Gröbenzell:Positive Signale

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Gröbenzell erwägt den Beitritt zur Westallianz. Nach einem Nein in der Gründungsphase des Bündnisses gilt die Mitgliedschaft nun als zwingend. Zudem sucht die Gemeinde Mitstreiter für die Debatte über eine S-Bahn-Nordtrasse

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Als sich die sechs Gemeinden Bergkirchen, Karlsfeld, Maisach, Odelzhausen, Pfaffenhofen an der Glonn und Sulzemoos vor fünf Jahren zur Westallianz zusammenschlossen, um in der Region mehr Gewicht zu haben und gemeinsam Projekte umzusetzen, lehnte der Gröbenzeller Gemeinderat den Beitritt zu dem Bündnis noch ab. Inzwischen ist die Einsicht gewachsen, dass es doch sinnvoll ist, enger mit den Nachbarn zu kooperieren und nicht länger im "eigenen Saft" zu schmoren, wie es der Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) formulierte. Der Antrag von Peter Falk (SPD), den Bürgermeister damit zu beauftragen, mit der Westallianz Verhandlungen über einen Beitritt aufzunehmen, stieß kürzlich im Gemeinderat auf großes "Wohlwollen".

Eine Entscheidung soll erst in einer der nächsten Sitzungen fallen, aber der Stimmungsumschwung ist eindeutig. Das kann auch an Falks Begründung liegen. Der Sprecher der SPD-Fraktion verwies auf eine gemeinsame Konferenz von Kommunen und Landkreisen im Münchner Norden zu einer neuen S-Bahnverbindung von Olching über Gröbenzell in den Münchner Norden. Die Trasse soll in Olching beginnen und auf den bestehenden Gleisen für den Bahngüterverkehr um Gröbenzell herumgeführt werden. Die Überlegungen enthalten auch einen neuen S-Bahnhof Olching-Ost oder westlicher Olchinger See.

Mit diesen Überlegungen verbindet Falk zwei positive Aspekte. Die Fahrzeiten für Pendler aus dem Gröbenzeller Norden könnten sich verkürzen und es bestehe die Chance, "endlich" die Güterumgehungsstrecke mit einem umfassenden Lärmschutz zu versehen. Die Diskussion über die S-Bahntrasse zeige aber auch auf, wie verwoben Gröbenzell in die regionalen Sozial-, Wirtschafts- und Verkehrsbeziehungen sei. Laut Falk hat die Gemeinde die Chance "vertan", bereits in der Gründungsphase der Allianz von Anrainergemeinden der A 8 im Münchner Westen beizutreten.

Stefan Kolbe, Bürgermeister von Karlsfeld und Vorsitzender des Zweckverbands Westallianz, machte in der Sitzung deutlich, dass Gröbenzell und die Stadt Olching, nach wie vor mit offenen Armen aufgenommen würden. Eine solche Verstärkung würde dem Bündnis, das bisher 50 000 Einwohner repräsentiert, "weiterhelfen". Am Jahresbudget von 70 000 Euro müsste sich Gröbenzell mit einer Summe von 11 000 Euro beteiligen. Die von Kolbe vorgestellte Grundidee der Allianz als einem interkommunalen, landkreisübergreifenden Erfahrungsaustausch von Kommunalpolitikern mit der Entwicklung gemeinsamer Problemlösungen deckt sich mit Falks Anliegen. Kolbe warb zudem mit einem größeren Gewicht der Mitglieder bei Verhandlungen mit Behörden oder der Regierung von Oberbayern, mit Vorteilen infolge eines gemeinsamen Standortmarketings sowie mit einer Netzwerkplattform für die Bürger und die in den Kommunen angesiedelten Unternehmen. So gibt es inzwischen jährlich ein Wirtschaftsforum und Expertengespräche.

Die Bauhöfe der sechs Kommunen kooperieren bereits. Hier gibt es gemeinsame Schulungen, Material wird gemeinsam eingekauft und Maschinen werden gemeinsam genutzt. Angestoßen wurden zudem noch Schul- und Ausbildungsprojekte, es wird eine Mitfahrzentrale aufgebaut, auch kooperieren die Westallianz-Kommunen bei kulturellen Angeboten. An der Mitfahrzentrale "Gemeinsam unterwegs - fahr intelligent" (Gufi) beteiligt sich laut Westallianz-Geschäftsführerin Dagmar Hendorfer die Stadt Olching. Als "Leuchtturmprojekt" bezeichnete der Gröbenzeller Bürgermeister die Autobahnbus-Verbindung von Odelzhausen nach Pasing, eine der am besten genutzten Buslinien des MVV.

Mit einem Beitritt würde sich Gröbenzell verpflichten, in sechs Arbeitsgruppen mitzuarbeiten, gemeinsame Veranstaltungen auszurichten, an Messen teilzunehmen und sich bei den regelmäßigen Treffen der Bürgermeister einzubringen. Laut Schäfer könnte neben Politikern auch die Agenda-21-Gruppe mitarbeiten. Hans Böhmer (FW) erachtete den Beitritt für zwingend. Er verwies auf ortshistorische Zusammenhänge. So verfüge beispielsweise Karlsfeld, ebenso wie Gröbenzell, über ein Torfmuseum. Monika Baumann (Grüne) verwies darauf, dass im Bereich Wohnen, Bauen, Energie in Zukunft viele Aufgaben nicht mehr lokal, sondern nur noch in einem größeren Verbund zu lösen seien. Dies spreche für einen Beitritt. Reinhold Paesler (CSU) erinnerte an der Grund für den Nichtbeitritt in der Gründungsphase. Die Mehrheit der Gröbenzeller habe sich dagegen ausgesprochen, weil man der Meinung war, Gröbenzell verbinde mit Olching mehr als mit Gemeinden wie Odelzhausen. Schäfer erinnerte daran, vor Jahren als einziges Gemeinderatsmitglied für den Beitritt gestimmt zu haben. Durch die positiven Signale sah er sich in seiner Haltung bestärkt. Schäfer hofft bei neuerlichen Beratungen zu einem positiven Abstimmungsergebnis zu kommen.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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