Gröbenzell:Streit um Mahnmal

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Katholische Pfarrgemeinde kritisiert Standortdebatte

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die katholische Pfarrgemeinde Sankt Johann Baptist in Gröbenzell fühlt sich hinsichtlich der Standortdebatte für das Ehrenmal falsch verstanden - und falsch dargestellt. In einem offenen Brief an Bürgermeister Martin Schäfer (UWG), den dieser in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" vorlas, zeigt sich Diakon Roland Wittal im Namen der Pfarrgemeinde von den Presseberichten zur Diskussion des Gemeinderats um das Ehrenmal "sehr befremdet". Das Gremium hatte vor einigen Wochen mit großer Mehrheit beschlossen, das von den Gröbenzeller Künstlern Wolf Hirtreiter und Hubert Elsässer erstellte Ehrenmal, das an die Gefallenen beider Weltkriege erinnert, vom Platz vor dem Rathaus auf den Friedhof umzusiedeln. Mit dem Rathausneubau ist am bisherigen Standort kein Platz mehr.

In seinem Brief schreibt Wittal, es sei behauptet worden, die Kirchenverwaltung Sankt Johann Baptist habe beschlossen, das Denkmal nicht auf kirchlichem Grund aufzustellen. "In der Gemeinderatssitzung wurde der Eindruck erweckt, dass das Ehrenmal nicht in der Ortsmitte bleiben kann, weil die katholische Pfarrei es nicht haben möchte." Dem widerspricht der Diakon nun: "Fakt ist, wir haben unsere Bereitschaft signalisiert, dem Ehrenmal während des Rathaus-Neubaus bei uns Platz zu geben." Des weiteren weist er darauf hin, dass bei der Planung des neuen Rathauses offenbar kein Platz für das Denkmal eingeplant wurde. "Das heißt für uns: Die Mehrheit im Gemeinderat will es nicht um das neue Rathaus stehen haben. Anstatt zu dieser Entscheidung zu stehen, wird nun versucht, die Kirche dafür verantwortlich zu machen, dass das Ehrenmal von der Ortsmitte zum Friedhof verlagert wird. Dies empfinden wir als unaufrichtig und es widerspricht der bisherigen offenen Art und weise des Umgangs, den wir miteinander pflegen möchten."

"Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Kirche da noch verhandlungsbereit wäre", erklärte Schäfer, nachdem er den Brief vorgelesen hatte. Er spielte auf ein Treffen mit dem Kirchenpfleger an, bei dem jener nach Schäfers Einschätzung eine klare Absage erteilt hatte. Wittal schreibt nun wesentlich weniger eindeutig, dass "eine dauerhafte Lösung aus verschiedenen Gründen eher problematisch sei". Bei dieser weichen Formulierung, betonte Schäfer, hätte er sicherlich noch weiter nachgehakt.

Den meisten Gemeinderäten schien dieses Detail jedoch nicht mehr sonderlich relevant. Denn tatsächlich hatten sie in der fraglichen Sitzung Ende Oktober auch ausführlich die Möglichkeit erörtert, das Mahnmal vor einer der beiden Kirchen aufzustellen. Das Hauptargument, diesen Gedanken nicht weiterzuverfolgen, war damals nicht die fehlende Kooperationsbereitschaft der Kirchen gewesen. Vielmehr waren Gemeinderäte von CSU bis SPD der Meinung, dass ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Weltkriege nichts auf Kirchengrund verloren hat.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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