Gröbenzeller Sitzgelegenheiten:Schöner sitzen im Park

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Mit originellen Bänken für Jugendliche und Senioren will die Agenda-Gruppe das Miteinander in der Gemeinde fördern. Die Wünsche werden mit einer Fragebogenaktion ermittelt

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Auf dieser Jugendbank macht das Sitzen Spaß. Wer sie nutzt, muss allerdings auf drei seitlich und in der Höhe versetzten, glänzenden Metallrohren balancieren können. Da die Rohre zwischen zwei flachen, geschwungenen Metallsegmenten montiert sind, sieht das Sitzmöbel zudem auch noch futuristisch aus. Schließlich könnten die beiden Seitenteile auch die überdimensionierten Hälften eines in der Mitte zersägten Bumerangs sein. Genutzt und vielleicht auch bestaunt wird die neue Gröbenzeller Jugendbank im Bürgerpark in der Nähe der Wildmoosstraße.

Beim Anblick der unkonventionellen Metallkonstruktion kommt ein Betrachter nicht unbedingt auf die Idee, dass es sich hierbei nicht um ein modernes Kunstwerk, sondern nur um eine speziell für Heranwachsende geschaffene Sitzgelegenheit handelt. Trotz aller Zweifel ist es nämlich durchaus möglich, auf den drei Rohren eine entspannte, lässige Sitzposition einzunehmen. Diese Jugendbank bricht bewusst mit Gewohnheiten und mit der Vorstellung, wie Bänken im öffentlichen Raum üblicherweise auszusehen haben.

Die neue Gröbenzeller Seniorenbank ist so etwas wie das Gegenmodell hierzu. Sie steht gegenüber vom Seniorenheim Sankt Anton. Die Seniorenbank sieht ebenfalls ansprechend aus, sie wirkt nur viel konservativer und bietet zudem vieles, was Jugendliche nicht cool finden dürften, aber älteren Menschen das Hinsetzen und Aufstehen erleichtert: hohe Armlehnen zum Festhalten, eine große bequeme Sitzfläche sowie eine fast gerade Rückenlehne. Und für den Rollator gibt es zudem in der Mitte sogar noch eine Abstell- oder Parkmöglichkeit.

Von der Jugend- oder Schülerbank stehen in Gröbenzell sogar zwei Varianten zur Auswahl. Die zweite haben Schüler der Berufsschule für Metallbau und Technisches Produktdesign in München entwickelt und gebaut. Ihr Werk zeichnet sich durch zwei Sitzebenen aus. Zum einen verfügt es über die übliche Sitzbank etwa in Kniehöhe. Richtig originell wird sie erst durch die zweite, schmalere Sitzbank, die den Abschluss der Rücklehne bildet. Wer sich auf dieser Bank niederlässt, hat die Qual der Wahl. Er sitzt letztlich wie auf einer Treppe mit einer sehr hohen Stufe. Stifter und Finanzier dieser Bank ist das gemeinnützige Hilfswerk vom Lionsclub Fürstenfeldbruck.

Schon diese drei Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die Anforderungen ans Sitzen im Freien sein können. Ob die Gröbenzeller diese und andere Bänke wirklich haben wollen und wo sie gegebenenfalls aufgestellt werden sollen, darüber wird in Gröbenzell seit einigen Wochen intensiv diskutiert. Seit sich die Initiative "Bank und Baum" der Agenda-21-Gruppe der Gemeinde mit dem Thema Parkbänke im öffentlichen Raum befasst, zeichnet sich ab, dass in der Gröbenbachgemeinde die klassische Parkbank demnächst wohl ausgedient haben könnte.

Die übliche Parkbank besteht in der Regel aus einer mehr oder weniger geneigten Sitzfläche und einer ebenfalls nach hinten geneigten Rücklehne aus Holzbrettern sowie zwei Tragelementen. Die Tragkonstruktion besteht in der altwiener Variante aus Gusseisen und in der moderneren Nachkriegsversion aus klobigen, hässlichen Betonelementen. Nur laden viele der Bänke, die im Landkreis in Grünanlagen oder an Gehwegen und Straßen zu finden sind, nicht gerade dazu ein, am Ort zu verweilen und den Augenblick zu genießen.

Diese Erfahrung war der Ausgangspunkt der Überlegungen der von Margret Prietzsch federführend betreuten Initiative "Bank und Baum". Die Gröbenzeller Arbeitsgruppe will nicht länger nur einfach Sitzmöglichkeiten anbieten, sondern vor allem das soziale Miteinander in der Gemeinde fördern. Wobei das Wort Bank im Namen der Initiative auch für dieses Miteinander steht und das Wort Baum die Gartenstadt und das Lebensgefühl des Wohnens im Grünen versinnbildlicht.

Initiiert hat das Projekt wiederum der Arbeitskreis Siedlungsökologie, der schon seit Jahren zur Erhaltung des Gartenstadtcharakters einen städtebaulichen Rahmenplan fordert. Zu einem solchen Rahmenplan im Kleinen könnten sich die Standorte der Bänke entwickeln. "Eine gute Wahl und Begrünung der Standorte lässt Straßen zu geschützten Rast- und Warteplätzen werden und unterstreicht den Charakter unserer Gartenstadt", sagt Prietzsch. Und damit erst zu Orten der Begegnung.

Werden mit dem Aufstellen weiterer Bänke an von den Gröbenzellern ausgewählten Standorten neue Möglichkeiten geschaffen, im öffentlichen Raum zu rasten und zu verweilen, kann diese intensivere Beschäftigung mit dem eigenen Lebensumfeld wiederum eine bessere Städteplanung nach sich ziehen. Das hoffen zumindest die Initiatoren. Obwohl das Design der Bänke und die Standorte eine zentrale Rolle spielen, sind auch andere Dinge wichtig wie Zweckmäßigkeit, Nachhaltigkeit oder Vernetzung. Über alle diese Punkte wird in der Arbeitsgruppe diskutiert, in der auch der Seniorenbeirat, Kommunalpolitiker, der Interessenverein Gröbenzell, die katholische Pfarrgemeinde, der Ökumenische Sozialdienst und der VdK-Ortsverband mitarbeiten.

Hier sind nicht immer alle einer Meinung. So lehnt die Ortsgruppe vom Bund Naturschutz die sogenannte Recycling-Bank aus wiederverwertetem Altplastik ab. Die Naturschützer stellen dem Optimismus der Mehrfachnutzung von Plastikmüll Bedenken entgegen, die aus späteren Entsorgungsproblemen und der Herstellungstechnik resultieren. Testweise steht eine solche Recycling-Bank beim sogenannten Pflanzlgarten in der Bahnhofstraße. Optisch kommt die Recycling-Bank noch der klassischen Parkbank am nächsten. Kritisiert wurde auch der Standort der Seniorenbank, der Ausblick sei nicht interessant genug, wurde angemerkt.

Wer sich wiederum nicht nur in seinem privaten Bereich, also im eigenen Haus oder Garten wohl fühlt, so eine weitere Überlegung, sondern auch in den Straßen und auf den Plätzen seines Wohnviertels, identifiziert sich mehr mit seiner Gemeinde. Deshalb wird versucht, möglichst viele Gröbenzeller in die Überlegungen einzubinden. Sie sollen die neuen Sitzmöbel testen, ein Gefühl für diese bekommen und ihr Urteil in die Diskussion einbringen. Prietzsch berichtet von vielen positiven Rückmeldungen. Vor allem die Bänke auf der Wiese vor der katholischen Kirche in der Kirchenstraße hätten den Gröbenzellern gefallen, berichtet sie. Die Nutzer sollen auch mitbestimmen, wo die zwei Dreierbänke letztlich stehen werden. Am See im Bürgerpark sind noch ein Sessel aus Metall und Holz sowie eine Liege zu finden.

Margret Prietzsch und ihre Mitstreiter stellen an die neuen Bänke hohe Ansprüche. Sie sollen originell sein, den Nutzern gefallen, generationengerecht sein, dazu anregen, mehr zu Fuß zu gehen und zu radeln und zudem auch noch ein Planungsinstrument zur Neugestaltung des öffentlichen Raums bilden. "Wir haben etwas erreicht und bewegt", stellt sie zufrieden fest. Die bei einer Fragebogenaktion ermittelten Wünsche der Gröbenzeller sollen mit der Gemeinde ausgewertet werden. Im kommenden Frühjahr soll in einem zweiten Schritt der Bedarf an Bänken ermittelt werden, um ein Bankkataster zu erstellen.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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