Gröbenzell:Lebensader Buslinie

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Debatte beim Oekumenischen Sozialdienst Gröbenzell belegt den hohen Stellenwert des Nahverkehrs für Senioren

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Das Gehen fällt schwer oder bedarf bereits der Unterstützung eines Rollators. Ältere Menschen stellen besondere Anforderungen an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), besonders an den Busverkehr. Auch in Gröbenzell sind viele Senioren auf den Bus angewiesen. So folgen 25 Besucher beim Oekumenischen Sozialdienst Gröbenzell interessiert der Diskussion über den ÖPNV und speziell über die Buslinie 832.

Elke Wieser von der ÖPNV-Stelle im Landratsamt ist der Einladung des VdK-Vorsitzenden Josef Dittrich gefolgt. Sie arbeitet seit 30 Jahren in der Kreisbehörde und seit vergangenen Dezember im Bereich des ÖPNV. Die Buslinie 832, die von Puchheim nach Olching fährt und erstmals den busmäßig verwaisten Gröbenzeller Norden erschließt, ist 2016 eingerichtet worden und befindet sich bis Dezember 2019 in einer dreijährigen Erprobungsphase. "Der Bus 832 hat sich bewährt, er ist nur einmal ausgefallen", betont VdK-Chef Dittrich schon in seiner Begrüßungsrede. Doch die Versammlung kommt schnell zum Hauptproblem des neuen Busses: "Ich bin auch ein Befürworter des 832", sagt Harald Hengesbach, Vorsitzender des Seniorenbeirates in der Gemeinde, "aber die Haltestellenanzeige und -ansage funktioniert nicht." Das sei besonders für Sehbehinderte nicht tragbar. "Warum ist das nicht in den Griff zu kriegen?".

Der stark sehbehinderte Dieter Dürr, der auch im VdK engagiert ist und an der Buslinie wohnt, schlägt sich seit mehr als zwei Jahren mit diesem Problem herum. "Warum wird das so auf die lange Bank geschoben?", fragt auch er sichtlichungehalten. Wieser kennt das Problem von anderen Orten. Sie bittet die Besucher um exakte Angaben von Datum, Ort und Zeit des Busses, um den Beschwerden nachgehen und die Busunternehmen kontaktieren zu können. Das größte Dilemma liegt in der Unterbesetzung. "Busfahrer sind Mangelware", räumt Wieser unumwunden ein. Da die Stadt München grundsätzlich nur Busfahrer einstelle, die ausreichend Deutsch sprechen und die Haltestellen ansagen können, schicken die Busunternehmer alle ihre Busfahrer mit besseren Deutschkenntnissen nach München. Dem Umland bleiben die restlichen Busfahrer - nicht selten ganz ohne Deutschkenntnisse. "Die Gemeinde hat da auch schon interveniert", teilt der anwesende CSU-Gemeinderat und Verkehrsreferent Reinhard Paesler mit. "Die Unternehmen haben große Mühe, ausreichend Busfahrer zu bekommen." Da immer mehr Buslinien auch im Landkreis gefordert werden, hat sich die Lage weiter zugespitzt. Josef Dittrich zufolge musste die geplante neue Buslinie, die eine Querverbindung von Olching nach Germering herstellt, mangels Fahrer um ein Jahr verschoben werden.

Zumindest Anzeigen und Ansagen sollten funktionieren, klagt eine Besucherin. Wieser solle sich doch bitteschön an der entsprechenden Stelle dafür einzusetzen. Kritisiert wurde auch der 40-Minuten-Takt des Busses ohne direkten Anschluss an die S-Bahn in Gröbenzell und Puchheim. "Alle 30 Minuten wäre besser", meint eine Frau. Eine andere dagegen lobt die Linie 832. "Super und fantastisch ist die", sagt sie und erntet dafür zarten Applaus. Erfreut haben die Senioren auch die Nachricht der Vertreterin des Landratsamtes zur Kenntnis genommen, dass ab kommendem Dezember mit der neuen Tarifreform die Nutzung des ÖPNV billiger wird. So wird die Isarcard 65 für das Gesamtnetz zukünftig nur noch 58,90 statt 68,40 Euro kosten. Dafür gibt es keine Isarcard 60 mehr. Zudem ist bei Nutzung der Streifenkarte nicht nur die Fahrt mit der S-Bahn entgolten, sondern auch die Busfahrt zum Gröbenzeller S-Bahnhof oder von dort nach Hause.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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