Gröbenzell:Starke Charaktere

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Coronabedingt etwas später als geplant präsentieren die Autorinnen und Autoren des Romans ihre Arbeit im Gymnasium Gröbenzell. (Foto: Carmen Voxbrunner)

14 Schülerinnen des Gymnasiums Gröbenzell verfassen und veröffentlichen in einem P-Seminar einen Roman. Das Schwierigste an der Coming-of-Age-Geschichte war nicht das Schreiben

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Wenn man Stolz anfassen könnte, dann wäre er vermutlich fast aus dem Gymnasium Gröbenzell gequollen. Dem guten Dutzend Schülerinnen und einem Schüler, kurz vor dem Abitur, ihren Eltern sowie den anderen Beteiligten an dem großen Projekt, einen Roman zu schreiben, sind die Freude und das aufgewertete Selbstwertgefühl deutlich anzusehen. Überall blickt man in lachende, freudestrahlende Gesichter. Dazu haben sie auch allen Grund: Denn bei der offiziellen Pressekonferenz an diesem Nachmittag wird der Coming-of-Age-Roman "Drifting - Selbst die Sterne stehen für sich" zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Eigentlich war die Veranstaltung schon für Mai geplant. Doch die Corona-Pandemie hat alle Pläne durchkreuzt. Und da zwar die Schulen inzwischen wieder offen sind, aber gleichzeitig auch die Zahl der Covid-19-Infizierten steigt, ist man in der Aula des Gymnasiums sehr froh, dass die 14 Schülerinnen und Schüler dieses P-Seminars jetzt endlich den finalen Schritt zur Veröffentlichung ihres Gemeinschaftswerkes tun können. Drei Kilometer weiter östlich, hinter der Münchner Stadtgrenze, hätte die Präsentation des Buches abgesagt werden müssen.

Doch so erklären die jungen Autorinnen und Autoren den interessierten Anwesenden, dass das Schreiben bei Weitem nicht das Schwierigste war. Nachdem erst einmal die Figuren und ein Plot ausgearbeitet waren, dauerte die schriftliche Umsetzung auf knapp 150 Seiten von November bis Februar. Es gibt fünf Hauptpersonen, deren Wege sich immer wieder kreuzen. Also teilte sich die Autoren in fünf Gruppen, jede schrieb die Geschichte einer Figur aus deren Perspektive. Schwierig sei vielmehr alles andere gewesen, erzählen die Schüler. "Allein schon die Themenfindung", überhaupt sich mit 13 Co-Autoren auf ein Genre zu einigen, sagt Lena Riedl.

Dank der hilfreichen Tipps von der Autorin Carola Kupfer konnten sich schließlich alle einigen. Kupfer und Wolfgang Schröck-Schmidt sind von der Initiative "Buch macht Schule"; sie haben den Entstehungsprozess fachmännisch unterstützt. Kupfer beispielsweise machte mit der Gruppe zwei Workshops und empfahl unter anderem, die Geschichte in Gröbenzell spielen zu lassen. Das setzten die Jungautoren gerne um: auch die soeben abgerissene ehemalige Bahnhofs- und später Kultgaststätte "Hexe" kommt darin vor.

Es ist bereits das 35. Buch der seit 2010 bestehenden "Edition Schröck-Schmidt", doch es war nicht nur das erste Buch unter Corona-Bedingungen, wie Kupfer resümiert. Sie habe auch noch "nie mit so starken Charakteren" an einem Buch gearbeitet, deutet sie an, dass die Autoren sich mit ihren jeweiligen Vorstellungen und Ideen, die nicht immer miteinander übereinstimmten, auch konträr auseinandergesetzt haben. Pressesprecherin Maddalena Vögl beschreibt es folgendermaßen: "Durch dieses Seminar mit all seinen Höhen und Tiefen haben wir viel gelernt über Teamwork, Kompromisse und Kommunikation." Man habe auch gelernt, wie weit man bei einer Kritik gehen dürfe, ergänzt sie. Und Kollege Alexander Neumann berichtet, dass die Autorengruppe Lesungen mit der Gemeindebücherei, aber auch am Gymnasium anbieten will.

Eine besondere Überraschung gab es bei der Veranstaltung auch noch für die Seminar- und Projektleiterin Kathrin Schmitt. Wie die Schüler erläuterten, ist das "K." ihres Pseudonmes, Rose K. Johnson, ihr gewidmet.

"Ich bin froh, dass wir endlich etwas für die Germanisten tun dürfen", unterstreicht Winfried Bauer. Der ehemalige Rektor und jetzt Vize-Vorsitzender des Fördervereins des Gymnasium Gröbenzell spielt darauf an, dass der Verein in der Vergangenheit bereits einen Flügel sowie Geräte für naturwissenschaftliches Arbeiten finanziert hat - aber noch nie etwas zur Förderung der deutschen Sprache. Dafür dürfe er "den 13 Damen und dem Alibi-Mann danken". Und ergänzt noch: "Wir vom Förderverein finanzieren das nur vor."

© SZ vom 28.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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