Gröbenzell:Kompromiss mit Tücken

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Planer sollen entscheiden, ob Teile des alten Gröbenzeller Rathauses erhalten werden

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Einen Teilerfolg hat der Heimatverein "Die Gröbenhüter" in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag erzielt. Die Mehrheit des Gremiums stimmte dafür, den Erhalt des Ostflügels oder ersten Rathauses als Option im Planungsverfahren zu wahren. Die Gröbenhüter halten das Gebäude für einen das Ortszentrum prägenden, erhaltenswerten und wichtigen Bau aus der Anfangszeit der jungen Gemeinde. Allerdings verwässerte der Gemeinderat in einer fast dreieinhalbstündigen Diskussion das Anliegen des Vereins.

Aus den vorgesehenen zwei Varianten für die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs wurde sodann eine, die den Wettbewerbsteilnehmern nun freistellt, ob sie Teile aus dem Bestand erhalten wollen oder nicht. Gegen diesen Text stimmte eine Minderheit von sechs Gemeinderäten. In der einen ursprünglichen Formulierung hätten die Architekten untersuchen sollen, ob ein Erhalt des Ostflügels sinnvoll ist. Die zweite Variante sah den Totalabriss des alten Rathauses und einen Ersatzbau an der bisherigen Stelle vor.

Diese Debatte kommentierte Hans Böhmer (FW), der als Beirat im Verein der Gröbenhüter die Initiativen zum Erhalt des Ostflügels mitgegründet hatte, mit den Worten: "So geht es nicht!" Ausgangspunkt sei die Idee gewesen, den rechten, östlichen Flügel als Zeitzeugnis zu erhalten. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) setzte dem entgegen, ergebnisoffen vorzugehen, beinhalte alles. Es könnte also auch der Westflügel mit der ehemaligen Post erhalten werden. Dann könne auch der Mittelbau aus den Siebzigerjahren bewertet werden, ergänzte Peter Falk (SPD). Claudia O'Hara-Jung (UWG) plädierte für den Totalabriss. Laut O'Hara-Jung sprechen gestalterische und rechtliche Probleme sowie um mindestens 1,2 Millionen Euro höhere Baukosten gegen den Erhalt des nicht schönen Baus aus den Fünfzigerjahren. Die objektiven Kriterien seien gravierender als der subjektive gestalterische Wert. Böhmer verlor ob dieser Einschätzung kurz die Contenance. Ihm war sein Anliegen so wichtig, dass er eine namentliche Abstimmung beantragte.

Markus Rainer (Grüne) wies auf urheberrechtliche Probleme des Erhalts des Ostflügels hin. Schließlich sei der Abriss beschlossen worden, als Erben des Architekten, der den Mitteltrakt aus den Siebzigerjahren geplant hatte, gegenüber der Gemeinde ihr Urheberrecht geltend machten. Rainer befürchtete, dass sich das Urheberrecht auf das Gesamtensemble erstrecken könnte und damit auch den in den Siebzigerjahren leicht modifizierten Ostflügel umfasse. Der Grüne riet dazu, vor der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs eine Verzichtserklärung der Erben einzuholen. Diese Frage soll, so der Rat eines Experten, während des Verfahrens, aber nicht vorher geklärt werden, da der Urheberrechtsanspruch in Abhängigkeit von der jeweils konkreten Planung zu sehen sei.

CSU-Fraktionssprecherin Brigitte Böttger bezeichnete die Initiative der Gröbenhüter als "Arbeitsauftrag" an den Gemeinderat. Als ebenso wichtig bezeichnete sie die Bürgerbeteiligung und Transparenz. Zudem dürften die Baukosten nicht aus dem Ruder laufen. Der Sitzungssaal im neuen Rathaus sei so zu konzipieren, dass er für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden könne. In der vom Gemeinderat beschlossenen Fassung der Ausschreibung ist die entsprechende Passage etwas unverbindlicher formuliert. Sie lautet: "Der Rathaussitzungssaal kann so geplant werden, dass darin auch öffentliche Veranstaltungen durchgeführt werden."

Aus allen Bewerbern wählt eine Jury 24 bis 26 Teilnehmer aus, die zum Architektenwettbewerb zugelassen werden. Die Arbeiten müssen bis Ende Mai abgegeben werden.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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