Gröbenzell:Igel zerhäckselt am Bahndamm

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Trauriger Fund: Schlimm zugerichtet sind die toten Igel, die Anwohner am Bahndamm in Gröbenzell entdeckt haben. (Foto: Privat)

Anwohner finden mindestens drei tote Tiere, die schon im Winterschlaf waren und bei Mäharbeiten getötet wurden

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Mindestens drei Igel, vermutlich aber noch einige mehr, sind bei Mäharbeiten an einem Bahndamm in Gröbenzell regelrecht geschreddert worden. Anwohner haben den Fund der unter Schutz stehenden Tieren an den Bund Naturschutz gemeldet. Der wiederum hat die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt über den Vorfall informiert. Das Bußgeld für das Fangen, Verletzen, Töten von Igeln sowie für die Beschädigung oder Zerstörung ihrer Fortpflanzungs- oder Ruhestätten beträgt in Bayern bis zu 50 000 Euro. Unklar ist noch, ob der Grund tatsächlich der Bahn gehört und wer die Arbeiten vorgenommen hat. Weder der Konzern noch die Behörde haben bisher auf eine entsprechende Anfrage der SZ reagiert.

"In Puchheim stellen sie Schilder auf, "Nehmt Rücksicht auf die Igel", und bei uns werden sie geschreddert." Die Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Gröbenzell, Ariane Zuber, ist entsetzt. Sie wurde von der Familie Gladiator informiert, die nahe des Bahndamms wohnt und unlängst bemerkte, dass bei den herbstlichen Pflegearbeiten am Bahndamm nicht nur Gräser und andere Gewächse zerhäckselt worden sind. Aufgrund des Hinweises machte sich Zuber am Mittwoch selbst ein Bild von der Situation an dem Bahndamm, der südwestlich des Bahnhofs in Richtung Olching führt. Zuber begutachtete das Gebiet, wo die Parkstraße abknickt und Raum für eine Wiese lässt.

"Wir haben drei gefunden", berichtet die BN-Vorsitzende, "auf einem kurzen Stück von 200 Metern". Sie vermutet, dass die Tiere, die seit 2017 auf einer Vorwarnliste der roten Liste für bedrohte Arten stehen, bereits im Winterschlaf waren. Und sie befürchtet, dass die drei identifizierten Tiere nicht alle waren; Passanten hatten vier tote Igel gezählt.

Zuber erzählt von undefinierbaren Haufen, auf den ersten Blick aus Pflanzenteilen bestehend, die sie nicht näher habe inspizieren wollen. Und sie unterstreicht, dass sie nicht die ganze Strecke des frisch gemähten Bahndamms abgegangen ist. "Man hat mir gesagt, das geht bis zum kleinen Olchinger See." Sollten sich dort weitere Igel zum Winterschlaf eingerichtet haben, was wahrscheinlich scheint, da es Richtung See immer ruhiger wird, haben vermutlich auch sie nicht überlebt.

Dabei wäre der Tod der vom Aussterben bedrohten Tiere vermeidbar gewesen. Nach Zubers Ansicht hätte man das Areal vor dem Mähen absuchen müssen. Und man hätte nicht bis zum Boden mähen müssen, sondern den Bewuchs bis auf Igelhöhe belassen können. Aber: "Da ist jetzt gar nichts mehr, also blanke Wiese bis zum Boden hin." Für die Naturschützerin ist der Tod der Igel aus verschiedenen Gründen ein großer Verlust, nicht nur weil die Igelpopulation seit Jahren kleiner wird. Die Tiere seien "richtig fette Igel" gewesen. Sie hätten also gute Chancen gehabt, den Winter zu überstehen und sich im nächsten Jahr zu vermehren.

Noch ist unklar, wem der Grund gehört und wer für die Mäharbeiten verantwortlich ist, da Bahn und Landratsamt am Donnerstag keine Stellungnahme abgaben. In den sozialen Medien gab es bereits entsetzte Kommentare.

© SZ vom 19.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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