Gröbenzell:Plädoyer für Energiewende

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Die Windenergie fördern wollen (von links): Ulrich Bode, Martin Runge, Hans Friedl und Peter Falk. Neutral in den Sachfragen bleibt Moderator Peter Bierl (Mitte). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei einer Podiumsdiskussion des Bundes Naturschutz sind die Direktkandidaten von FDP, FW, Grünen und SPD in den großen Fragen weitgehend einer Meinung. Von der Regierungspartei CSU ist keiner gekommen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Der Sommer hat wieder einmal Rekorde gebrochen. Aktuell versinken Teile der Vereinigten Staaten in Regenmassen, die sonst in einem Jahr herabfallen, während im Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen etwa tausend Polizisten gegen Aktivisten vorgehen, damit jahrhundertealte Bäume gerodet werden können, um der Förderung von Braunkohle Platz zu machen. Vor diesem Hintergrund hat der Bund Naturschutz die Direktkandidaten zur Landtagswahl für den Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost zu einer Podiumsdiskussion nach Gröbenzell ins Bürgerhaus eingeladen. "Fragen zur Umwelt- und Naturschutz-Politik" lautete der Titel der Veranstaltung. Ein Fazit am Ende des Abends war, dass sich die Lösungsansätze der anwesenden vier Kandidaten oft nur in Details unterscheiden. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass auf dem Podium mit Ulrich Bode, Martin Runge, Hans Friedl und Peter Falk nur Vertreter von FDP, Grünen, Freien Wählern und SPD saßen. Benjamin Miskowitsch, der Direktkandidat der CSU, hatte die Einladung bereits vor zwei Monaten mit Verweis auf andere Termine abgelehnt.

Energiewende

Eine radikales Umsteuern ist nach Runges Ansicht "in meinen Augen absolut dringlich". Wie er erläutert, wollen die Grünen, die in ihrem Wahlprogramm die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern bis 2030 anstreben, die erneuerbaren Energien stark ausbauen, unter anderem indem wieder mehr Windräder gebaut werden. Zudem sollen staatliche Liegenschaften wärmegedämmt und die Zersiedelung stark eingeschränkt werden. Denn versiegelte Flächen tragen laut Runge stark zur Erderwärmung bei. "Dieses konkrete Umsetzen fehlt, das gilt für den Kreistag, für den Landtag", kritisiert Bode. Auch er verweist auf die schlecht gedämmten Gebäude im staatlichen Besitz in Bayern. Mit den anderen Diskutanten fordert der Liberale die Rücknahme der vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer 10-H-Regelung; dieser Mindestabstand von Windrädern zu Wohnhäusern hat den Ausbau der Windenergie nahezu zum Erliegen gebracht. Falk blickt auf lange zurückliegende Verdienste der Bayern-SPD, nämlich dass sie die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf verhindert habe. Des Weiteren habe sie, ganz aktuell, ein Klimaschutzgesetz eingebracht und wolle den Schienenverkehr ganz massiv ausbauen. "Es kann keine dritte Startbahn in München geben", unterstreicht Falk. Nach Friedls Ansicht muss "der Kohleausstieg sofort passieren". Damit steht er im Widerspruch zum FW-Programm; dort ist von "mittelfristig" die Rede. Ferner appelliert Friedl an jeden Einzelnen, klimaschonend zu handeln.

Verkehr

Friedl will "nicht die Natur zerstören", aber um Staus zu verhindern, soll der Autobahnsüdring um München ausgebaut werden. Zumindest müsse mit der Planung begonnen werden. Sollte der Südring in 20 Jahren, wenn die Pläne zur Realisierung fertig wären, nicht mehr gebraucht werden, "muss er nicht gebaut werden". Darüber hinaus will er wie seine drei Mitdiskutanten den öffentlichen Nahverkehr weiter ausbauen. Der FW-Kandidat fordert "Tangentenverbindungen" sowie langfristig "einen Nulltarif". Auch Falk hat sich Gedanken zur Tarifreform gemacht, der öffentliche Nahverkehr soll mit neuen Finanzierungsmodellen günstiger und somit attraktiver werden. Wie Bode und Runge tritt Falk für den Ausbau eines Nord- und eines Südrings bei der S-Bahn, für die Weiterführung der U 5 sowie mehr Busverbindungen ein. Runge ist der einzige in der Runde, der daran zweifelt, dass die zweite Stammstrecke wirklich gebaut wird.

Landwirtschaft

Laut Bode, "braucht man da staatlich gar nicht so viel zu machen". Betrachte man die Entwicklung im Agrarsektor in den vergangenen 30, 40 Jahren, "denke ich, es entwickelt sich von Haus aus in die richtige Richtung". Der Nebenerwerbslandwirt Friedl will die regionalen Erzeuger stärken, indem er neue Vertriebsstrukturen erschließt. Wie die aussehen könnten, bleibt offen. Darüber hinaus soll die Holzwirtschaft mehr gefördert und der Druck des Weltmarktes auf die Bauern genommen werden. Falk sieht ein Problem in "explodierenden Bodenpreisen". Deshalb will er den Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen erschweren. Um bei der Bevölkerung wieder ein Bewusstsein zu schaffen für die essenzielle Bedeutung von Agrarprodukten will der SPD-Politiker den Schülern in Ganztagsschulen Kochen beibringen. Kein Glyphosat, keine Neonicotinoide, weniger Stickstoffeinträge, sind in Runges Augen erste Schritte zu einer umweltfreundlichen Landwirtschaft. Generell müsse man in der Agrarförderung umsteuern.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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