Gröbenzell:Kultlokal Hexe ist gerettet

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Die Familie Schäfer findet einen Pächter, der die Gaststätte in der Gröbenzeller Kirchenstraße nach dem bisherigen Konzept weiterführen will. Nach der Renovierung der Gasträume soll im Mai wieder geöffnet werden

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Die Fangemeinde des Gröbenzeller Musik- und Kultlokals "Die Hexe" an der Kirchenstraße kann aufatmen. Neun Wochen nach der Schließung am 13. Februar haben die Hauseigentümer einen neuen Pächter gefunden. Mit diesem wurde laut Miteigentümer Michael Schäfer vereinbart, dass die besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebte Gaststätte in der Art weitergeführt wird, wie es die Stammgäste gewohnt sind. "Da freuen sich jetzt einige", meinte Michael Schäfer, dem das Anwesen gemeinsam mit dem Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) gehört. Er kündigte am Donnerstag an, dass "Die Hexe" nach der Renovierung der Räume bis Mitte Mai eröffnet werden soll.

Ausschlaggebend für die Verpachtung war die Zusage des neuen Gastwirts, das bisherige erfolgreiche Konzept beizubehalten. "Wir sind froh, dass wir das geschafft und den richtigen Pächter gefunden haben", erklärte Michael Schäfer erleichtert. Solange der Vertrag jedoch noch nicht unterschrieben ist, wollen die Hauseigentümer, die die Hexe in den letzten acht Jahren vor der Schließung selbst betrieben hatten, den Namen des neuen Pächters nicht nennen. Der Bruder des Bürgermeisters ließ sich lediglich entlocken, er und Martin Schäfer würden den künftigen Wirt der Hexe "gut kennen". Um zu ergänzen, "es hängt alles ein bisschen zusammen".

Unmittelbar nach der Schließung hatten die Gröbenzeller Junge Union und die Grünen Aktionen zum Erhalt des Lokals angekündigt. Im Februar war in Gröbenzell über drei Gruppen spekuliert worden, die angeblich Unterschriften für den Erhalt der Kneipe sammlen wollten, weil sie sich mit dem Verlust des sozialen Treffpunkts nicht abfinden wollten. Weshalb es nicht zu den angekündigten Aktivitäten kam, erläuterte Grünen-Sprecher Philipp Messner: Man habe den Gebrüdern Schäfer vertraut, sagte Messner. Diese hätten glaubhaft versichert, Gespräche mit verschiedenen Interessenten zu führen. Deshalb sei es zu keinem "weiteren öffentlichen Aufschrei" mehr gekommen. Laut Messner hätten die Grünen jedoch nicht mehr lange stillgehalten.

Angesichts der guten Nachricht, gibt sich auch die Junge Union erleichtert. Laut der stellvertretenden Ortsvorsitzenden Julia Sturm wurden bei der Jungen Union bereits Pläne geschmiedet, "mit welchen Möglichkeiten man die Kneipe wieder aufleben lassen könnte". Alteingesessene Gröbenzeller, Stammgäste und viele Jugendliche, hätten sich an die Junge Union gewandt und diese dazu aufgefordert, doch etwas gegen die Schließung zu unternehmen.

In den Neunzigerjahren stand das Lokal schon einmal vor dem Aus. Damals verhinderte die von Karin Klöpper und Lilli Kammerl gegründete Initiative junger Bürger "Die Hexe muss bleiben" den geplanten Abriss. Weil das Gebäude der ehemaligen Bahnhofswirtschaft mit der Ortsgeschichte verknüpft ist, gibt es inzwischen Bestrebungen, das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Anwesen auf die Liste erhaltenswerter Gebäude zu setzen. So fanden in dem Wirtshaus die ersten Gemeinderatssitzungen in Gröbenzell statt.

In den vergangenen Wochen machten in Gröbenzell auch Gerüchte die Runde, dass die Hexe in ein anspruchsvolles Speiselokal umgewandelt werden sollte. Solchen Befürchtungen erklärte Michael Schäfer am Donnerstag eine Absage. Obwohl es entsprechende Anfragen gegeben habe, sei nie daran gedacht worden, an den Betreiber eines Speiselokals oder einer Pizzeria zu verpachten. "Wir hatten sehr viele Anfragen", sagte der Bruder des Bürgermeisters. Drei bis vier Interessenten seinen in die engere Auswahl gekommen. Dem Wirt, der den Zuschlag bekam, traut die Familie Schäfer zu, das Konzept des Kultlokals beizubehalten. Martin Schäfer hatte sich nach seinem Wahlsieg aus allen Firmen seiner Familie zurückgezogen. Die Schäfers schlossen die Kneipe, weil ihnen die Belastung zu groß geworden war.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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