mit Hopfen, Maiskolben und Sonnenblumen geschmückten Wagen errichtet.

Dass das Jubiläum trotz aktueller Sorgen tatsächlich Grund für gute Laune ist, kann der Brucker Ortsverband mit Zahlenbelegen. In den letzten Jahren war der Kreisverband stets einer von wenigen mit einer positiven Mitgliederentwicklung. Im Vorjahr war dies nur in zwei weiteren Landkreisen gelungen. Zudem umfasst die Kreisgruppe des BBV 45 Ortsverbände. "Besser als die CSU", betont Drexl. Dass Betriebe und Arbeitsstellen in der Landwirtschaft erhalten bleiben, sollen auch die Jungen sicherstellen. Etwa 150 junge Männer und Frauen gehören der Jungbauernschaft im Landkreis an. Zwei Dutzend kamen am Samstag, um am Bierstand und der Jungbauernbar auszuschenken. Eine Premiere für die Jungbauern, die keine Bar-Erfahrung haben.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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