Gröbenzell:Staunen über den Landrat

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Gemeinde fühlt sich durch unbeirrte Flüchtlingsheimplanung gegängelt

Obwohl dem Landkreis seit April kein einziger Asylbewerber mehr zugewiesen worden ist, reicht das Landratsamt bei der Gemeinde Gröbenzell weiterhin Bauanträge und Voranfragen für Flüchtlingsunterkünfte aus Wohncontainern oder Fertigbauelementen ein. Erst dieser Tage ging der vierte Antrag für einen Standort an der Ecke Augsburger Straße/Zweigstraße im Ortszentrum ein. Das 1794 Quadratmeter große Grundstück gehört der Gemeinde, die das Areal dem Landkreis für diesen Zweck angeboten hatte. Im März hatte der Bauausschuss für dieses Areal einen Antrag auf Vorbescheid abgelehnt, weil die Gemeinderäte der Ansicht waren, der Antrag sei unzureichend und "hingeschludert". Eine konkrete Bauabsicht verfolgt das Landratsamt zurzeit nicht. Das wäre auch nicht möglich, weil die Regierung von Oberbayern momentan keine neuen Flüchtlingsunterkünfte mehr finanziert. Mit dem Bauantrag will sich Landrat Thomas Karmasin (CSU) nur wappnen, um die fertige Planung aus der Schublade ziehen zu können, sollte die Zahl der Asylbewerber wieder ansteigen.

In den vergangenen Monaten haben den Gemeinderat von Gröbenzell Voranfragen oder Bauanträge für Asylbewerberquartiere im Außenbereich am Fischerweg sowie südlich der Bernhard-Rößner-Schule und am Fasanenweg beschäftigt. Am Fasanenweg zeigte der Protest von Anwohnern Wirkung, das Landratsamt nahm von diesem Vorhaben Abstand. Das Quartier am Fischerweg lehnte der Gemeinderat ebenso ab wie das in der Nähe der Grundschule. Laut Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) soll sich der Ferienausschuss des Gemeinderats Ende August mit dem Antrag für die Zweigstraße befassen. Hält sich das Landratsamt an die Vorgaben des Bebauungsplans, stellt Schäfer die Zustimmung der Gemeinde in Aussicht. Trotzdem zeigte sich der Rathauschef von dem neuerlichen Bauantrag "erstaunt". "Den Bürgern ist so ein Vorhaben schwer zu erklären, wenn den Landkreis keine Container mehr kaufen kann", meinte der Rathauschef auf SZ-Anfrage. Laut Schäfer verliert die Gemeinde jede Woche Asylbewerber. Anfang August lebten in Gröbenzell 83 Flüchtlinge und 20 anerkennte Asylbewerber. Die Zahl der Flüchtlinge war schon einmal doppelt so hoch. Ein Grund für die Unerbittlichkeit des Landrats gegenüber Gröbenzell liegt darin, dass die Gemeinde den Sonderweg beschritten hat, kleine dezentrale Flüchtlingsquartiere zu bevorzugen und die mit dem Landrat vereinbarte Aufnahmequote nicht erfüllt.

© SZ vom 11.08.2016 / eis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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