Gröbenzell:Vorwurf der Mauschelei

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Michael Böhmer vermutet Mauschelei beim Verkauf der "Hexe"

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Hat Martin Schäfer als ehemaliger Miteigentümer der früheren Bahnhofsgaststätte "Die Hexe" bei deren Verkauf oder im Vorfeld seine Position als Bürgermeister ausgenutzt? Und profitieren er oder die neuen Eigentümer davon, dass für das Grundstück erst 2013 Baurecht "in bemerkenswert großzügiger Weise geschaffen worden ist", wie es Michael Böhmer in zwei E-Mails an die Süddeutsche Zeitung formuliert. Der Jurist mit Münchner Adresse und Gröbenzeller Wurzeln weist außerdem darauf hin, "dass der jetzige Eigentümer von den staatlichen Fördermitteln profitieren wird". Oder ist der Gröbenzeller Bürgermeister schlicht zur Zielscheibe geworden, weil er als Rathauschef am prominentesten die mehr oder weniger populären Beschlüsse des Gemeinderates in der Öffentlichkeit vertritt? Der Bürgermeister kommentierte die Anschuldigungen nicht.

Fakt ist jedenfalls, dass Michael Böhmer und sein Bruder Johann, der noch bis vor kurzem für die Freien Wähler im Gemeinderat saß, Eigentümer der so genannten Oberen Gröbenbachwiese sind; das in der Bevölkerung besser als Böhmerwiese bekannte Grundstück liegt südlich der Bernhard-Rößner-Schule und wird derzeit als Acker genutzt. Seit einigen Jahren bemühen sich die Brüder Böhmer, zumindest für einen Teil dieser Fläche eine Baugenehmigung zu bekommen.

Zuletzt versuchte das Landratsamt, auf dem Gelände vorübergehend eine Unterkunft für Asylbewerber zu errichten. Der Gemeinderat hat all das immer abgelehnt. Und nun all Hoffnungen, dass aus dem Acker- irgendwann doch noch Bauland werden könnte, mit seinem jüngsten Beschluss zunichte gemacht. Es ist keine drei Monate her, da beschloss das Gremium, die gesamte Fläche als Überschwemmungsgebiet auszuweisen. Angesichts dieser Entwicklung ist es durchaus nachvollziehbar, dass Michael und Johann Böhmer auf den Gemeinderat und ihren obersten Chef nicht allzu gut zu sprechen sind.

Fakt ist ferner auch, dass Martin und Michael Schäfer bis Ende 2016 Eigentümer der ehemaligen Bahnhofswirtschaft waren, besser bekannt als "Die Hexe". Dann verkauften sie das Gebäude an die Brüder Fontein beziehungsweise deren Firma "Wohnform Wohnbau". In einer seiner Mails unterstellt Michael Böhmer, die Besitzverhältnisse seien nicht bekannt gewesen. Denn er fragt: "Befürchtete Herr Schäfer aber einen Skandal? Immerhin wäre publik geworden, dass das "Kultlokal Hexe" wegen des erst 2013 geschaffenen Baurechts bereits bei Beginn seines Amtes als Gröbenzeller Bürgermeister (im März 2014) auf Abbruch gestanden hatte. Schließlich gelangt er zu dem Schluss: "Es muss unterstellt werden, dass das Baurecht für die "Hexe" aufgrund der Kartierung im Hochwassergebiet den Bürgermeister an der ordnungsgemäßen Führung der Amtsgeschäfts und insbesondere im Hinblick auf das ihm obliegende Hochwassermanagement gehindert hat."

Bürgermeister Martin Schäfer reagierte ungehalten auf die Vorwürfe. Er gebe "grundsätzlich keine Stellungnahme" zu notariellen Verträgen, "ein Bürgermeister darf niemals über Notarverträge reden", bekräftigte er. Und echauffierte sich darüber, dass jemand so schwere Vorwürfe in den Raum stellt und die Presse die auch noch aufgreift. Die Brüder Fontein, die übrigens auch aus Gröbenzell stammen, versicherten indes, dass der Vertrag keine dubiosen Klauseln enthalte und der Kauf längst abgeschlossen sei.

Inzwischen ist auch SPD-Gemeinderat Peter Falk in den Fokus von Johann und Michael Böhmer geraten. In seinem Fall geht es um die Kommunikation zwischen dem Landratsamt und den Brüdern. Diesmal monieren die beiden die Verletzung ihrer Privatsphäre sowie die Kritik an ihrem Verhalten gegenüber dem Amt - offenbar hatten sie signalisiert, das Vorhaben würde wohl genehmigt. Gegenstand der Kommunikation war die Asylunterkunft auf der Böhmerwiese.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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