Gröbenzell:Kritik an der letzten Meile

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Grüne beantragen runden Tisch zu Paketdiensten

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Parken in zweiter Reihe, auf Geh- und Radwegen oder in Einfahrten: Mit solchen Aktionen fallen Paketdienste im Straßenverkehr immer wieder negativ auf. Und seit das Coronavirus das normale Leben vor eineinhalb Jahren zum Erliegen gebracht hat, ist die Situation auf den Straßen noch schlimmer geworden. Denn viele bestellen für das Geld, das sie normalerweise fürs Reisen ausgeben würden, etwas im Internet, was dann von einem Paketdienst zu ihnen nach Hause gebracht wird. Die Grünen haben nun beantragt, mittels eines runden Tisches die Lieferungen insbesondere auf den letzten Metern bis zur Haustür zu verbessern. Ihr Antrag wurde jedoch mit zehn zu 14 Stimmen vom Gemeinderat abgelehnt.

"Die Zahl der Online-Paketbestellungen ist stark angestiegen, gerade in letzter Zeit", begründete Walter Voit (Grüne) den Antrag. Angestoßen wurde der Antrag dem Verkehrsreferenten zufolge auch vom Agenda-Arbeitskreis Verkehr sowie dem Bund Naturschutz. Von ihnen stammt die Prognose, dass der Lieferverkehr bis 2030 um weitere 36 Prozent wachsen werde; bereits jetzt finden 60 Prozent des Verkehrs in Städten statt. Deshalb soll Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) Vertreter der Paketdienste, der Gewerbetreibenden, des Gemeinderates und von Energieunternehmen wie der Komm-Energie zu einem gemeinsamen Gespräch einladen, bei dem mögliche Synergieeffekte gefunden werden könnten.

"Auch den lokalen Handel könnte man sinnvoll einbinden", unterstrich Voit sein Anliegen. Der Gemeinderat verwies auf Gespräche, die er bereits mit einigen Gewerbetreibenden geführt hat. Eine Idee ist beispielsweise, dass Gröbenzeller Geschäftsleute Lieferungen entgegen nehmen und diese später an die jeweiligen Personen aushändigen, die sie bestellt haben. Die Geschäftsleute könnten auf diese Weise sogar neue Kunden gewinnen, erläuterte Voit. Eine weitere Idee ist ein Mikro-Depot, eine Zwischenlagerfläche, zu der Lieferanten ihre Ware bringen. Von dort aus könnten klimafreundliche Fahrzeuge, beispielsweise Lastenfahrräder oder Elektro-Autos, die Pakete dann in ganz Gröbenzell ausfahren.

"Das ist ein Riesenthema", begrüßte Gregor von Uckermann (SPD) die Überlegungen. Wie die Mehrheit im Ratsgremium indes sieht auch er die Gemeinde Gröbenzell nicht als die geeignete Ansprechpartnerin. Das müsse auf Bundesebene besprochen werden: "Ich weiß nicht, ob Amazon, DHL und Co. zum runden Tisch nach Gröbenzell kommen", äußerte Uckermann Zweifel an dem Antrag der Grünen. "Einen runden Tisch kann man gerne machen", erklärte Bürgermeister Martin Schäfer. Das müssten aber die Gewerbeverbände organisieren. Der Lieferverkehr der etwa zehn Paketdienste sei aber nicht das Problem in Gröbenzell: "Unser Problem ist tatsächlich der Individualverkehr", betonte der Bürgermeister.

© SZ vom 26.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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