Gröbenzell:Suppen-Vielfalt und Gesang

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Zwischen Noten und Suppentopf: Mitglieder des Frauenchors Gröbenzell bedienen Besucher. (Foto: Günther Reger)

Besucher genießen Angebot des Frauenchors

Von Katharina Knaut, Gröbenzell

Kaum öffnet sich die Tür zum Bürgerzentrum, umweht einen der Duft nach Suppe. In einem Raum im Erdgeschoss stehen auf einer langen Kette von Tischen aufgereiht diverse Töpfe, aus denen es verheißungsvoll dampft. Daneben locken Bleche und Teller voller Kuchen und Torten. Der Frauenchor Gröbenzell hat zum zweiten Mal zur "Singenden Suppenküche" eingeladen. Es gibt viele unterschiedliche Suppen, und alle sind selbstgemacht, betont die erste Vorsitzende des Vereins, Alice Trapp. "Viele haben uns gefragt, wo wir die Suppen bestellt haben."

Von elf bis 17 Uhr können die Gröbenzeller auf einen Teller Suppe oder ein Stück Kuchen ins Bürgerhaus kommen. Zu jeder vollen Stunde gibt es Programm: eine Gesangsdarbietung des Chors oder eine Tanzrunde zum Mitmachen. Suppe und Gesang - eine ungewöhnliche Kombination, die funktioniert. Sämtliche Tische im Bürgerhaus sind besetzt, die Suppen- und Kuchenauswahl ist am frühen Nachmittag schon deutlich reduziert. "Seit halb zwölf ist es hier richtig voll. Die Menschen haben zeitweise kaum noch einen Platz bekommen", sagt Trapp. Auch die Events zur vollen Stunde sind gut besucht. "Die Damen sind ganz wild auf das Tanzen." Dann greift sie zum Mikrofon. "So, es geht los! Bitte alle ins Foyer."

Dort wartet bereits die Tanzlehrerin, die der Chor für diesen Tag dazu geholt hat. Mehr als 20 Frauen und zwei Männer stellen sich um sie herum im Kreis auf und nehmen sich an den Händen, auch ein kleines Mädchen ist nach anfänglichem Zögern dabei. Dann geht es los. Unter den Anweisungen der Lehrerin ("Seit-Rück-Seit-Kick-Kick") eignen sich die rund 25 Teilnehmer die Schritte an. Die Tanzlehrerin überwacht das Geschehen mit kritischem Blick und nimmt im Zweifelsfall kein Blatt vor den Mund: "Das sieht ja scheußlich aus", kommentiert sie die ersten Versuche. Nach weiteren Übungsdurchläufen ist sie aber zufrieden. Sie geht zum CD-Player, eine fröhliche, volkstümliche Musik ertönt, und los geht es. Zunächst im Kreis, schließlich in verschlungenen Reihen durch das Foyer, um die Säule, immer in der selben Schrittfolge: Seit-Rück-Seit-Kick-Kick. Es klappt gut, sowohl Tänzer als auch Zuschauer haben Spaß. Da kommt auch Bürgermeister Martin Schäfer nicht aus. Kaum betritt er das Bürgerhaus, wird er für den letzten Tanz eingespannt, einen lateinamerikanischen Titel. Zur Belohnung holt er sich danach erst einmal eine Suppe. Das Singen überlässt er lieber den Frauen des Chors. "Das gehört definitiv nicht zu meinen Talenten."

Die Damen vom Chor zeigen, was sie können. In ihren türkisfarbenen Polohemden stellen sie sich im Foyer auf. Zum dritten Auftritt an diesem Tag wählen sie einen melancholischen Einstieg. "Ich denke, Sie kennen alle dieses Schiff, das 1912 gesunken ist", kündigt Chorleiter Josef Putz den Titel an. Dann greift er in die Tasten und zu Keyboard und Querflöte singen die vielen hellen Stimmen die berühmten Anfangsworte: "Every night in my dreams..." von "My Heart will go on" aus dem Film "Titanic". Das Publikum honoriert die Darbietung mit viel Applaus. Mit "Probier's mal mit Gemütlichkeit" und zwei afrikanischen Titeln wird es wieder fröhlicher.

Die Lieder habe man gemeinsam ausgesucht, erklärt Putz. "Normalerweise ist der Chor eine diktatorische Angelegenheit, da waren wir aber demokratisch", scherzt er. Ein Chor funktioniere nur mit einem Ziel, das man erreichen möchte. Das gehe nur, wenn der Leiter sich durchsetze, sagt Putz. Für Trapp ist Gesang etwas fürs Herz. "Singen öffnet die Seele und vertreibt Kummer oder Sorgen."

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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