Gröbenzell:Wiesn-Hits in der Gartenstadt

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Die Musiknacht steigt am Samstag in 17 Locations. Was Organisator Thomas Breitenfellner 2005 mit der ersten Auflage begann, hat sich längst als großes Festival etabliert

Von Valentina Finger, Gröbenzell

Der Musiker Pete Fink traute seinen Augen nicht, als er einmal vor 15 Jahren wie so oft durch Gröbenzell fuhr: Blau-gelbe Plakate kündigten die erste Gröbenzeller Musiknacht an, ein Format, mit dem Fink schon damals sehr vertraut war. Mit seiner Band, den Rockaholixs Buam, hatte der Lochhauser bereits auf vergleichbaren Musikfestivals in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespielt. Dass es so etwas nun auch in seinem Nachbarort geben sollte, war ihm neu. "Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, wer das organisiert", erinnert sich Fink.

So lernte der Sänger den damals erst 22 Jahre alten Thomas Breitenfellner kennen, der die Musiknacht 2005 aus eigener Kraft ins Leben gerufen hat und seitdem mit seiner ursprünglich extra für diesen Zweck gegründeten Kulturagentur betreut. Weil die Planung abgeschlossen war, hat es mit einem Auftritt der Rockaholixs Buam bei der ersten Musiknacht nicht mehr geklappt. Jedoch gehört die Band seit der zweiten Ausgabe, mit einem Jahr Pause, zu den Höhepunkten des Konzertmarathons, der an diesem Samstag zum 15. Mal stattfindet.

An 17 Orten gibt es von 20 Uhr an insgesamt 18 Musik-Acts. Bei der ersten Musiknacht waren es jeweils zehn. Damals sei es nicht leicht gewesen, für sein neues Konzept das Vertrauen der Wirte zu gewinnen, sagt Breitenfellner: "Viele waren skeptisch und haben sich gefragt, ob so ein Event im als Schlafstadt verrufenen Gröbenzell angenommen wird." Doch das wurde es: Aus den 1500 Besuchern im Jahr 2005 sind inzwischen fast 4000 geworden. Während zunächst bloß die Ortsmitte bespielt wurde, hat sich seit einigen Jahren das Gewerbegebiet als zweiter Mittelpunkt etabliert.

Dort ist dieses Mal neben den drei Stockwerken und den Feinkostläden "Tutti Gusti" und "Gourmetpoint" das Bistro "Sam's Cantine" mit einem Konzert der Königlich Bayerischen Grant la neu dabei. Unter neuer Leitung zum ersten Mal zur Musiknacht-Route gehören das italienische Restaurant "La Rosa" und das "Etiquette by Daniel". Alle anderen Locations, darunter auch das Kino und der Döner-Imbiss, waren schon zuvor bei der Musiknacht vertreten. "Die Gastronomie ist immer im Wandel, manche Läden machen auf, andere zu", sagt Breitenfellner. Einen Verlust bedauert der Veranstalter jedoch sehr: Das beliebte Bahnhofslokal "Hexe", das nach langem Hin und Her Ende April zum letzten Mal geöffnet hatte, bleibt auch zur Musiknacht geschlossen. Die traditionelle After-Show-Party findet dafür im "Wirtshaus Gröbenzell" statt.

Finks Buam, die viele Jahre lang beim "Weinbauer im Tiroler Hof" ein Massenpublikum anzogen, treten auf dem Bahnhofsplatz auf, einer Fläche, wo normalerweise Fahrradständer stehen und die nur für die Musiknacht freigeräumt wird. Dies ist eines der drei Open-Air-Konzerte im Jubiläumsjahr. Beim Weinbauer spielt die Partyband The Rocks und weil die "Alte Schule", die Breitenfellner als neuer Wirt übernommen hat, erst später im Juli öffnen soll, geben Teddy & die Lollipops mit ihrem Fünfzigerjahre-Sound diesmal ein Konzert daneben auf dem Rathausplatz.

Verbunden sind die Veranstaltungsorte durch einen Shuttlebus, der im 20-Minuten-Takt zwischen der Ortsmitte und dem Gewerbegebiet pendelt. "Es gibt Besucher, die möglichst viel an einem Abend erleben wollen, und andere, die lieber die ganze Zeit nur einer Band zuhören", sagt Breitenfellner. Solche Stammgäste kennt auch Fink, der die Gröbenzeller Musiknacht als Heimspiel empfindet: "Wenn wir loslegen, setzen sich manche auf ihren Platz und gehen bis zwei Uhr morgens nicht mehr weg."

Einem breiten Publikum bekannt wurden die Rockaholixs Buam, als sie 2012 mit "Bei uns in Bayern" den offiziellen Wiesn-Hit beisteuerten. Seitdem treten sie regelmäßig auf dem Oktoberfest auf. Auf dem Programm der Band stehen auch für Samstag Lieder von zum Beispiel Hanse Schoierer und der Spider Murphy Gang, klassische Rocksongs und Titel wie "Bella Ciao". Doch vieles hänge auch von der jeweiligen Situation und Stimmung ab, sagt Fink: "Es kann durchaus vorkommen, dass uns ein bayerisches Volkslied oder ein ,Prosit der Gemütlichkeit' rausrutscht."

Das Wetter spielt bei so vielen Freiluft-veranstaltungen natürlich eine große Rolle. Elf von 15 Musiknächten fanden bei warmen Temperaturen statt, bei den anderen regnete es. Dieses Jahr macht sich der Veranstalter deswegen keine Sorgen: Schlecht sei das Wetter immer dann gewesen, wenn die Musiknacht aufgrund der Fußball-WM nicht an ihrem angestammten Termin am ersten Samstag im Juli stattfand, also 2011, 2014 und 2018. Nach dieser Erfahrung darf man bei der 15. Auflage wieder auf sommerliche Festival-Atmosphäre hoffen.

15. Gröbenzeller Musiknacht, am Samstag, 6. Juli, von 20 Uhr an, Bändchen an der Abendkasse (12 Euro) oder im Vorverkauf bei den teilnehmenden Lokalen (10 Euro), www.musiknacht-groebenzell.de

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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