Mückenplage in mehreren Gemeinden:Zeit der Blutsauger

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In Gröbenzell und anderen Gemeinden herrscht eine Mückenplage. In manchen Geschäften gehen die Schutzmittel zur Neige, die Apotheker verkaufen so viel wie seit Jahren nicht mehr

Von Sebastian Mayr, Gröbenzell

Es ist Mückenzeit. Die kleinen Tiere sind in noch größerer Zahl unterwegs als in den vergangenen Jahren. Zumindest ist die Nachfrage nach vorbeugenden Schutzmitteln und nach Präparaten zur Behandlung von Stichen in den Gröbenzeller Apotheken so hoch wie seit mindestens drei Jahren nicht mehr. Das haben die Pharmazeuten in der Gemeinde festgestellt. In einigen Supermärkten und Drogeriegeschäften waren die Mittel in den vergangenen Tagen teilweise ausverkauft. "Wir haben seit etwa zwei Wochen eine starke Mückenplage", berichtet Angelika Biegholdt, die die Kreuz-Apotheke leitet. Besonders stark betroffen seien Kinder. Der Wechsel von Regen und warmen Tagen habe das Schlüpfen von Mückenlarven zuletzt stark begünstigt.

"Wenn es viel regnet und es sehr heiß ist, sind die Bedingungen ideal", erklärt die Biologin Veronika Pokorny, die in Gröbenzell lebt. Mücken können in ihrem Leben bis zu sieben Mal Nachkommen zeugen. Vor allem Pfützen, Regentonnen, Gießkannen und Baumstümpfe sind beliebte Brutorte. Denn dort müssen die Tiere keine Fressfeinde befürchten. In Seen, Teichen, und Tümpeln, in denen Fische leben, ist das anders. Die Larven schlüpfen dann, wenn die Bedingungen gut sind. Sie brauchen viel Nässe, können bis dahin aber auch trockene Perioden überstehen.

Wenn der Regen kommt und die Larven überschwemmt, können sie revitalisiert werden. Auch wenn sie eigentlich schon zu trocken waren, um zu schlüpfen. Wird es nach dem Regen heiß, sind die Bedingungen für die Insekten noch besser: Die Hitze regt den Stoffwechsel der Tiere an, sie entwickeln sich schneller. Dass die Zahl der Mücken deutlich größer ist als im milden letzten Jahr, hat auch Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer bemerkt: "Momentan ist es extrem." Maßnahmen gegen die Mückenplage plant die Gemeinde aber nicht. "Wir haben noch nie etwas gemacht und werden das auch jetzt auf uns zukommen lassen", sagt Schäfer, der, wie er sagt, "selber relativ verschont geblieben" ist. Man müsse immer überlegen, wann man in die Natur eingreifen wolle. Die Insekten hielten sich ohnehin nicht an Gemeindegrenzen, die Mückenplage sei in den Nachbarorten genauso zu finden. Schäfer sieht bei den Mücken bislang keinen Handlungsbedarf: "Wir müssen mit dem Phänomen leben."

Dieter Rubenbauer, der Vorsitzende des Gartenbauvereins Gröbenzell, erkennt jedoch keine größere Plage als in den Vorjahren. Es falle wegen des schönen Wetters nur mehr auf. Weil es so heiß gewesen sei, würden viele Leute den Abend im Freien verbringen wollen. "Ich kann nur raten, von Viertel nach Acht bis Neun wenig draußen zu sein", empfiehlt er. Davor und danach sei die Mückenplage nicht übermäßig schlimm. "Ich bin seit Jahr und Tag draußen und unterwegs. Das ist ganz normal", findet Rubenbauer.

Andere wollen Mücken und Mückenstiche nicht so einfach hinnehmen. In Olching bringt die ehrenamtliche "Interessengemeinschaft Schnakenbekämpfung" regelmäßig ein Virus in den Tümpeln des Auwaldes aus. Damit soll das Schlüpfen der Larven verhindert werden. Zusätzlich werden regelmäßig Wasserstand und Larvenbestand überprüft. Die Interessengemeinschaft sucht noch nach freiwilligen Helfern für die Mückenbekämpfung.

Weil sich die Mücken permanent fortpflanzen, erwartet die Biologin Veronika Pokorny noch bis Herbst mehrere Wellen, in denen die Insekten unterwegs sind und zustechen. Wie schlimm die Plage in diesen Phasen ausfällt, hängt vom Wetter ab.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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