Gröbenzell:Spaß inklusive

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Trainieren für das große Spiel: Die Mannschaft will beim Jubiläumsturnier natürlich zeigen, was sie drauf hat. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Inklusions-Fußballmannschaft des SC Gröbenzell feiert an diesem Sonntag ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Turnier

Von Katharina Knaut, Gröbenzell

Verbissene Zweikämpfe, wütende Proteste wenn die Pfeife des Trainers und Schiedsrichters ertönt, lauter Jubel wenn ein Tor fällt - auf den ersten Blick wirkt das Training der Inklusionsmannschaft des 1. SC Gröbenzell wie das einer ganz normale Jugendfußballmannschaft: Leidenschaftliches Spiel, begleitet von viel Diskussion und freundschaftlichen Streitigkeiten. Erst auf den zweiten Blick fallen dann doch kleine Abweichungen ins Auge. Ein Spieler kann nicht so schnell laufen, ein Spieler redet etwas verwaschen, ein Anderer verliert das Interesse und blickt etwas abwesend in die Gegend. Fliegt der Ball in die Büsche, wird er ohne Umstände oder Kommentare wieder zurückgeholt, braucht ein Spieler aufgrund der Anstrengung eine Pause, ist eine kurze Auszeit kein Problem. Ein wenig mehr als sonst müssen die Jungs sich bei diesem Training allerdings schon anstrengen. Schließlich ist es die letzte Übungsmöglichkeit vor dem großen Jubiläumsturnier am Sonntag, mit dem die Mannschaft ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Rund ein Dutzend befreundete Inklusionsmannschaften hinaus haben zu diesem Anlass ihr Kommen zugesichert und obwohl es dabei nicht ums gewinnen geht, möchte man sich natürlich so gut wie möglich präsentieren.

"Die ganze Mannschaft hat sich enorm entwickelt", erklärt Trainer Christian Mausbach. Als sie vor zehn Jahren auf die Anregung einer Mutter hin gegründet wurde, war es nicht mehr als eine Gruppe von zehn Spielern, die kaum zwei Turniere im Jahr gespielt haben. Mittlerweile zählt die Mannschaft mehr als doppelt so viele Mitglieder, sie wurde im Rahmen der Talentiade der Süddeutschen Zeitung zur Mannschaft des Jahres gekürt und holte in der Allianz-Arena den Titel des bayerischen Inklusionsmeisters. Ein Erlebnis, das die Kinder und Jugendlichen besonders beeindruckt hat. "Ich habe zu Hause echten Allianz-Arena-Rasen von den Schuhen geputzt", erzählt Moritz Burgdorf ehrfürchtig. Er und sein Freund Sebastian Sach sind seit mehreren Jahren dabei und gehören zu den wenigen Spielern, die kein Handicap haben. Das Spielen in einer Inklusionsmannschaft, in der Kinder und Jugendliche mit Herzfehler, einseitiger Lähmung und Down-Syndrom Mitglied sind, empfinden sie jedoch nicht als Problem. Im Gegenteil: "Jeder hat hier seine Schwächen und gerade deswegen werden alle respektiert," meint Burgdorf. So entfalle der Leistungsdruck, der in anderen Mannschaften immer gegeben ist. Die Frage, ob sie weiterspielen wollen, beantworten sie mit einem einstimmigen "Ja klar!".

Eine ähnliche Einstellung hat Christian Siemen. Er hat eine Form von Autismus und spielt seit über zwei Jahren in der Mannschaft, obwohl er Angst vor Bällen hat. Besonders schlimm sei es, wenn sie hart und hoch gespielt werden. "Ich weiß nicht, wie die Profis das aushalten. Die müssen wahnsinnig sein." Trotzdem will er weiterspielen. Für Elias Engelhart ist die Mannschaft ebenfalls sehr wichtig geworden. "Ohne kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen!"

Die Trainer Christian Mausbach und Manfred Reinersdorff sind sichtlich stolz auf ihre Spieler. Sie sind seit fünf Jahren dabei und haben viele der Kinder in der Mannschaft aufwachsen sehen. "Vor fünf Jahren habe ich noch Tränen getrocknet und Schnürsenkel gebunden", erinnert sich Mausbach. Mittlerweile reicht das Alter von 12 bis 20 Jahre. Eine Altersgrenze gebe es bewusst nicht. Die Meisten spielen so lange, bis sie es zeitlich nicht mehr schaffen. Aber selbst die, die der Mannschaft entwachsen sind, schauen ab und zu vorbei. So wie der neunzehnjährigen Marco Geisler, der seit zwei Jahren in der CP (Zerebralparese) Nationalmannschaft spielt. "Ich schaue immer gerne zu. Man sieht auch die Entwicklung der Spieler."

Eben diese Entwicklung sehen auch Mausbach und Reinersdorff. "Alle haben sich verbessert, sowohl im Fußball, als auch im Sozialen." Jeder nehme auf die Schwächen des anderen Rücksicht und stelle sich darauf ein, so Mausbach. "Der Spaß an der Verschiedenheit, das macht uns aus!"

Das Jubiläumsturnier findet am Sonntag, 19. Juni, von 12 Uhr an in der Wildmoosstraße 36 statt.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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