Gröbenzell:Pläne für Flüchtlingsheim liegen vor

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Landrat hält trotz des Zuweisungsstopps an Projekten in Gröbenzell und Hattenhofen fest

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Obwohl dem Landkreis seit April keine zusätzlichen Flüchtlinge mehr zugewissen wurden und die Regierung von Oberbayern zurzeit nur unter bestimmten Umständen neuen Unterkünfte finanziert, treibt das Landratsamt "vorsorglich" die Planungen für drei neue Quartiere voran. Betroffen sind Gröbenzell und Hattenhofen. Während sich für Hattenhofen laut Landratsamtssprecherin Ines Roellecke ein Kompromiss abzeichnet, ist eines von zwei Bauvorhaben in Gröbenzell schon seit Längerem strittig. Dabei handelt es sich um ein Privatgrundstück mitten in einem Wohngebiet am Fasanenweg, für das das Landratsamt nun einen Bauantrag eingereicht hat. Gegen den Willen der Gemeinde und der Anwohner, die schon wiederholt in Gemeinderatssitzungen ihr Unverständnis bekundet hatten, sollen dort 46 Wohncontainer aufgestellt werden mit Platz für 40 bis 60 Bewohner.

Laut Zweitem Bürgermeister Martin Runge (Grüne) sollen 40 der Container in drei Blöcken, die in den Planunterlagen als Häuser bezeichnet werden, auf dem Grundstück verteilt werden. Jeweils vier dieser Container bilden eine Wohneinheit. Eine solche besteht aus zwei Schlafzimmern, einem Abteil mit Sanitäranlagen sowie einer Küche mit einem Ess- und Aufenthaltsraum. Weitere sechs der Container bilden den Büro- und Lagertrakt, in dem die Flüchtlinge auch ihre Wäsche waschen und trocknen sollen. Eine Alternative zu Containern wären Holzständerbauten.

Der Gemeinderat von Gröbenzell hatte sich schon vorab zweimal mit dem Vorhaben befasst und angekündigt, es abzulehnen, weil es nicht ins Wohngebiet passe und überdimensioniert sei. Zudem bot die Gemeinde als Alternative größere eigene Grundstücke mit mehr Baurecht an. Eines davon liegt im Ortszentrum an der Ecke Augsburger-/Zweigstraße. Auch für dieses Grundstück will das Landratsamt laut Roellecke noch einen Bauantrag stellen. Wie für den Fasanenweg geschehe das "vorsorglich". Liegt eine Baugenehmigung vor, verschwinde diese in einer Schublade, um bei Bedarf bei steigenden Flüchtlingszahlen sofort weiterarbeiten zu können.

Bürgermeister Martin Schäfer bezeichnete die Vorgehensweise von Landrat Thomas Karmasin (CSU), am Fasanenweg ein Quartier für 60 Flüchtlinge zu planen als "nicht zielführend". Mit dem Hinweis auf die nicht angenommenen Angebote der Gemeinde sagte Schäfer, "ich lasse mich vom Landratsamt nicht treiben". Runge lehnt das Projekt mit Verweis auf die vom Landratsamt beantragten Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans und den Vorgaben der Bayerischen Bauordnung strikt ab. Die Trakte lägen ganz oder teilweise außerhalb der Baugrenze, auch das Baurecht werde überschritten, ebenso würden Abstandsflächen nicht eingehalten. Laut Runge sind solche Ausnahmen längstens für drei Jahre für mobile Flüchtlingsquartiere zulässig. Der Bürgermeisterstellvertreter hofft noch, dass eine andere einvernehmliche Lösung gefunden wird. Er favorisiert die Zweigstraße, sofern der Bauantrag passt.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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