Großes Gardefestival:Fünf Stunden Gaudi und Tanz

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Traditionell zeigen die Faschingsgilden aus der Region bei einem Treffen in Gernlinden ihre Shows. Auch dieses Mal begeistern sie das Publikum

Von Karl-Wilhelm Götte, Gernlinden

Guido Amendt ist schon lange überaus leidenschaftlich beim Fasching dabei. Doch das ist auch für den erprobten Hofmarschall der Faschingsgilde Olching (FGO) ein besonderer Augenblick: Beim Großen Gardefestival in Gernlinden moderiert der Papa seine kleine Tochter an. Dina I., also Dina Amendt, ist in diesem Jahr die Kinderprinzessin der Olchinger Tanzfreunde (OTF). Die neunjährige Dina und ihr elfjähriger Prinz Andi gehörten zur Show der OTF-Kinder und Jugendlichen "Kids in America", die das Gardetreffen virtuos eingeleitet haben. "Das war sehr emotional für mich mit meiner Tochter", gesteht Guido Amendt hinterher. Ob bei ihm eine Träne gekullert ist, konnte man aus der Ferne nicht erkennen.

Ansonsten geht es Schlag auf Schlag beim Gardetreffen. "Rhythmus im Blut" versprechen die 16 Tänzerinnen und Tänzer der "Narrneusia" aus Neusäß bei Augsburg. So kommt es dann auch. Unter dem Motto "100 Jahre Musikgeschichte - Sound of Music " und einem tänzerischen Feuerwerk erobern die bayerischen Schwaben mit der lautesten Discomusik ever, aber auch präziser Synchronität die Herzen des Publikums im vollen Gernlindener Bürgerhaus. Rhythmisches Klatschen der begeisterten Besucher fordern immer neue Zugaben. "Narrneusia", das stellt sich heraus, sind die Profis unter den Faschingsgarden. Sind die meisten Schautanzgruppen froh, wenn sich genügend Akteure finden, darf bei "Narrneusia" nicht jeder mitmachen. Nur bei den mittanzenden Männern sind sie großzügiger. "Für die Tänzerinnen machen wir ein Casting", erklärt Sprecher Felix Vetter. Von Mai an wird dann das jeweils neue Programm einstudiert. "Ab Herbst trainieren wir dann dreimal die Woche", so Vetter.

Das Olchinger Paar Prinzessin Jessica I. und Prinz Phillip I. bei seinem Eröffnungswalzer aus dem Programm "Bodyguard". (Foto: Matthias F. Döring)

Während normale Schautanzgruppen auf etwa ein Dutzend Auftritte im Fasching kommen, fährt die Kompagnie aus Neusäß zu 50 Auftritten. "Gefühlt fahren wird im Fasching durch den ganzen Bezirk Schwaben", sagt Vetter stolz. Der große Bus dazu steht vor der Tür. "Das ist unser Stammbusunternehmen", so Vetter. Am kommenden Wochenende stehen allein sechs Auftritte an. Drei Leute machen die Termine und die Planungen dafür. Über 15 Techniker verfügt die Truppe.

So viel Aufwand können die Faschingsclubs aus dem Landkreis nicht treiben. Doch die Brucker Heimatgilde ist mit laut anfeuernden jungen Fans gekommen. "Wir tanzen bei Freunden", kommentiert Gildemeister Daniel Brando den Auftritt der Heimatgilde. 17 Tänzerinnen und sechs Tänzer, so viele wie lange nicht, haben Mühe auf der Tanzfläche Platz zu finden. Die Formation erzählt immer eine Geschichte, diesmal das Märchen vom "Amulett der Liebe". Da treten Diebe mit dunklen Kapuzen auf, die an einem mitgebrachten Zaun rütteln. Die Magie des Amuletts will es, dass die Königstochter einen der Diebe heiraten wird. Der Brucker Nachbarverein, die Tanzfreunde, übernehmen später mit ihrem Programm "Zirkus, Zirkus". "Wir kommen gerade von einem Auftritt beim 'Ball der lachenden Herzen' in Mammendorf", erzählt Tänzerin Andrea Scherer von den Tanzfreunden. Kurz darauf ist Fun Unlimited aus Germering mit fetziger Musik an der Reihe. Ihr Schwerpunkt liegt auch auf Hebefiguren und Akrobatik. Dafür haben sie ihren "Salto-Prinz" Bastian Gruber, 22, dabei, der einen Flick-Flack und einen Salto rückwärts aus dem Stand einstreut.

Die Kinder der Olchinger Tanzfreunde tanzen unter dem Motto "Kids in America". (Foto: Matthias F. Döring)

Ausdauer ist gefragt. Fünf Stunden dauert das Gardetreffen. Sehr unterschiedliche Stile sind zu beobachten. So führen drei Männer der Formation aus Pöcking ihre Tänzerinnen wie Marionetten an Bändern über die Fläche. Den stimmungsvollen Abschluss bildet wie immer das Olchinger Männerballett. "Wir sind eine Faschingsfamilie und setzen mit dieser Veranstaltung jedes Jahr einen Powerpunkt", formuliert Guido Amendt kurz bevor er "Spirit of Motion", die eigene FGO-Schautanzgruppe ankündigt. "Das ist hier fast auf olympischen Niveau", neigt er auch zur charmanten Übertreibung. "Spirit of Motion" tanzt zum Thema "Bodyguard", dem Film mit der legendären Whitney Houston und die Stimmung im Saal steuert auf einen neuen Höhepunkt zu.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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