Gröbenzell:Sportliches Raufen

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Mit einem öffentlichen Training wirbt Gröbenzells Rugby-Abteilung um neue Mitglieder

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Für die Sportart Rugby ist ein Mindestmaß an Konzentration nötig. "Ferdi - bist du bereit?", fragt Marcel Schöne den Sechsjährigen. Dann wirft er den eiförmigen Rugbyball auf den Rasenplatz der Bernhard-Rößner-Schule 15 Meter weit an die abgesteckte weiße Linie. Ferdi läuft mit Karl um die Wette. Karl ist als erster am Spielgerät und schnappt sich das Ei mit den Händen. Der ebenfalls sechsjährige Ferdi läuft hinter ihm her und klammert sich an seine Beine, so dass Karl umfällt. Es ist ein klassisches Rugby-Tackling, das auch schon die Kleinsten beherrschen. Nicht nur Karl fasziniert das sportliche Raufen um den Rugbyball. Auch die anderen hängen sich sofort an die Beine des Gegenspielers. Auch die Kleinsten tragen alle einen Mund- und Zahnschutz.

Trainer Marcel Schöne betreut die Rugbymannschaft der U8 des SC Gröbenzell. Es ist das erste Training nach der Sommerpause. Schönes siebenjähriger Sohn Lukas ist auch dabei. Schöne geht geradezu liebevoll mit den Jungs um, obwohl es manchmal scheint, er müsse einen Sack Flöhe hüten. "Ich habe Geduld mit den Kindern", sagt Schöne, "auch wenn sie sich schnell ablenken lassen." Lukas hatte auch das Fußballspielen ausprobiert. "Doch da haben ihn die Mütter an der Seitenlinie zu sehr geschimpft", erzählt der Vater und lässt das nächste Kinderpaar um den Rugbyball wetteifern. Harry, ein nicht ganz sechs Jahre alter kleiner Engländer, wirft den Ball hinter der Mallinie auf den Boden. Das wird jedoch nicht als gelungener Versuch gewertet. "Harry, der Ball muss abgelegt werden", korrigiert der Trainer.

Ulrike Rieß, die das U12-Team trainiert, ist da weniger zimperlich als ihr Kollege Schöne. "Keinen Hühnerhaufen bilden - ich will eine Linie sehen", ruft die Puchheimerin, die den Sport als Studentin in Braunschweig gelernt hat, den Neun- und Zehnjährigen energisch zu. Auch ihr zehnjähriger Sohn Johannes spielt mit. Begeht ein junger Spieler einen groben Fehler oder ein Foul, lässt sie ihn fünf oder zehn Liegestützen machen. Die U12-Teams passen sich schon flott den Ball zu. Pässe zum Nebenspieler sind nur nach hinten erlaubt, so die Regel. Kommt der Ball zu Ryan, braust der mit dem Spielgerät in der rechten Hand durch die Lücke, die die Gegenspieler lassen, zur Mallinie. Dort legt er einen erfolgreichen Versuch - etwa wie ein Tor im Fußball. "Ich habe Spaß, durch die Lücken zu laufen", sagt der Zehnjährige. Trainerin Rieß, 44, kritisiert die Defensivarbeit des Gegners, der Ryan zu viel Platz gelassen hat. Auch die neunjährige Aveline ist schnell und stürmt an der Seitenlinie unaufhaltsam zur Mallinie. Emily, 9, zerrt am Trikot des Gegenspielers, ganz wohl ist ihr dabei nicht. "Ich will den Gegner nicht so gerne anfassen", bekennt sie.

Die Gröbenzeller Rugbyabteilung betreibt seit ihrer Gründung 2007 durch Robert Decker vor allem Kinder- und Jugendarbeit. Sigrit Liebe, die auch Jugendwartin und zweite Vorsitzende des Rugby-Verbandes Bayern ist, und Thomas Läuter haben Deckers Aufbauarbeit mit großer Leidenschaft fortgeführt. Sie würden die älteren Jugendlichen gerne zu einer Frauen- und Männermannschaft weiterführen, doch dafür fehlt ein geeignetes großes Spielfeld - besonders zum Training. "Ich kann keine Lösung bieten, vor allem keine dauerhafte", teilt Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer mangels Grundstück bei seinem Besuch der Rugbytage dem enttäuschten Abteilungsleiter Läuter mit. Auch dem anwesenden Vorsitzenden des Rugby-Verbandes Bayern, Alexander Michl, der aus Nürnberg gekommen ist, kann Schäfer keine andere Auskunft geben.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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