Gröbenzell:Ratschen und feilschen

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Angebot für Alt und Jung: Am Stand der Familie Penzkofer im Forellenweg wird eifrig gehandelt. (Foto: Günther Reger)

Etwa 230 Gröbenzeller stellen Stände beim Hofflohmarkt auf

Von Manfred Amann, Gröbenzell

In vielen Straßen im Südteil von Gröbenzell wiegten sich am Sonntag an Hausecken, Zäunen oder Sträuchern bunte Luftballone im Wind. Von weitem schon sichtbar lockten sie Fußgänger, Rad-, Moped- und Autofahrer zu den Stationen des Gröbenzeller Hofflohmarktes, bei dem Familien all das zu verkaufen versuchten, was sie nicht mehr brauchen oder aus Platzgründen loswerden wollen. In einigen Hofzufahrten, Garagen, Vorgärten oder Hauszugängen gab es auch Sitzgelegenheiten, Getränke und sogar Bratwürste oder Kaffee und Kuchen. "Es ist eine richtige Erlebnistour, man trifft nette Leute, kann überall ein wenig ratschen und bei etwas Glück gelingt einem auch noch ein Schnäppchen", befand eine ältere Frau und zeigte auf einen goldenen Ring mit Edelstein, den sie soeben "für einen Apfel und ein Ei" erworben hatte. Das Feilschen mache ihr Spaß, sagte sie.

Zur Orientierung hatte Organisator Vuc Latinovic einen Flyer drucken lassen, auf dem alle etwa 230 angemeldeten Standorte in einem Ortsplan markiert waren. "Also das muss man wirklich sagen, die Organisation ist vorbildlich", lobte Sigrid Beier. "Und das Wetter ist heute auch ideal", befand ihr Mann Hartmut. Vor zwei Jahren sei man bei 35 Grad schweißtriefend mit den Verkaufstischen dem Schatten hinterhergezogen. Beiers hatten mit einigen Nachbarn am Rande des Spielplatzes im Pilsenseeweg ihre Tische aufgebaut und egal, ob sich Käufer interessierten, man war guter Stimmung. Man mache eben ein kleines Straßenfest daraus, befand eine Nachbarin. Er habe schon seine Filmkamera verkauft, schön wäre es, wenn wenigstens die großen, sperrigen Teile weggehen würden, hoffte Hartmut Bierer und zeigte auf zwei Übertöpfe für Zierbäumchen und auf ein großes Landschaftsbild mit schwerem Rahmen.

Auf dem Spielplatz hatten sich Doris Kantowski und ihre Töchter, die "extra angereist" waren, mit Tischen, Bänken und Kleiderständern eine gemütliche Ecke gezaubert. Romane, Spielsachen und Haushaltswaren waren übersichtlich aufgereiht, und wenn sich ein Besucher umschaute, wurde vieles noch ins rechte Licht gerückt. Computerspiele wie Nintendo oder Garmin habe man sofort verkaufen können, alles andere gehe aber "eher zäh", sagte Kantowski. Zum ersten Mal hatte Irmgard Bauer ihren Garten an der Ecke Bahnhofstraße geöffnet, in den man durch die Garage kam. Drei Generationen hatten viele gut erhaltene Sachen überall ausgebreitet. "Ich finde das toll, dass sich jemand die Mühe macht und so was organisiert, sagte Oma Bauer und freute sich, dass es ihren Enkelinnen Annabell und Helena Spaß machte, für ihre Barbypuppen oder Würfelspiele zu werben. Auf einen großen Flohmarkt würde sie nicht gehen, das wäre "zu viel Packerei", aber direkt von der Haustür weg, das sei ideal und mache auch noch großen Spaß, sagte die Oma.

Zwei junge Männer waren mit der S-Bahn aus München gekommen "um an möglichst vielen Stationen nach alten Schallplatten zu suchen. "Auf Hofflohmärkten wird man leichter fündig und stößt manchmal auf richtige Raritäten", erzählte einer. Mehr als fünf Euro je Platte wolle er aber nicht ausgeben, sagte sein Kumpel und klopfte zufrieden auf eine der beiden bereits prall gefüllten Rucksäcke.

Wie an vielen Stellen südlich der Eisenbahnlinie hatten auch in der Dr.-Werner-Straße mehrere Nachbarn den Garagenhof zum Flohmarktgelände umgestaltet. Vanessa Krolo bot Kleidung und Schuhe an, "aus denen meine Kinder rausgewachsen sind". Eine ältere Frau blätterte in einem kleinen Büchlein und als sie nach dem Preis fragte, zögerte Tochter Lea erst ein wenig. Als sie schließlich sagte: "Ein Euro bitte", die Frau das Buch dann aber wieder zurücklegte, war die Drittklässlerin etwas enttäuscht. Lustig ging es indes am Nachbartisch bei Mario zu. Das Geschäft blüht, ist zu hören, und dass man keine Namen in die Zeitung schreiben solle, "weil sonst morgen das Finanzamt vor der Türe stehen könnte, wegen des Reibachs beim Flohmarkt".

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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