Gröbenzell:Politische Sticheleien

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Die Diskussion über die Mückenplage in Gröbenzell richtet sich auch gegen Bürgermeister Martin Schäfer

Von Sebastian Mayr, Gröbenzell

Als hätten sie nicht nur Blut gesaugt und juckende Stiche hinterlassen. Das Gift der Mücken hat eine umfangreiche Diskussion ausgelöst, die auf der Facebook-Seite "Du kommst aus Gröbenzell wenn. . ." geführt wurde. Da trafen Mückenfeinde auf Mückenfreunde und auf solche, die selbst gerne zustechen. Den Ausschlag gaben, wie könnte es anders sein, die roten und juckenden Schwellungen auf der Haut, die die Schnaken hinterlassen. Ärger gab es auch deshalb, weil in Olching Maßnahmen gegen die lästigen Insekten ergriffen werden, während dieser Bedarf in Gröbenzell nicht gesehen wird. Das, was die "Interessengemeinschaft Schnakenbekämpfung" in Gröbenzells Nachbarstadt macht, hätten sich auch einige Gröbenzeller von ihren Gemeindeoberen gewünscht: den Einsatz von Bazillen, die die Mückenlarven am Schlüpfen hindern.

Dass Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer sich in dieser Zeitung gegen jegliche mückenfeindliche Maßnahme ausgesprochen hatte, gebar bei einigen Mückengegnern die Idee, gegen die Tatenlosigkeit des Rathauses im Kampf gegen die Plagegeister zu demonstrieren. Die Idee wurde aber wieder fallen gelassen. Wohl auch, weil der Kampf gegen die Mücken nicht ohne Gegner blieb. So kam es zur Auseinandersetzung der Eltern mit den Kinderlosen, der Mückenfeinde mit den Umweltschützern, der Geplagten mit den Ungeplagten und derer, die sich Sorgen machen, mit jenen, die noch ein bisschen Öl ins Feuer gießen wollten. Die Diskussion ist inzwischen aus dem Internet verschwunden. Die Administratoren haben sie entfernt, zur Verärgerung der meisten Diskutanten.

Denn zu Ende diskutiert war noch nicht. An die Stelle der gelöschten Diskussion trat eine neue. In der hat der Streit über die kleinen Blutsauger nun tatsächlich politische Dimensionen angenommen. Eine Mutter hat sich an die UWG von Bürgermeister Schäfer gewandt. UWG-Gemeinderat Stephan Steinherr nahm sich der Sache an, sie aber wohl zunächst nicht übermäßig ernst. Über den mückenfreien Genuss von Grillfleisch soll er sich geäußert haben. Als die Mutter die Gesundheit der mückengeplagten Kinder ins Spiel brachte, erklärte er sich aber bereit, sich die Mückensituation einmal anzusehen. Demnächst soll im Gröbenzeller Norden rund um den Weiherweg eine Begehung stattfinden, an der auch Steinherr teilnehmen will.

Auch an praktischen Vorschlägen für die Bekämpfung der Schnaken mangelte es auf der Facebook-Seite nicht: Flugblätter und Infoabende, an der auf Schnakenbrutplätze hingewiesen wird. Eine Mückenfalle aus einer zerschnittenen Wasserflasche. Von Schilf und Unkraut befreite Bachläufe. Zimtöl. Oder ein Zelt, das Grünen-Gemeinderat Markus Rainer vorschlug, der kraft seiner Parteizugehörigkeit mit vergifteten Schnaken wenig anfangen kann. Das Moskito-Zelt sei schnell aufgebaut, geräumig und nicht stickig und zudem auch nicht übermäßig teuer, erklärte Rainer.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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