Gröbenzell:Partnerschaft mit Pilisvörösvárer

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Tänzer der ungarischen Reisegruppe aus Pilisvörösvár sind in die Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft mit Gröbenzell vertieft. (Foto: Günther Reger)

Beim Jubiläum des Deutsch-Ungarischen Vereins Gröbenzell genießen die deutschstämmigen Gäste die Kultur ihrer Ahnen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Wer an Fronleichnam am späten Vormittag mit der S-Bahn in Gröbenzell eintrifft, wird am Bahnsteig mit dem Lied "Lobet den Herrn" begrüßt. Die Fronleichnamsprozession zieht entlang der Gleise mit Blasmusikern, Trachtlern, Vereinsabordnungen und Honoratioren zum Rathausplatz. Bevor dort das Te Deum erklingt, spricht Peter Förster den Segen: "Gesegnet sei der Ort und alle, die hier wohnen." Eine Gruppe von Männern und Frauen, die es sich in strengen dunklen Trachten, die Frauen tragen dunkelblaue Trachtenröcke, auf Bänken unter einer Linde bequem machen, haben sicher die weiteste Anreise hinter sich. Sie kommen aus der Gröbenzeller Partnerstadt Pilisvörösvár in Ungarn, um das 25-jährige Bestehen der Verbindung und des Deutsch-Ungarischen Vereins zu feiern. Obwohl sie den Mittwoch im Bus verbrachten, haben sie sich ausbedungen, am Gottesdienst und der Prozession teilzunehmen.

Die meisten der Ungarn gehören der deutschstämmigen Minderheit an. Sie haben die Kultur und Sprache ihrer Vorfahren über mehr als drei Jahrhunderte bewahrt. Für Minderheiten sind Traditionen wie Fronleichnam besonders wichtig. Die Partnerschaft ist eine ideale Gelegenheit, diese Wurzeln zu pflegen. "Das steckt in unseren Herzen und in unserer Seele", bekennt Bürgermeister Instván Gromon unter dem Eindruck des Erlebten auf dem Kirchplatz. Später, beim Empfang zum Jubiläum des Deutsch-Ungarischen Vereins im Bürgerzentrum, erinnert er daran, dass nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 Gröbenzell eine der ersten westlichen Gemeinden war, die den Kontakt zu einer ungarischen Kommune suchte. Es sei eine große Freude zu erleben, dass es in der Nähe von München eine Gemeinde gebe, deren Bewohner sich für Ungarn interessierten, betont Gromon.

Um das Funktionieren dieses Miteinanders kümmert sich der Deutsch-Ungarische Verein. Er sei das Bindeglied zwischen den beiden Orten, wiederholen fast alle Redner einmütig. Das entspricht durchaus dem Selbstverständnis der Aktiven des Vereins. Vorsitzender Ludwig Nadasi bezeichnet es als wichtigste Aufgabe, den persönlichen und kulturellen Austausch zwischen den beiden Kommunen zu begleiten und zu fördern. Die Stimmung im Saal ist heiter und es wird, wie bei einem Familientreffen, viel gelacht und gescherzt. Man kennt sich. Deshalb erspart sich Nadasi hier einen Hinweis, den er in der Festschrift hervorhebt. Für eine intensive und nachhaltige Freundschaft mit Ungarn sei die Kenntnis von Kultur und Bräuchen des jeweiligen Partnerlandes besonders wichtig. Im Bürgerzentrum ist die Generation Silberhaar in der Mehrheit, mit der Partnerschaft kamen auch die Partner der Gründergeneration in die Jahre. Auch das soll sich ändern, wird wiederholt beteuert. Die zwei jungen Trompeter der Musikschule Pilisvörösvár, die bei ihrem Auftritt von einer Lehrerin am Klavier begleitet werden, stehen für die Zukunft der Verbindung.

"Wir kommen vorwärts", beteuert Lázló Sax, Vorsitzender der vierköpfigen deutschen Minderheitenvertretung im Stadtrat der Partnerstadt. Die Minderheit betreibt zwei Grundschulen, fünf Kindergärten und ein Gymnasium mit, dort wird deutsch und ungarisch unterrichtet und gesprochen. Sax gibt den Anteil der Deutschstämmigen in Pilisvörösvár sogar mit 50 Prozent an, nach offiziellen Angaben sind es 28 Prozent.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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