Gröbenzell:Helferin der Bienen

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Die Gröbenzellerin Janine Lipowsky schließt eine Ausbildung zur Umweltbildnerin ab und will sich für die Insekten einsetzen

Von Maren Jensen, Gröbenzell

Die Imker sind alarmiert. Mehr als die Hälfte der in Bayern lebenden Bienenvölker sind bereits ausgestorben. Die Prognose für die kommenden Jahre sieht ebenfalls nicht erfreulich aus: Die Biene könnte bald ein vom Aussterben bedrohtes Exemplar unter den Tieren sein. Auch in der Region ist das Bienensterben ein ernst zu nehmendes Problem. Der Fürstenfeldbrucker Imkerverein macht seit Jahren auf das Thema aufmerksam und diskutiert monatlich die für die Pflege der Bienen nötigen Arbeiten. Als sich die Gröbenzellerin Janine Lipowsky näher mit dem Thema auseinandersetzt, ist ihr die dramatische Lage schnell bewusst. Vor acht Jahren half sie einen Imkerfreund aus, seitdem ist die 47-jährige im Imkerverein München-Lochhausen tätig. Als studierte Biologin kennt sie sich bestens mit der physischen Leistung der Bienen sowie mit der ökologischen Bedeutung der Insekten aus. Wie der Rückgang der Völker allerdings in der Praxis aussieht, lernte sie erst in den vergangenen Jahren. "Wer weiß schon, dass ein Bienenvolk eine Strecke von 140 000 Kilometern zurücklegt, um einen Liter Honig zu produzieren", fragt sich Lipowsky, die heute als Redakteurin arbeitet. "Sie leisten sehr wichtige Arbeit." Etwa 200 Blüten bestäubt eine Biene täglich.

Um weiter in der Imkerbranche aktiv sein zu können, meldete sie sich im Frühjahr 2014 für eine Ausbildung zur Umweltbildnerin an. In der 19 monatigen berufsbegleiteten Qualifizierung setzte sich die Gröbenzellerin intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, um mehr über das Leben der Bienen zu erfahren und damit einen eigenen Teil zur Erhaltung des Tieres beizutragen. Kürzlich hat ihr der Leiter des Referats "Bildung zur Nachhaltigkeit" im Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Christoph Goppel, das Abschlusszertifikat verliehen. "Das war ein wirklich toller Moment", sagt sie. Mit einem Lächeln steigt sie auf die Bühne. Stolz nimmt sie die Auszeichnung entgegen. Mit 23 weiteren Teilnehmern kann Lipowsky nun ihre Kompetenzen in Planung, Gestaltung, Projektmanagement und Evaluierung von Lernprozessen für eine nachhaltige Entwicklung nachweisen. "Der Grundstein ist gelegt, nun möchte ich so vielen Menschen wie möglich zeigen, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf die Biene ist".

Um die gesamte Organisation des feierlichen Abschlusses kümmerte sich die Ausbildungsgruppe selbst. "Wir teilen alle einen nachhaltig bewussten Lebensstil", sagt Lipowsky. Als Beweis dafür bastelten die Teilnehmer Namensschilder aus Baumrinde und verschickten Pressemappen aus alter Kalenderrinde. "Am Anfang war ich etwas skeptisch, aber im Endeffekt war ich regelrecht begeistert", sagt Lipowsky. Überreicht wurden die Zertifikate in der Ökologischen Akademie in Lindau.

Geprüfte Bienenexpertin: Janine Lipowsky bei der Überreichung des Zertifikats durch Christoph Goppel. (Foto: oh)

Im Rahmen einer vierwöchigen Praxisphase befassten sich die Teilnehmer mit einem eigenen Projekt. Dieses organisierte Lipowsky im Juli 2015 in der Ährenfeldschule in Gröbenzell unter dem Titel "Bienen brauchen Blüten - Vom Honig zur Blumenwiese". Die 47-jährige lehrte damit einer vierten Klasse spielerisch, welche Bedeutung die Artenvielfalt in unserer Gesellschaft hat. "Die Kinder sollten mit allen Sinnen erfahren, was die Biene für uns tut und welche unersetzliche Rolle sie in unserem Leben spielt", sagt Lipowsky.

Neben einem Quiz mit Honigprobe, einem Spiel, das die Sammelleistung der Biene körperlich erfahrbar machen sollte und einem Besuch am offenen Bienenkasten stellten die Schüler selber Bienenwachskerzen und "Samenbomben" her. Unter letzteren ist eine Mischung aus Erde, Lehm und Bienenweide-Saatgut zu verstehen, die zu einer besseren Ernährungsmöglichkeit der Insektengruppe führen soll. "Die Arbeit in der Schule hat mir sehr gut gefallen, in Zukunft möchte ich weitere Projekte mit Kindern machen, da ich zu ihnen einen ganz anderen Zugang bekomme", sagt Lipowsky. Zum Abschluss mussten alle Auszubildenden ihr Projekt vor der Gruppe präsentieren und einen Abschlussbericht schreiben. "Ich bin sehr stolz darauf, mich nun Umweltbildnerin nennen zu dürfen", sagt die Gröbenzellerin.

Projektschwerpunkte der Ausbildung bildeten zudem Biodiversität, nachhaltige Lebensstile sowie interkulturelle Umweltbildungsarbeit mit Flüchtlingen. "Wenn man sich das erste Mal mit den Themen Nachhaltigkeit und Bienensterben auseinandersetzt, ist alles sehr negativ. Den Rückgang der Vielfalt zu beobachten, ist nicht einfach", sagt Lipowsky im Rückblick. Ausgesummt habe die Biene ihrer Meinung nach aber noch nicht. "Die Ausbildung hat mich gelehrt, positiver zu denken. Noch können wir alle etwas für den Erhalt der Biene tun".

Wer sich für die Imkerei interessiert, kann am Grünen Zentrum in Puch einen Anfängerkurs über Bienenhaltung machen. An acht Nachmittagen stehen Theorie und Praxis auf dem Lehrplan. Der Kurs beginnt am Mittwoch, 30. Januar, im Grünen Zentrum, Kaiser-Ludwig-Straße 8. Anmeldung per Mail an vorstand@imkerbruck.de oder unter Telefon 08193/88 85.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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