Gröbenzell:Kein Mitleid mehr mit Bettlern

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Gröbenzell will aggressives Verhalten von Banden nicht länger dulden

Von Gerhard eisenkolb, Gröbenzell

Seit etwas mehr als vierzehn Tagen geht die Gemeinde Gröbenzell gegen aggressive bandenmäßige Bettler in der Bahnhofsunterführung vor. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) begründete in der jüngsten Gemeinderatssitzung diesen Schritt mit einem unangenehmen Erlebnis, in das er selbst involviert war. Schäfer nannte keine Details des Vorfalls, er verwies darauf, dass er früher gegenüber Bettlern tolerant gewesen sei. Das sehe er nun ganz anders. Laut Schäfer sollen sich in Zukunft Beamte der Polizeiinspektion Gröbenzell darum kümmern, dass sich in der Bahnunterführung keine Bettler mehr aufhalten. Was Schäfer aufbrachte, sind die Strukturen der gut organisierten Bettlerbanden. Denen gehe es nicht mehr darum, ob jemand arm sei und das Geld benötige.

Markus Rainer zeigte sich trotzdem "unangenehm berührt", wie er sagte. Der Grüne differenzierte zwischen solchen Bettlern, die nur brav dasäßen und die Hand aufhielten, und solchen, die Passanten dazu nötigten, ihnen Geld zu geben. Rainer regte deshalb an, behutsam vorzugehen und Fingerspitzengefühl zu zeigen. Dagegen plädierte Thomas Breitenfellner (CSU) für eine harte Linie. Da an den Spenden ganz andere verdienten als diejenigen, die in der Unterführung die Hand aufhalten, gelte es, ein solches organisierte Bettelunwesen in der Gemeinde ganz zu verhindern. Zudem beeinträchtigt die Bettelei laut Breitenfellner inzwischen das Sicherheitsgefühl vieler Gröbenzeller. Der CSU-Gemeinderat forderte die Gemeindeverwaltung deshalb dazu auf, eine Ortssatzung vorzulegen, um der Polizei eine handhabe zum einschreiten gegen Bettler zu geben.

Auch Karlheinz Pangerl, Leiter der Polizeiinspektion in Gröbenzell, verweist darauf, dass aggressive Bettlerbanden das Sicherheitsgefühl der Betroffenen stark beeinträchtigen können. Da Bettelei als solche jedoch nicht verboten sei, fehle seinen Beamten, die in der Bahnunterführung regelmäßig kontrollieren, die Rechtsgrundlage, um dagegen vorzugehen. Hilfreich wäre laut Pangerl ein Ortssatzung. Ansonsten sei es schwierig, einen Platzverweis zu erteilen. Da das Geld vorher systematisch von Bandenmitgliedern eingesammelt werde, hätten die Bettler bei Kontrollen nur geringe Beträge bei sich. In der Regel seien es nur fünf bis zehn Euro.

Der Inspektionsleiter erinnerte daran, dass die Gemeinde Gröbenzell früher toleranter war und eine andere Auffassung vertrat. Mit der Zunahme des aggressiven Einforderns von Geldbeträgen, habe sich das geändert. Bewährt hat sich laut Pangerl das Vorgehen der Stadt Puchheim, die zum Zuständigkeitsbereich seiner Inspektion gehört. Ließen sich Bettler in der Puchheimer Bahnunterführung nieder, informiere das Rathaus umgehend die Polizeidienststelle, was ein schnelles Eingreifen der Ordnungshüter nach sich ziehe.

Karlheinz Pangerl erinnert daran, dass organisierte Bettlerbanden nicht nur in Gröbenzell, sondern inzwischen in der ganzen Region München für Kommunen und Ordnungshüter zu einem Problem geworden sind.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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