Gröbenzell:Moralisch und unterhaltsam

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Das Testament der Schwester bringt Traugotts Welt ins Wanken. (Foto: privat)

"Traugotts Versuchung" der Laienbühne Sankt Max

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Es ist wieder ein echter Klassiker, den sich die Laienbühne Sankt Max für ihre diesjährige Inszenierung ausgesucht hat. Der Einakter "Traugotts Versuchung" wird den meisten dabei eher als "Das Haus in Montevideo" bekannt sein - durch die Verfilmung mit Heinz Rühmann, der den oberlehrerhaften Professor Doktor Traugott so modellhaft spielt, dass er bis heute als Vorbild zahlreicher Deutsch- und Geschichtslehrer dient. So unterhaltsam dieser schräge Traugott auch ist, die Geschichte hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Den habe man in der Inszenierung besonders herausarbeiten wollen, erklärt Walter Lang, Vorsitzender der Laienbühne. Natürlich komme der Spaß dennoch nicht zu kurz. Zu sehen ist die Inszenierung von diesem Freitag an im Kardinal-Döpfner-Saal.

Die bewusste Auswahl klassischer Stoffe hat bei Sankt Max Tradition. Vom Brandner Kaspar über den Meineidbauern bis zu Agatha Christies "Die Mausefalle" reicht das Spektrum. "Wir versuchen immer wieder Klassiker zu inszenieren, weil wir ein hohes Niveau bieten wollen. Allerdings wird die Luft nach 32 Jahren langsam dünn", erzählt Lang. Zumal das Stück im Idealfall noch andere Bedingungen erfüllen soll: Es soll eine gewisse Botschaft transportieren und Rollen für alle Altersklassen enthalten. Denn die Einbindung des Nachwuchses ist den Verantwortlichen wichtig. Und so stehen auch bei dieser Inszenierung wieder sechs Schauspieler zwischen 5 und 19 Jahren mit auf der Bühne. Dennoch macht sich Lang keine Sorgen, dass der Bühne irgendwann die Stücke ausgehen könnten. "Man findet immer etwas. Außerdem kann man ja auch immer mal eine Rolle ändern oder hinzufügen."

Für dieses Jahr hat man ein Stück gefunden, das ganz ohne Veränderungen allen Ansprüchen gerecht wird. "Die Botschaft, die hinter dem unterhaltsamen Traugott steht ist, dass er erkennt, was für einen Fehler er gemacht hat, die Vergangenheit holt ihn ein", erzählt Lang. Es ist seine verstorbene Schwester, die Traugott mit ihrem Testament Kopfzerbrechen bereitet. Denn es besagt, dass Traugotts Tochter Atlanta eine sehr große Summe erben soll - unter einer Bedingung. Im Hause Traugotts müsse sich eine "Tragödie wie die meine" wiederholen, wie die Verstorbene schreibt. Konkret heißt das: Traugotts Tochter muss ein uneheliches Kind bekommen. Wegen eben so einem hatte Traugott damals seine Schwester verstoßen und aus dem Haus gejagt. Auf sich alleine gestellt hat sie schnell Karriere als Sängerin gemacht - mit dem verdienten Geld gönnt sie sich die späte Rache. Denn entweder muss Traugott sein ganzes Wertesystem opfern oder das Geld, das dann an eine Stiftung für alleinstehende Mädchen und ledige Mütter geht. Traugotts Selbstverständnis gerät alleine schon dadurch ins Wanken, dass er überhaupt darüber nachdenkt, wie er das Problem lösen soll.

Seit März haben die Schauspieler gemeinsam mit Regisseur Manfred Erdmann geprobt, um das Stück auf die Bühne zu bringen. Während die Schauspieler immer wieder in kleinen Gruppen zusammen geübt haben, war Erdmann bei allen 44 Probenterminen dabei. Erst bei der ersten Hauptprobe vor drei Wochen, sind die Schauspieler erstmals alle gemeinsam auf der Bühne gestanden. Werner Lang hat das Stück am vergangenen Wochenende erstmals in voller Länge gesehen. "Ich bin sehr stolz. Das Team hat eine richtig gute Arbeit geleistet.

"Traugotts Versuchung", an der Laienbühne Sankt Max. Premiere am Freitag um 19.30 Uhr, danach an den Wochenenden bis zum 14. November. Der Eintritt kostet 12 Euro.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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