Gröbenzell:Seniorenhelfer gesucht

Lesezeit: 3 min

Vertreter der beteiligten Akteure informieren über das neue Projekt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Initiative aus Kirche und Sozialdienst will die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ältere oder behinderte Menschen länger in ihrer Wohnung leben können. Sie sollen beispielsweise bei Behördengängen oder Einkäufen unterstützt werden

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Für pflegebedürftige Senioren, die auf Hilfe angewiesen sind und trotzdem in ihrer eigenen Wohnung weiterleben wollen, gibt es eine Vielzahl von Hilfsangeboten. In einer ganz anderen Situation befinden sich jedoch Senioren und Behinderte, die alleine eigentlich noch gut zurecht kommen, aber gelegentlich für bestimmte Tätigkeiten, Besorgungen, Arzt- oder Behördengänge oder den Besuch öffentlicher Veranstaltungen auf Unterstützung angewiesen sind. Bei diesem Personenkreis setzt ein neues Angebot in Gröbenzell an, das der Oekumenische Sozialdienst bis zum Herbst zusammen mit den beiden Volkskirchen und örtlichen Sozialorganisationen aufbauen will.

In einem ersten Schritt geht es darum, einen Kreis von Helfern in Gröbenzell zu gewinnen, die bereit sind, "gegen ein geringes Entgelt" ihre Dienste anzubieten, so der Vorsitzende des Sozialdienstes, Winfried Bauer. Um ein Netzwerk mit den richtigen Angeboten zu schaffen, sollen in einem ersten Schritt der konkrete Bedarf in der Gemeinde sowie das mögliche Leistungsspektrum potenzieller Helfer ausgelotet werden. Diesem Ziel dient eine Fragebogenaktion. Wie Vertreter der Initiatoren von der Arbeitsgemeinschaft Senioren in Gröbenzell (ASIG), der evangelischen Zachäusgemeinde und der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Johann Baptist, vom Sozialverband VdK, von der Kolpingsfamilie und vom Interessenverein Gröbenzell erläuterten, sollen die ausgefüllten Antwortkarten spätestens bis zum Donnerstag, 21. April, an den Sozialdienst zurückgeschickt werden. Fragebögen liegen aus oder sind direkt beim Sozialdienst erhältlich. Bei einer Informationsveranstaltung im Mai wird zusammen mit den Interessenten das weitere Vorgehen abgestimmt.

Einigkeit herrschte unter den Beteiligten darüber, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage nach einem solchen Service stark ansteigen werde. Auch darüber, dass die Helfer eine Entschädigung in Höhe des Mindestlohns erhalten sollen, sofern sie nicht freiwillig und unentgeltlich mitmachen und ihren Verdienst spenden, besteht Konsens. Auch nicht jeder, der das neue Angebot in Anspruch nimmt, muss dafür einen Obolus entrichten. Wer sich den Unkostenbeitrag nicht leisten kann, soll trotzdem betreut werden. Und es wird vorsorglich auch darauf hingewiesen, dass für gewisse Dienstleistungen von Fachkräften die Pflegekassen aufkommen. Wer mitmachen will, kann angeben, wie oft im Monat er wie viele Stunden aufbringen kann und ob eine Aufwandsentschädigung erwünscht ist. Wer wiederum die Dienste in Anspruch nehmen will, kann beispielsweise ankreuzen, ob kleine Hilfen im Haushalt, gesellschaftsleistende Besuche wie Spaziergänge, die Versorgung der Wohnung oder von Tieren bei Abwesenheit oder Unterstützung bei der Gartenarbeit oder Grabpflege erwünscht sind. Wie der katholische Diakon Roland Wittald betont, geht es um weit mehr als nur Erledigungen. Wichtig ist dem kirchlichen Mitarbeiter die Lebensqualität, die sich beispielsweise aus dem Kontakt zu anderen Gröbenzellern bei einem Einkauf in einem Laden ergibt. So etwas mit der Unterstützung anderer noch selbst tun zu können, sei Teilhabe am Leben. Und der Diakon weist auf noch einen wichtigen Punkt hin: Mit Zahlung der Aufwandsentschädigung verbindet Wittald eine Schutzgebühr, die verhindern soll, dass Helfer ausgenützt werden.

Bauer und Nathalie Mayer, die Leiterin der für das neue Angebot beim Sozialdienst eingerichteten Koordinationsstelle, sind überzeugt, dass es in ihrer Gemeinde viele Menschen gibt, die anderen gerne helfen. Da sich die Helfer gegenseitig vertreten müssen und auch Gröbenzeller willkommen sind, die nur einige wenige Stunden im Monat mitmachen, sei zum Start eine Gruppe von 25 bis 50 Aktiven erforderlich. Jemand, der pro Woche beispielsweise nur zwei Stunden Zeit erübrigen kann, soll sich im Idealfall um jemanden kümmern, dessen Bedarf sich mit diesem Aufwand abdecken lässt. Bauer verweist auf gute Erfahrungen mit den ehrenamtlich tätigen Gröbenzeller Asylhelfern. Da die neuen Seniorenhelfer in einem 40-Stunden-Kurs geschult werden und eine regelmäßige, zuverlässige Betreuung der älteren Menschen einen Organisationsaufwand erfordert, übernimmt den Part der Koordination der Helfer und des Netzwerkens der Sozialdienst.

Die Organisatoren des neuen Angebots legen Wert darauf, dieses deutlich von bestehenden Angeboten abzugrenzen. Diakon Roland Wittald weist auf den Unterschied zum Besuchsdienst der katholischen Pfarrei hin. Bei diesem gehe es darum, den Bezug zur Pfarrgemeinde zu halten, weshalb hier Gespräche über das Geschehen in der Pfarrei und das gesellige Beisammensein im Vordergrund stünden und es sich damit von der neuen Initiative, die auch von der Gemeinde unterstützt wird, unterscheide.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: